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Tübinger OB Boris Palmer nimmt seinen Hut

Auf dem Weg in eine gestörte Gesellschaft

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Verlag FUCHSBRIEFE
Auszeit als Oberbürgermeister, Austritt bei den Grünen. Der politisch so erfolgreiche Tübinger OB Boris Palmer stolpert über seine Zunge. So gerechtfertigt die Kritik an Palmers zahllosen verbalen Tabubrüchen sein mag, so maßlos ist sie auch. Denn seine Entschuldigung wird nicht akzeptiert. Wenn wir derart sanktionieren, machen wir uns auf in eine durch und durch gestörte Gesellschaft, meint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.

Ich bin dann mal weg. Mit Boris Palmer nimmt ein politischer Exzentriker eine politische „Auszeit“ und gleichzeitig seinen Hut bei den Grünen. Ein Oberbürgermeister, der vor einem Jahr mit 52,4% Stimmenanteil gewählt wurde. Vor allem wegen seiner exzellenten Leistungsbilanz. Aber – das darf man wohl annehmen – auch wegen seiner direkten Art, mit der er mal gezielt, mal unbedacht polarisiert.

Der Grund für den Abgang: eine Formulierung, die er selbst nachträglich als „falsch“ bezeichnet und für die er sich entschuldigt hat. Als ihn Studenten einen Nazi und Rassisten nannten, weil er öffentlich das gesellschaftlich nicht mehr akzeptierte N-Wort gebraucht hatte, verglich er das mit dem Judenstern. Und handelte sich sofort den Vorwurf ein, damit den Holocaust zu relativieren und einen Tabubruch begangen zu haben. Unentschuldbar, lautet das rigorose Urteil vieler.

Nicht zum ersten Mal das Falsche gesagt

Nun ist das Beileibe nicht die erste falsche Formulierung des Tübinger Oberbürgermeisters. Palmer trägt seine Gedanken auf der Zunge, damit macht er sich angreifbar. Er scheut die Diskussion nicht, auch wenn ihm der Wind ins Gesicht bläst. Warum wurde er überhaupt von der Frankfurter Goethe-Uni eingeladen, bei der Konferenz „Migration steuern, Pluralität fördern“ zu reden? Die Chance auf eine „Entgleisung“ steht bei Palmer immer bei 50%. Überrascht und empört zu reagieren, wie Uni-Präsident Enrico Schleiff, ist scheinheilig.

Es gab Zeiten (1984), da konnte ein grüner Politiker (Joschka Fischer) den Bundestagsvizepräsidenten (Richard Stücklen) noch weitgehend folgenlos als „Arschloch“ bezeichnen, einen Ausdruck, den er am Folgetag zurücknahm. Doch die Zeiten ändern sich und in der Öffentlichkeit hat eine hohe Empfindsamkeit, ja Empfindlichkeit Einzug gehalten. Das Risiko, anders verstanden zu werden als man intediert hat, wächst von Jahr zu Jahr. Doch wohin soll das sprachliche Fegefeuer führen?

Das Private ist nicht mehr privat

Seitdem Handy, SMS, Twitter alles Vertrauliche sofort öffentlich machen, schotten sich Politiker ohnehin immer mehr ab. Bestes Beispiel sind wohl unsere Kanzler. Merkel wie Scholz gleichen eher emotionslosen Sprachautomaten als Menschen, denen in Glück oder Zorn schon mal was entschlüpfen kann, was man hinterher zurückholen möchte. Und der „Fall Döpfner“ zeigt gerade, dass es nichts Privates mehr gibt, wenn man in einer herausgehobenen Funktion arbeitet.

Palmer will sich professionelle Hilfe suchen. Was das wohl werden soll? Eine Sprechschulung? Erstmal mögliche Reaktionen bedenken, dann eine Nacht drüber schlafen, dann erst was sagen? Noch ein Polit-Klon mehr im Betrieb? Wie weit wollen wir die Sprachräume einengen, wieiviel Spontaneität zugestehen? Wie groß soll die Kluft werden zwischen dem, was gedacht und dem was gesagt wird? Und wer darf das eigentlich bestimmen – wer die Sozialen Medien beherrscht und die meisten Follower hat?

Gerade jetzt, wo fast nichts mehr privat bleibt, müssen wir robuster werden statt empfindlicher. Mehr ertragen statt weniger. Entschuldigung gewähren, wenn – wie von Palmer – darum gebeten wird. Sonst bekommen wir im Ergebnis eine durch und durch gestörte Öffentlichkeit. Das kann niemand ernsthaft wollen, meint Ihr Ralf Vielhaber
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