Japan drängt bei Halbleitern nach vorn
Japan will bei Halbleitern in der Welt wieder ganz vorne mitmischen. Die japanische Regierung hat diese Woche eine neue Wachstumsstrategie formuliert, die darauf abzielt, der Halbleiterbranche zu neuem Glanz zu verhelfen.
Zugleich ist Tokio bestrebt, die Kontrolle über Spitzentechnologien zu behalten, um damit die eigene „nationale wirtschaftliche Sicherheit“ zu gewährleisten. So geht es bei den ehrgeizigen Plänen der Japaner weniger darum, den Chip-Ausstoß zu steigern, sondern eher zu verhindern, dass das eigen Land in das Kreuzfeuer globaler Spannungen gerät. Sorge macht Tokio der zunehmend schärfere Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und China bei der Dominanz in Zukunftstechnologien.
Von 50% Weltmarktanteil auf 10%
Japan beherrschte noch in den achtziger Jahren die Halbleiterindustrie. 1988 lag der Weltmarktanteil Japans bei über 50 Prozent. In den Jahren danach verlor das Land jedoch kontinuierlich an Einfluss. Im Gegenzug zeigte sich die wachsende Bedeutung von Mikroprozessoren des amerikanischen Herstellers Intel. Die Südkoreaner feierten im Bereich von Speicherchips ebenso Erfolge wie die Taiwanesen als unabhängigem Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte. So rutschte Japans Weltmarktanteil in 2010 auf nur noch zehn Prozent.
China auf Abstand halten
Die Wiederbelebung des Halbleitersektors will Japan mit Hilfe des Weltmarktführers Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) über ein gemeinsames Forschungsprojekt erreichen. Die Regierung in Tokio hat ein 338 Millionen Dollar teures Halbleiterforschungsprojekt mit TSMC zur Entwicklung der neuesten Halbleitertechnologien im Lande genehmigt. Nach Angaben des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie (Meti) wird die Regierung mehr als 50 Prozent der Kosten für das Projekt übernehmen. Rund 20 japanische Unternehmen werden mit TSMC an dem Forschungsprojekt mit Schwerpunkt auf der 3D-Chipherstellung arbeiten. Diese Technologie ermöglicht es Herstellern, Komponenten mit höherer Dichte zu produzieren.
Japan hofft vor allem auch den Chinesen den Zugang zu hochwertigen Halbleitertechnologien zu erschweren. Ein neues Rahmenwerk soll bestehende Exportkontrollen untermauern und die Prüfung ausländischer Investitionen in sensible Technologiebranchen verstärken. Bislang gilt der Halbleiterbereich im Vergleich zu anderen Bereichen, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden können und damit eine Doppelnutzung haben, eher als wenig kontrolliert.
Fazit: Wir gehen davon aus, dass sich die angespannte Versorgungslage bei Halbleitern nicht so schnell entspannen wird. Auch Japan geht es weniger um Kapazitätsausweitung als um Neuentwicklungen.