Rätselraten über US-Konjunktur
Die Auguren sind sich einig: Die US-Rezession fällt aus. Schon kaum noch einer redet von dem Risiko, dass die Rezession verschoben ist. Auffällig ist der Wechsel im Meinungsbild des Conference Board. Das berechnet den Leading Economic Index. Der signalisiert seit Juli 2022 für die US-Konjunktur eine Rezession und divergiert mit dem S&P500 seit dessen Zwischentief im Oktober vorigen Jahres. Aufgrund der langen Abweichung gab der mitgliederbasierte Think Tank nun seine Rezessionserwartung mit Blick auf die Entstehung neuer Arbeitsplätze und den Konsum auf. Auch eine Umfrage des Wall Street Journals bestätigte die positive Einschätzung für die US-Konjunktur.
Zweifel über US-Konjunktur
Unsere Zweifel an dieser inzwischen unverblümt positiven Einschätzung bleiben bestehen. Denn ausgerechnet der unbeirrte Aktienmarktanstieg trug neben einer verbesserten Kreditverfügbarkeit zur Wende in der Konjunktureinschätzung bei. Allerdings ist der Markt stark verzerrt. Insbesondere die Marktbreite ist gering. Nu wenige Aktien ziehen den ganzen Markt nach oben.
Das zeigt sich auch in zunehmenden Vorbehalte gegenüber dem Aktienmarkt unter den Profis. So stieß Jamie Dimon, CEO von Amerikas größter Bank JP Morgan, erstmalig Aktien im Wert von 150 Mio. USD ab. Auch der „Wiederholungstäter“ Jeff Bezos, CEO von Amazon, veräußerte jüngst weitere 50 Mio. Aktien des Onlinehändlers. Parallel dazu reduzierte Mark Zuckerberg seinen Anteil in Meta und auch Warren Buffet in Apple. Diese Profis sehen derzeit wohl eine gute Gelegenheit, ihre Stücke teuer an den Mann zu bringen.
Der Preisdruck geht langsam zurück
Die Inflationsdaten fallen derzeit langsam weiter. Das Inflationsziel von 2% kommt damit langsam in Reichweite. Es dürfte aber noch dauern, bis die Fed erste Zinssenkungen umsetze. Mit Argusaugen wird die Kerninflation beobachtet. Sie dürfte erheblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Dollars haben. Selbst wenn sich die Konjunktur abschwächt, wie die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter nahelegen, wird es die Preisentwicklung sein, die das Tempo für die Zinssenkungen vorgibt. Relevant sind auch Löhne und Mieten. Insbesondere bei den Einkommen bleibt der Druck hoch. Die Löhne stiegen um 1%, erwartet worden war ein Plus von 0,3%.
Die Fed dürfte deswegen in eine schwierige Situation kommen. Denn wenn der Preisdruck zurück geht, die Kernrate aber relativ hoch bleibt, wird die Fed mit Zinssenkungen zögern müssen. Das dürfte den Dollar stützen. Auch in der Eurozone geht die Inflation langsam zurück. In Deutschland sank sie gerade auf 2,5%, die Konjunkturprognosen bleiben schlechter als in den USA.