Italienische Kunst ist preiswert geworden
Italien gehört seit Generationen zu den Sehnsuchtszielen der Deutschen. Ein Grund dafür könnte in der Kunst und Historie liegen. Denn unsere inneren Vorstellungen haben eine bildhafte Prägung erfahren. Sie reicht vom Geist der antiken Stätten bis hin zum Lieblingsitaliener an der Ecke. Das antike Italien, der mittelalterliche Kirchenstaat, die Kulturleistungen in Architektur (Palladio, Bernini), in der Musik (Vivaldi, Verdi), in der Literatur (Dante, Goldoni, D Annunzio) wirkten vorbildhaft und erstrebenswert für die Menschen nördlich der Alpen.
Spätestens mit Goethes Italienischer Reise von 1786 bis 1788 wurde die Beschäftigung mit Italien zu einem zentralen Topos für gutbürgerliche Bildung in Deutschland. Ebenso die Interpretationen allen Italienischen durch deutsche Künstler und Gelehrte trugen zum Nimbus dieses Kulturraums bei. Rudi Schurickes Schlager vom Sonnenuntergang bei Capri oder Conny Froboess Song der zwei kleinen Italiener sind nicht unschuldig an unserem zum Teil idealisierten Italienbild.
Künstlergenerationen auf Reisen
Ganze Künstlergenerationen begaben sich so auf die Reise in den sonnigen Süden. So haben sie den Geist, das Licht und die Schönheiten der örtlichen Situationen aufgenommen. Durch die südliche Inspiration hofften sie zu neuen Ausdrucksformen zu gelangen. Die Wucht dieser Eindrücke lässt sich beim Betrachten unserer heutigen Städte erahnen. Architekten wie Schinkel, Klenze oder Gärtner schufen in München, Berlin, Potsdam u.a. einzigartige Bauten nach eben diesem klassischen Vorbild.
Der Klassizismus war geboren. In der Malerei und Bildhauerkunst finden wir Vergleichbares. Besonders erwähnenswert und nachwirkend waren eine Gruppe deutscher Künstler die im 18. Und 19 Jahrhundert in und um Rom wirkten. Treffenderweise werden sie heute unter dem Sammelbegriff Deutschrömer zusammengefasst. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Jacob Philipp Hackert, Johann Christian Reinhart, Josef Anton Koch und Angelika Kauffmann.
Italienische Kunst ist preiswert geworden
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert erweiterte sich der Kreis um markante Vertreter deren Oeuvre auf besondere Weise durch die italienische Renaissance beeinflusst wurden. Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach oder Hans von Marees wären in ihrer Bildsprache nicht ohne Italien denkbar. Zahlreiche vom Süden inspirierte Künstler wirkten nach ihrer Rückkehr nach Deutschland an den Akademien weiter. Sie gaben ihre Begeisterung an die folgenden Generationen weiter. Mit der Publikation von Reiseeindrücken in Bild- und Reiseerzählungen konnten auch breite Bevölkerungsschichten am Land, wo die Orangen blühen, teilhaben.
Wie steht es heute um die Kunst jener Jahre auf dem Kunstmarkt? Der Markt forderte Bilder und Skulpturen mit klassischen Sujets und wurde von einer Vielzahl an Künstlern bedient. Mit den Änderungen der Bildungsinhalte insbesondere nach 1945, dem Umbruch des klassischen Familienbildes und deren Auswirkungen auf das Wohnen verschwanden die traditionellen Italienbilder von den Wänden.
Regelmäßig günstige Offerten auf dem Markt
Im traditionellen Auktionshandel finden sich regelmäßig Offerten mit Bildinhalten zur Italiensehnsucht. Auffällig war ein enormer Preisverfall über die vergangenen 40 Jahre hinweg. In einer Preisspanne von 3.000 bis 30.000 Euro sind stimmungsvolle Ölgemälde in guter Qualität verfügbar. Früher musste man sein Portmonee deutlich weiter öffnen. Für Spitzenwerke jener Periode z.B. von Jacob Philipp Hackert muss man Budgets im fünf- bis sechsstelligen Bereich vorsehen.
Die Auktionshäuser Neumeister (München), van Ham (Köln) und Bassenge (Berlin) halten oftmals ein gutes Angebot parat. Auch lohnt ein Blick bei kleineren Auktionsanbietern. In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist der Preisrückgang zum Stehen gekommen. Ausgewählte Objekte haben den Turnaround geschafft.