Grenzfragen
Momentan treiben diverse Sorgenkinder (Grexit, China) und Unsicherheitsfaktoren (US-Konjunktur) die Aktienmärkte an wichtige Grenzpunkte.
Die Korrekturen an den Aktienmärkten nähern sich kritischen Grenzen. Der Deutsche Aktienindex ist unter die bisherige Unterstützung bei 10.800 Zählern gefallen und hat den langfristigen Aufwärtstrend bei 10.600 Punkten getestet. Ergebnis: bestanden. Gebannt ist die Gefahr damit aber noch nicht. Bisher läuft die DAX-Korrektur ohne größere Dynamik oder gar den üblichen Panik-Abverkauf weiter. Vermutlich wird das auch in der kommenden Woche so sein – natürlich fast stündlich weiter bewegt durch das anhaltende Griechen-Gezerre. Um den kurzfristigen Korrekturmodus zu verlassen, müsste der DAX schon über 11.200 Zähler klettern. Langfristig bleibt das alte Hoch bei 12.300 Zählern relevant. Ein wenig heikler ist die Lage an der Wall Street. Dort greift der Dow Jones Index seine langfristige Unterstützung (200-Tage-Linie) an. Diese verläuft bei 17.700 Zählern. Gestern schloss der Index darunter. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Wallstreet das Niveau halten kann. Von der US-Notenbank gibt es dafür heute Abend vermutlich keine neuen Impulse. Zentral ist auch für die US-Währungshüter die Griechenfrage. Außerdem natürlich die US-Konjunktur. Innerhalb der Fed ist die Einschätzung aber genau so zwiespältig wie die Wirtschaftsentwicklung. Fundamental Neues zum Thema Zinswende erwarten wir daher nicht. Die Fed wird auf die wirtschaftliche Entwicklung warten. Zur konjunkturellen Entwicklung werden dann in den nächsten Wochen wieder etliche Zahlen vorgelegt. Denn in den USA beginnt die nächste Berichtssaison. Die wird heute wieder von Alcoa eröffnet – und auch viele Analysten werden genau hinsehen, ob das Wachstum der Unternehmensgewinne die Kurse rechtfertigt. Auch China bleibt im Fokus. Vermutlich rauschen im Reich der Mitte die Kurse vor allem wegen vieler Stopp-Loss-Orders herunter. Hintergrund: In China wurde zuletzt extrem stark auf Kredit spekuliert. Fallen die Kurse, fordern die Banken von den Investoren neue Sicherheiten (margin call). Können oder wollen die Anleger diese nicht geben, wird automatisch verkauft. Zur China-Sorge könnte die Bewegung beim Goldpreis passen. Denn trotz der Grexit-Debatten fällt die Notierung dieser handfesten Krisenversicherung. Die Nachfrage nach Gold reicht nicht einmal aus, damit das Edelmetall seine Notierung hält. Dafür könnten größere Verkaufsorders aus dem Reich der Mitte der Grund sein, weil sie momentan das Angebot erhöhen. Die Renditen 10-jähriger deutscher Staatsanleihen sind wieder deutlich gestiegen. Der sich anbahnende Grexit hat die Flucht in Sicherheit forciert. Die Renditen könnten noch bis auf 0,50% zurückgehen.
Fazit: Die Märkte werden die Grenzfragen zu ihren langfristigen Trends in der nächsten Woche beantworten. Wir gehen noch weiter davon aus, dass der langfristige Aufwärtstrend intakt bleibt.