Inflation: Zu früh gefreut?
Das Flossbach von Storch Research Institute sieht vier gewichtige Gründe, dass die Inflation im Euroraum – möglicherweise kräftig – zurückkehrt. Voran geht die Annahme, dass die EZB ihren derzeit noch restriktiven Kurs nicht durchhält. Das heißt: Neben den ab Sommer erwarteten Leitzinssenkungen, die die kurzfristigen Zinsen drücken, verlässt die EZB wieder den Pfad der quantitativen Straffung; sie kauft also wieder verstärkt Staatsanleihen auf und sorgt damit auch für niedrigere Zinsen am langen Ende.
Im Zentrum dieser Erwartungen sieht der Autor Gunther Schnabl die Krise am Bau und Immobilienmarkt. Sie könnte über den anhaltenden Wertverfall der Immobilien als Sicherheiten für Bankkredite den europäischen Bankensektor erneut destabilisieren. In vielen Ländern, insbesondere Deutschland, werden Immobilien- und Bauinvestitionen über langlaufende Kredite getätigt.
Wachstum künstlich angefacht
Im Fall einer erneuten Lockerung der geldpolitischen Bremse würde die EZB die Kreditnachfrage der Unternehmen wieder ankurbeln. Das führt zwar auf lange Sicht zu nachlassender Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt, die ja jetzt schon Europas Unternehmen zu schaffen macht.
Andererseits kurbelt die EZB damit kurzfristig das Wirtschaftswachstum an. Der Immobilienmarkt und der Bausektor kämen – auch vor dem Hintergrund einer erkennbaren Distanzierung der Politik von allzu harten CO2-Einsparvorgaben – wieder ans Laufen. Zugleich würden die Eurostaaten über zusätzliches Ausgabenpotential verfügen.
Fazit: Der Preis dieser Politik wären dauerhaft höhere Inflationsraten im Euroraum und der stille Abschied vom 2%-Ziel bei den Preissteigerungsraten. Zugleich gehen wir damit den japanischen Weg einer lang anhaltenden Phase wirtschaftlichen Siechtums.
Empfehlung: Wer dem Gedankengang folgt, sollte für Anleihen und Festgelder die derzeit noch attraktiven Zinsen und Kupons ausnutzen und längere Laufzeiten wählen. Zugleich wird der Optimismus am Aktienmarkt einen neuen Impuls erhalten.