Konjunktur und Notenbanken: Warum die Pferde noch nicht saufen
Das Problem könnte in der Wahrnehmung liegen. Denn die Preise steigen ja weiterhin, nur nicht mehr so rasant wie zuvor. Die niedrige Steigerungsrate ist vor allem dem Rückgang der Energiepreise (-2,4%) zu verdanken. Diese Rechnung aber kommt gemeinhin erst später bei den Haushaltsvorständen an. Die Änderungen auf den Preisschildern in den Läden (oder auf den Plattformen) hingegen signalisieren weiterhin: es geht aufwärts mit den Preisen.
Im Durchschnitt stiegen die Lebensmittelpreise in Deutschland im März um +0,9%. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des amerikanischen Wall Street Journal unter US-Verbrauchern förderte zutage, dass trotz der rückläufigen Inflationsraten 74% der Befragten angaben, dass sich die Inflation im vergangenen Jahr in die falsche Richtung bewegt habe. Das ist statistisch gesehen Unfug, aber „gefühlt“ nachvollziehbar. Die Folge: Die Verbraucher treten auf die Bremse.
Vermögensverluste "gefühlt" noch nicht wieder ausgeglichen
Hinzu kommt: Der Vermögensverlust bei Aktien aus 2022 wurde 2023 noch nicht ausgeglichen und die Immobilienpreise befinden sich weiterhin im Sinkflug. Viele Menschen, die darauf ihre Altersvorsorge bauen, wie höhere Angestellte oder Selbständige, könnten deshalb der Ansicht sein, dass sich ihre Investitionen oder ihre Altersvorsorge im vergangenen Jahr in die falsche Richtung entwickelt haben.
Man muss als Individuum nah an den Kapitalmärkten sein, um den jüngsten Dreh mitbekommen zu haben. Denn nicht nur das Gesamtjahr 2023, auch das erste Quartal des Jahres lief für Aktien sehr gut. Zugleich gibt es wieder Verzinsung für Fest- und Tagesgeld. Aber in Deutschland sind nur 17,5% der Bevölkerung über 14 Jahre Aktienbesitzer.