Währungshüter auf der Bremse
Der Yuan legte im Windschatten der Post-Covid-Erholung kräftig zu und lag kurzfristig sogar unter 6,40 USD|CNY. Dann griffen Pekings Währungshüter ein; zunächst verbal und dann auch mit Maßnahmen wie steigenden Sätzen für die Mindestreserven auf Währungsguthaben. Das hat die Wetten auf einen sinkenden Dollar verteuert.
Es war wohl nicht allein die Richtung des Trends sondern auch dessen Wucht, der die PBoC zum Handeln veranlasste. Denn die chinesischen Währungshüter fürchten gerade vor dem Hintergrund der starken Exportorientierung ihrer Volkswirtschaft die Risiken, die von allzu heftigen Schwankungen der Devisenkurse ausgehen.
USA brauchen die Aufwertungserwartung
Zudem haben die US-Währungshüter ihren Ausblick auf eine beginnende Normalisierung den Zinsen geliefert. Damit haben sie aus Sicht der PBoC zusätzlich Druck aus dem Kessel genommen. Dieser war durch die von der FED wohl bewusst angeheizte Erwartung steigender US-Zinsen angestiegen.
Für die USA steht die Finanzierung des gewaltigen Konjunkturprogramms im Hintergrund. Da kam die Nachricht, dass der Dollar-Anteil an den globalen Währungsreserven erstmals in den IWF-Zahlen unter 60% gefallen ist, zur Unzeit. Lenkt sie doch den Blick auf die Tatsache, dass das Leistungsbilanzdefizit 2020 der USA von immerhin 647 Mrd. Dollar nur zum kleineren Teil (280 Mrd. Dollar oder rund 43%) durch die Reservebildung kostenfrei finanziert wurde. Die USA werden die Erwartung von Zinssteigerungen und daraus folgenden Dollar-Aufwertungen ordentlich ankurbeln müssen. Nur so können sie die benötigten Zuflüsse in Gang setzen und halten. Die PBoC wird sich nicht so bald wieder um Aufwertungen sorgen müssen.
Wachstum bleibt erste Bürgerpflicht - auch bei der Bevölkerung
Unterdessen bleibt die chinesische Wirtschaft gemessen an den jüngsten Zahlen auf einem soliden aber relativ unspektakulären Wachstumskurs. Die Umsätze der Einzelhändler wiesen Zuwächse von 12,4%, die Industrieproduktion von 8,8% jeweils zum Vorjahresmonat aus. Die Einkaufsmanager-Indizes liegen im Expansionsbereich aber nicht allzu weit über 50 Punkte. Lediglich die jüngste Handelsbilanz wies surreal wirkende Zuwachsraten (plus „50%“) für den Handel aus. Sie beruhen auf starken Basiseffekten und gehören noch zum stürmischen Anfang des Aufschwungs.
Ansonsten aber gilt: Die großen Sprünge liegen hinter China. Solange keine Überhitzungserscheinungen oder andere Probleme zum Handeln zwingen, werden die Herren der PBoC wohl kaum an den Zinsen drehen. Denn Wachstum ist immer noch erste Bürgerpflicht in der Volksrepublik. Und das inzwischen auch im Hinblick auf die Kopfzahl: Mittlerweile hat auch die Führung in Peking erkannt, dass sie ein selbstverschuldetes demografisches Problem hat.
Fazit: An unserer Einschätzung, dass der Yuan auch längerfristig relativ stabile Bewertungen halten bzw. weiter aufwerten wird, hat sich nichts geändert. Wer mit üblichen Zinsen bei 2,5% leben kann, sollte Yuan-Papiere zumindest näher prüfen.
Empfehlung: Wo eine Lücke im Depot zu schließen ist, könnte die bis Mai 2024 laufende Yuan-Staatsanleihe (HK 000 020 070 6), die derzeit bei 2,5% rentiert, eine sinnvolle Anlagemöglichkeit bieten.