Die Neufassung des Inflationsziels
Die EZB ist trotz Corona-Krise weiter mit ihrer Strategie-Diskussion beschäftigt. Die Neufassung oder Neuinterpretation der Satzung spielt dabei eine gewisse Rolle. Erste Aussagen etwa von EZB-Präsidentin Lagarde oder anderen Verantwortlichen der Euro-Notenbanken deuten daraufhin, dass die neue Zielformel möglichst viel Spielraum für die Fortsetzung der ultra-expansiven Politik lassen wird.
So sieht Lagarde auch bei einer Inflation um 1,7% noch Handlungsbedarf. Das ist ein ganzes Stück entfernt von der ursprünglichen Regel aus der Zeit Wim Duisenbergs. Der damalige Chefvolkswirt Ottmar Issing konkretisierte die Formel „unter 2%“ mit einer Spanne um 1,5% bis 1,7%.
Problematische Erwartungen werden geweckt
Ein faktisch zu höherer Inflation verschobenes Ziel hätte für die EZB eine tückische Seite. Der Anreiz für die Regierungen wächst, Verantwortung für die Wirtschaftspolitik auf die EZB abzuwälzen.
Zum anderen aber droht sich die EZB selbst zu beschädigen. Denn ein hohes Ziel, das gebetsmühlenartig ständig wiederholt, aber auch ebenso hartnäckig verfehlt wird, weckt Zweifel an der Kompetenz der Währungshüter. Es würde das mühsam erworbene Vertrauen der Marktteilnehmer in die EZB in Frage stellen, was allerdings in gewisser Hinsicht gelegen käme.
Fazit: Die Strategiediskussion dient nicht zuletzt dazu, den Euro ein wenig zu schwächen und so in der gegenwärtigen Lage einen neuen expansiven Impuls zu setzen.