Risiko einer Inflation mit Zweitrunden-Effekten
An den Finanzmärkten deutet sich ein Politikwechsel bei den Notenbanken an. Als erste große westliche Notenbank haben die Geldhüter aus Kanada nun eine Zinspause angekündigt. Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die ähnliche Schritte von der Fed und EZB erwarten. Beide Notenbanken haben aber noch Schritte vor sich. Und alle Notenbanker müssen abwarten und eine ganz andere Frage beantworten...
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird den Leitzins in der nächsten Woche voraussichtlich um 50 BP anheben. Auch für März hat die EZB einen solchen Zinsschritt in Aussicht gestellt. Einen Tag vor der EZB (1.2.) wird die US-Notenbank ihren Leitzins ebenfalls anheben. Praktisch alle Marktteilnehmer (99,7%) gehen davon aus, dass die Fed ihr Zinsanhebungstempo drosseln und nur noch einen kleineren Zinsschritt von 50 BP gehen wird. Die große Frage bleibt, ob die Fed Anfang Februar bereits ein Ende ihrer Zinserhöhungen ankündigen wird.
Kanada läutet Zinspause ein
Die Notenbank von Kanada hat bereits eine Zinspause angekündigt. Die Geldhüter der BoC haben den Leitzins zwar gerade noch einmal auf 4,5% angehoben. Der jüngste Zinsschritt (+0,25 Prozentpunkte) soll vorerst aber der letzte gewesen sein. Nach insgesamt acht Zinserhöhungen will die BoC erst einmal pausieren und die Auswirkungen der Zinsanhebungen auf die Wirtschaft und die rückläufige Inflationsrate abwarten.
Die Ankündigung der Zinspause war für die Finanzmärkte eine Überraschung. Der Kanada-Dollar kam prompt unter Druck. Insbesondere bei USD|CAD sehen wir jetzt eine gute Chance. Der Greenback ist seit Jahresanfang von 1,37 auf 1,33 USD|CAD abgesackt. Hier hat er aber eine gute Unterstützung erreicht. Jetzt könnte der USD wieder Rückenwind bekommen, wenn die BoC stoppt, die Fed aber noch weiter läuft. Ein Long USD|CAD mit Blick auf 1,36 ist daher eine Spekulation wert. Auch am Anleihemarkt hat sich die Ankündigung der Zinspause ausgewirkt. Die Renditen fielen.
Wann bremsen Fed und EZB?
Die Zinspause der BoC könnte ein Vorbote auch für andere Notenbanken sein. Das Festzurren des Leitzinses könnte die Fed dazu bewegen, ihr Zinstempo im März dann ebenfalls mit einem zunächst abschließenden kleinen Zinsschritt zu drosseln. Dieser Bewegung könnte sich dann auch die EZB anschließen. Im Eurotower tobt ohnehin schon eine Diskussion über den weiteren Zinspfad und immer mehr Ratsmitglieder plädieren für einen Zins-Stopp.
Fazit: Der Leitzinsgipfel scheint nahe zu sein. Die BoC legt vor, die Fed wird nachziehen. Die EZB hängt am weitesten hinterher und dürfte noch bis in den Mai hinein die Zinsen erhöhen. Der Euro dürfte daher noch einigen Rückenwind haben. Abzuwarten bleibt unterdessen, ob die Notenbanken mit diesen Erhöhungen die Inflation bereits eingefangen haben oder ob es "Zweitrunden-Effekte" geben wird.