Angstmache ist keine Verkaufsstrategie
So wie der zeitweise täglich zu lesende Klima-Alarm aus den Zeitungsspalten verschwindet, so gehen die Verkaufszahlen bei Elektroautos zurück: Nicht einmal 12 % der im ersten Quartal 2024 neu zugelassenen Autos waren batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs). Damit lag die BEV-Quote deutlich unter den Zahlen für 2022 und 2023 (beide rund 18 %) und selbst unter der für 2021 (13,6 %). Parallel dazu bricht der Aktienkurs von Branchenvorreiter Tesla ein.
Dass man mit dem Kauf eines E-Autos „das Klima retten“ kann, glauben wohl nur noch die wenigsten. Sie wissen, dass der Strom nicht aus der Steckdose kommt, sondern vermehrt aus Kohlekraftwerken. Und wer einen Moment über den Krieg Russlands gegen die Ukraine nachdenkt und vielleicht auch über den waffenmäßigen Beitrag Deutschlands, fragt sich ohnehin, ob die milliardenteuren CO2-Einsparungen nicht gerade ein paar tausend Kilometer weiter im Stundentakt verpuffen.
„Electric only“ erweist sich als realitätsfremd
Kein Wunder, dass die Industrie ihre ambitionierten Ziele runterschraubt. Erst Mercedes und jetzt VW treten strategisch auf die Bremse. „Electric only“ erweist sich als realitätsfremd, die Stromer erweisen sich als Ladenhüter. Aktuell werden noch etwa neun von zehn Autos weltweit mit Verbrennungsmotor verkauft. Eine Feststellung, die sich nicht nur für Automobile treffen lässt: Auch der Absatz von Nachhaltigkeitsstrategien in der Vermögensverwaltung verläuft unter Privatkunden ausgesprochen schleppend.
Es zeigt sich wieder einmal: Angstmache ist kein wirksames Verkaufsargument. Dauerpanikmache stumpft ab. Und spätestens beim Geldbeutel ist Schluss mit lustig. Klimarettung muss man sich leisten können. Sie ist für viele ein Luxusgut.
Nur handfeste Vorteile überzeugen den Verbraucher
Wer den Verbraucher überzeugen will, muss handfeste Vorteile bieten – und zwar beim Produkt selbst, nicht auf der Metaebene. Günstiger Preis, kostengünstiger Unterhalt, gute Ausstattung, Komfort, hinreichende Infrastruktur, gute Wiederverkaufsmöglichkeit. An all dem hapert es offenbar. Denn was gut ist und fasslich, das spricht sich rum. Im Zeitalter der Sozialen Medien allemal.
Die Industrie hat verstanden, dass sie mit dem derzeitigen Kurs vor die Wand fährt. Die Politik täte gut daran, ihr zu folgen. Die Energiewende braucht eine positive Vision statt Druck und Zwang. Verzicht und kühle Wohnungen zu predigen, eine Wirtschaftsflaute, statt Arbeitsplätze zu produzieren und leere Portemonnaies zu prophezeien, wird nicht funktionieren. Zumal, wenn dies mit dem Ausverkauf der Ästhetik vieler Immobilien und weiter Landstriche einhergeht. CO2-Reduktion ist per se nichts, was die Menschen wirklich begeistert.