Turbulenzen voraus
Inhaber von britischen Staatsanleihen sollten den Ausgang des schottischen Unabhängigkeitsreferendums im Auge behalten.
Inhaber von britischen Staatsanleihen müssen sich auf eine turbulente Woche einstellen. Grund ist das schottische Unabhängigkeitsreferendum am Donnerstag. Im Falle eines „Yes“ zur Unabhängigkeit dürfte es an den Märkten kurzfristig zu Kursverlusten britischer Anleihen kommen. Diese könnten durch den Wechselkurs verstärkt werden, da das Pfund gegenüber dem Euro bei einer Abspaltung noch weiter nachgeben dürfte. Die Schuldentragfähigkeit Großbritanniens ist durch das Referendum nicht gefährdet. Sollte Schottland seine Zahlungsverpflichtungen verweigern, würde dies die Staatsschuldenquote Großbritanniens um ca. 10 Prozentpunkte erhöhen. Sie läge dann bei rund 100%. Das wäre für die Briten unangenehm, aber „machbar“, wie die Anleiheexperten der Commerzbank meinen. Langfristig kommt auf Großbritannien – mit oder ohne Schottland – noch die Frage des Verbleibs in der Europäischen Union zu. Frühestens 2016 oder 2017 könnten die Briten über einen „Brexit“ entscheiden. Auch das schürt weitere Unsicherheiten – die durch eine Abspaltung Schottlands noch verstärkt werden dürften. Denn die tendenziell eher europafreundliche Labour-Partei hat in Schottland eine wichtige Basis. Sollte diese wegfallen, steigen die Chancen der europaskeptischen Konservativen bei der Parlamentswahl 2015 und damit auch die für die Durchführung eines EU-Referendums.
Fazit: Inhaber von britischen Staatsanleihen sollten den Ausgang des Referendums im Auge behalten. Sorgen vor einem erhöhten Ausfallrisiko sind zwar übertrieben, doch drohen über kurz oder lang auch wegen der ungeklärten EU-Frage Kursverluste.