Rohstoffwährungen entkoppeln sich von Rohstoffpreisen
Auf den Währungsmärkten ist ein neues Phänomen zu beobachten: Die Rohstoff-Währungen entkoppeln sich von der Entwicklung der Rohstoffpreise. Oder anders: Erhöhte Rohstoffpreise geben der Landeswährung nicht mehr den Auftrieb, den sie ihr früher gaben. Das sieht man am Brasilianischen Real, dem Australischen Dollar, aber auch am Kolumbianischen Peso und Russischen Rubel.
Verwunderlich ist es deshalb, da sich mit erhöhten Rohstoffpreisen normalerweise die „Terms of Trade“ für ein Land verbessern. Das heißt, ein Land kann bei Herausgabe einer bestimmten Menge seiner Waren – hier Rohstoffe – im Gegenzug eine größere Menge an Waren aus einem Drittland beziehen als vorher. Das schafft Wohlfahrtsgewinne und hat in der Vergangenheit stets die Landeswährung gestärkt.
Der Bruch kam 2014
Der Bruch scheint 2014 erfolgt zu sein. Damals gab es den heftigen Einbruch beim Ölpreis. Die USA waren fulminant in die Schieferölproduktion eingestiegen. Danach erholte sich der Ölpreis zwar wieder, doch die Terms of Trade speziell von ölabhängigen Ländern wie Russland oder Brasilien zogen nicht in gleicher Weise mit.
Deutlich besser lief es seitdem für Australien und Chile. Hier handelt es sich um zwei Länder, in denen sich – anders als bspw. in Brasilien – politische Risikoabschläge auf die Währung weitgehend ausschließen lassen. In Kolumbien könnte man wiederum einen „Fiskalabschlag“ auf den Peso unterstellen, aber nicht in Russland. Das Institute of International Finance vermutet daher, dass diese Entkopplung systemisch ist und nicht die länderspezifischen Risikoprämien widerspiegelt.
Fazit: Sowohl Unternehmer, die in Rohstoffwährungen zahlen, als auch Investoren sollten das neuartige Phänomen für ihre Dispositionen im Blick behalten. Ein Aufschwung bei den Rohstoffen zieht die Rohstoff-Währung nicht mehr zwingend mit.