Südafrikas Zwischenhoch beendet?
Am Rand lässt sich gerade das Chance-Risiko-Verhältnis bei einer Zinsspekulation in Fremdwährung festmachen. Im November 2020 (FD vom 6.11.2020) schrieben wir Ihnen vom wirtschaftlichen Erholungspfad, auf dem sich das Land befindet. Und tatsächlich hat Rand zum Euro seitdem von 20,3 auf 17,72 EUR|ZAR zugelegt. Das sind 2,6%.
Die starken Schwankungen aber machen gerade ein Anleiheninvestment schwierig. Es ist ein Glücksspiel. Auf 5-Jahres-Sicht, also heute im Vergleich zum Februar 2016, hat der Rand gerade mal um 2,6% abgewertet. Derzeit gibt es für die South Africa, Republic of RC-Loan 1997(26) No. 186, die bis zum 21.12.2026 läuft, 7,14% Rendite, also einen Aufschlag von knapp 7,8% zu einer entsprechenden Bundesanleihe, die aktuell im Minus rentiert. Der Kurs von 115 zeigt, dass die südafrikanische Anleihe durchaus nachgefragt ist. Und würde sich der Kurs auf 5 Jahre wieder nur um 2,6% verschlechtern, wäre es ein gutes Geschäft. Hätte man eine ähnliche Anleihe jedoch im Februar 2017 erworben und hätte sie m Juni 2020 verkauft, hätte allein der Währungsverlust 32% betragen (Kurse EUR|ZAR am 1.2.2017 = 13,8 und am 1.6.2020 = 20,3).
Zuma sucht die Eskalation
Aktuell stehen Anleger wieder vor einer Herausforderung. Die politische Situation im Land eskaliert. Die Politik beherrscht wieder einmal das Geschehen in Südafrika. Die Aufklärung der wüsten Orgien von Korruption und Bereicherung in der Amtszeit Jacob Zumas wird immer mehr zum Machtkampf zwischen der Zuma-Fraktion und dem Rest des Staates.
Konkreter Anlass der Eskalation: Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma weigert sich, den Vorladungen einer von der früheren Public Protector Thuli Madonsela geforderten Kommission Folge zu leisten. Die vom Verfassungsrichter Raymond Zondo geleitete „Zondo-Kommission“ zur Untersuchung der Korruption und Plünderung des Staatsvermögens in der Amtszeit Zumas wurde vom Parlament eingesetzt. Die Anwälte des Ex-Präsidenten haben alle Einspruchsmöglichkeiten gegen die Vorladungen ausgeschöpft. Alle Instanzen bis hin zum Verfassungsgericht haben die Einsprüche abgewiesen.
Zuma inszeniert die Flucht vor der Justiz als Befreiungskampf.
Zuma und seine Getreuen inszenieren den Konflikt jetzt als Fortsetzung des Befreiungskampfes gegen die weiße Apartheid. Zuma selbst hat sich auf seinem privaten Landsitz Nkandla eingeigelt und wird dort von einer Art Leibwache aus Mitgliedern der Veteranenorganisation Umkhonto weSizwe Military Veterans’ Association (MKMVA) geschützt.
Da beinahe täglich mit einem Haftbefehl und einer (kurzen) Gefängnisstrafe wegen Missachtung der Gerichtsurteile und der Vorladungen zu rechnen ist, steigen die Spannungen. Richter Zondo ließ jedenfalls keinen Zweifel daran, dass er einen Haftbefehl und eine Strafe gegen Zuma beantragen will.
Die Polarisierung wird immer schärfer.
Im Gegenzug kam es kürzlich schon zu Straßenblockaden durch MKMVA-Mitglieder in Durban. Bezeichnenderweise warnte Verteidigungsministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula die Veteranen bereits, sich zu „konterrevolutionären“ Aktionen hinreißen zu lassen, womit sie sich in eine Polizei-Aufgabe einmischte. Allerdings distanzierte sich auch die MKMVA-Regionalorganisation von der Aktion. Zumas Festnahme dürfte aber mit ziemlicher Sicherheit auf bewaffneten Widerstand der Veteranen treffen, wie MKMVA-Führer Carl Niehaus deutlich machte.
Fazit: Es ist mit unerfreulichen Nachrichten aus Südafrika zu rechnen und dabei nicht ausgeschlossen, dass das Wort „Bürgerkrieg“ fällt. Die Chance ist, dass Südafrika endlich die bleierne Zuma-Zeit hinter sich lässt. Wir sehen auf mittlere Sicht von fünf Jahren sogar ein positives Chance-Risiko-Verhältnis.
Empfehlung: Spekulativ orientierte Investoren sollten die Nachrichten genau verfolgen und Liquidität bereit stellen um zu kaufen, wenn „die Kanonen donnern“ (soweit sie auch einen Totalverlust tragen können). Denkbar ist ein Investment in die im Text erwähnte Staatsanleihe mit der ISIN ZAG 000 0163 20, die in ZAR gehandelt wird, aber nur ein „Ramsch-Rating“ (BB) hat.