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Weltweit boomt das Schuldenwachstum

Mehr ist weniger

Weltweit boomt das Schuldenwachstum. Copyright: Pixabay
Weltweit erleben wir seit Jahren insbesondere einen "Boom": bei der Verschuldung. Das gilt gleichermaßen für Staaten wie Unternehmen. Was dabei "hinten rauskommt", kann beileibe nicht mit dem Anstieg der Verbindlichkeiten mithalten. Das stellt so manche Regierungsstrategie infrage.

Das Credo (nicht nur) der Bundesregierung, aus den Schulden herauswachsen zu wollen, bekommt einen gewaltigen Dämpfer. Das Institute of International Finance (IIF), der „Weltverband“ der Finanzindustrie, kommt zu dem Schluss, dass die Fähigkeit durch Schulden Wachstum zu generieren, weltweit abnimmt. Und das seit Jahren.

Vor allem seit 2016 ist das weltweite Schuldenwachstum „beispiellos“. Um 52 Billionen Dollar erhöhten die Staaten und privaten Schuldner mal so eben ihre Verbindlichkeiten. Zwar gehen 15 Billionen davon auf das Konto von Covid-19 (in diesem Jahr). Aber schon zuvor übertraf der Schuldenaufbau seit 2016 bei weitem die 6 Billionen Dollar der Jahre 2012 bis 2015. Und auch die standen schon in der Kritik. Die "Weltschulden" betragen jetzt 272 Billionen US-Dollar. Per Jahresende werden sie damit beim mehr als Dreieinhalbfachen des Welt-Sozialprodukts liegen. In den Industrieländern allein beträgt die Quote 432% vom BSP.

Wachstum hat nur "marginal" zugelegt

Dies geschieht nicht zuletzt unter dem Einfluss einer neuen ökonomischen Denkschule. Sie hat längst Einzug in wichtige internationale Organisationen wie OECD und IWF Einzug gehalten. Nicht zuletzt steht die EZB-Chefin, die Französin Christine Lagarde, zuvor geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, diesen Ideen nahe. Sie besagen, dass neue Schulden in einem Umfeld niedriger Zinsen quasi keine Rolle spielen. Das nehmen sie zum Anlass, immer neue Schuldentürme zu errichten und damit wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme zuzukleistern.

Das Wachstum hat demgegenüber nur „marginal“ zugelegt. Die durchschnittliche Zuwachsrate betrug in den Jahren 2014 bis 2016 ganze 2,8%. Von 2017 bis 2019 waren es 2,9%. Wichtiger Grund für die anhaltende Wachstumsschwäche ist laut IIF die zunehmende „Zombifizierung“ der Unternehmen. Sie bremst Investitionen und Produktivitätsgewinne. Die Unternehmen selbst haben ihre Schuldenlast auf 80 Billionen hochgefahren. Das sind 103% des globalen BIP. Im 4. Quartal 2019 waren es erst 92%.

KMU stärker durch Covid-19 belastet

Die Auswirkungen der Pandemie belasten kleinere Unternehmen stärker als große. Die Gewinnschätzungen für die großen liegen um 20% unter denen „vor Covid“. Bei Kleinunternehmen liegen sie nach den Berechnungen des IIF bis zu 75% darunter. Das Verhältnis der Schulden zu den Gewinnen vor Zinszahlungen und Steuern (EBITDA) beträgt bei Kleinunternehmen jetzt das 9-fache.

Auffällig ist der Anstieg der Schuldenquote insbesondere bei KMU in der Schweiz, Kanada, Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich. Die kleinen Firmen in den nordischen Staaten Finnland, Schweden und Dänemark haben ihre Schuldenquoten dagegen runtergefahren.

Schwellenländer mit problematischer Schuldenperspektive

Die Unternehmen sehen sich laut IIF einer ungünstigen Zukunftskonstellation gegenüber. Perspektivisch (nach 2025) müssten sie mit einer wachsenden Schuldendienstbelastung rechnen. Die Demografie treibt die Verschuldung zudem weiter in die Höhe.

Zwar können die Schulden durch den rückläufigen Zinstrend von den Regierungen schon seit den 1980er Jahren leichter umgewälzt werden. Dennoch sind speziell in den „Emmas“ die Nettozinsausgaben anhaltend gestiegen. Die Quote von Zinsausgaben zu Einnahmen wird in den Schwellenländern in diesem Jahr ein Rekordhoch von 10% erreichen – nicht zuletzt wegen der rückläufigen Unternehmensgewinne dank der Covid-19-Maßnahmen der Regierungen. Perspektivisch wird diese Quote insbesondere in der Türkei, Indien, Südafrika und den Philippinen hoch bleiben (bei ca. 8%).

Industrieländer haben Schonfrist bis 2025

In den Industrieländern sollen dagegen nach den Prognosen des IWF (die sich das IIF nicht ausdrücklich zu eigen macht) bis 2025 niedrige Zinskosten den Regierungen das Leben erleichtern. Das entspricht auch den Schätzungen des Haushaltsbüros des US-Kongresses. Erst nach 2025 wird der Nettozinsaufwand voraussichtlich in die Höhe schnellen.

Fazit: Wenn das IIF Recht behält, wird die übernächste Bundestagswahl unter ganz anderen Vorzeichen stehen als die kommenden 2021. Denn dann wird nicht nur die gestiegene Schuldenlast unter der Perspektive wieder steigender Zinsen die politischen Spielräume einengen. Dann werden auch die Risiken in der Eurozone (wieder deutlich zunehmen).

Empfehlung: Unternehmen sollten möglichst antizyklisch freie Finanzressourcen zum Abbau ihrer Schuldenlast nutzen. Für Anleger bleiben zumindest bis 2025 Aktien die alternativlose Anlageform.

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