Anwendungen ohne Standards
Noch steuern Firmen mit angezogener Handbremse durch die neue Welt der Industrie 4.0. Schuld sind fehlende Normen.
Unternehmen müssen bei Industrie 4.0 mit dem Risiko leben, auf die „falsche“ Software zu setzen. Auf längere Sicht wird es unklar bleiben, welcher Standard zur Datenkommunikation und Identifizierung von Maschinenteilen sich am Markt durchsetzt. Unternehmen beginnen dennoch schon jetzt mit der Realisierung von Industrie-4.0-Anwendungen. Denn wer die Entwicklung und Durchsetzung von Standards abwartet, riskiert den Verlust von Marktanteilen. Auf eine Norm in diesem Bereich zu warten, macht aus Wettbewerbsüberlegungen keinen Sinn. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) arbeitet zwar an der Ausarbeitung entsprechender Standards. Zusammen mit den beteiligten Verbänden wird dazu beratschlagt, welche Anforderungen Industrie 4.0 stellt. Doch mit konkreten Ergebnissen ist erst in einigen Jahren zu rechnen. Beim Fraunhofer IPK in Berlin sieht man die Problematik ohnehin gelassen. Normen ergäben sich erst aus der Praxis. Noch sei nicht absehbar, welche Daten von den Maschinen in Zukunft benötigt und wie sie weitergegeben werden. Auch ohne Standards gibt es schon Industrie-4.0-Software. Sie stützt sich auf proprietäre Systeme und Standards aus der Computertechnik, wie etwa Ethernet. Maschinenbauer, die jetzt Lösungen anbieten wollen, müssen sich für eine Art der Datenstruktur und -vermittlung entscheiden. Das Risiko, später erneut in die Software investieren zu müssen, um sich künftigen Standards anzupassen, lässt sich nicht vermeiden.
Fazit: Im Bereich Industrie-4.0-Software lässt sich das Risiko, heute auf den „falschen Standard“ zu setzen, nicht umgehen. Abwarten lohnt nicht.