G20-Staaten setzen auf Protektionismus
Die Bilanz der von der WTO bewerteten Einzelmaßnahmen ist klar restriktiv. Demnach gab es im betrachteten Zeitraum 49 Maßnahmen, die den Handel beschränkten, aber nur 44 Erleichterungen. Damit hat die WTO erstmals seit 2015 wieder mehr Beschränkungen als Lockerungen gemessen. Außerdem leiteten die G20 insgesamt 69 neue wirtschaftliche Unterstützungsmaßnahmen für den Handel ein. Nur 10 liefen aus.
Global wachsende Konzentration auf wenige Lieferanten
Eine starke Entkopplung der Wirtschaftsräume sei aber noch nicht zu beobachten, so die WTO. Denn die der Anteil der Zwischenprodukte am Welthandel blieb nahezu konstant. Er liegt bei 48,5% und damit nur geringfügig unter dem Level der Vorjahre (ca. 51%). Würden sich Wirtschafträume voneinander entkoppeln, müsste dieser Anteil deutlich sinken. Allerdings sind viele Maßnahmen auch noch jung, entfalten ihre Wirkung also eventuell noch.
Auffälliger ist hingegen die wachsende Konzentration in bestimmten Warengruppen auf sehr wenige Lieferanten und Hersteller. Die WTO zählt beobachtet das inzwischen bei 1.075 von etwa 5.400 Produkten. Der Anteil solcher Produkte am Welthandel stieg innerhalb der zurückliegenden zehn Jahre von 9% auf 19%. Diese Konzentration verstärkt die negativen Folgen unterbrochener Lieferketten. Hinzu kommt: China exportiert 36% dieser kritischen Produkte. allerdings ist Chinas Anteil seit dem Höhepunkt 2017 von 40% etwas gesunken. Darin zeigt sich eine gewisse Abkehr der Unternehmen von China und eine Diversifizierung der Lieferketten.
Deutsche Industrie leidet bei schwachem Welthandel besonders stark
Für 2024 prognostiziert die WTO einen Anstieg des Welthandels um 3,3%. Allerdings ist die Prognose angesichts politischer Krisen (z.B. Naher Osten) mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Diese Einschätzung teilt die deutsche Wirtschaft. Das Auftragspolster, das viele Betriebe 2023 noch über Wasser hielt, ist inzwischen deutlich geschrumpft. Die Auftragsreichweite (Anzahl der Tage, in denen noch ohne Neubestellungen Aufträge vorliegen) liegt bei 60% der Maschinenbauer unter dem langjährigen Durchschnitt, so der VDMA. Konjunktursorgen aus den USA belasten das Geschäft, aufstrebende Länder wie Indien oder Mexiko fangen die Rückgänge nicht auf. Die Inlandsnachfrage ist ohnehin schwach.