Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
894
Im Schulden-Paradies

EZB öffnet Tor für staatliches Moral Hazard

Endlich ist Europa im Schulden-Schlaraffenland angekommen. Das müssen sich die Italiener - und noch manch anderer - nach der Einführung des neuen Kriseninstruments der EZB gedacht haben. Zwar gibt es offiziell noch einen Zins. Aber sobald diese bittere Medizin beginnen könnte zu wirken, gibt es neue EZB-Drogen. Die Zentralbank führt sich damit selbst ad absurdum. Zugleich öffnet sie das Tor für ein staatliches Moral Hazard, meint FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Stefan Ziermann

Die EZB ist kann nicht mehr leugnen, endgültig in die freihändige Staatsfinanzierung eingestiegen zu sein. Denn künftig wird die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen von Ländern „in unbegrenztem Umfang kaufen, wenn dort die Zinsen zu hoch“ werden. Der quotale Anleiheankauf, ohnehin schon das letzte Feigenblatt bei den nach EZB-Statut nicht gestatteten Anleihekäufen, wurde damit von den Notenbankern abgerissen.

Nun gibt es für die EZB keine Einschränkungen mehr. Im Falle des Pleitekandidaten Griechenland gab es wenigstens noch notwendige Bedingungen, die erfüllt werden mussten. Damals saß auch der Internationale Währungsfonds (IWF) noch mit im Boot. Das ist jetzt anders.

EZB wird zur uneingeschränkten Bad Bank

Die EZB wird somit endgültig zum lender of last resort und damit zur Bad Bank Europas. Denn es gibt auch keine gedeckelten Volumina, die die EZB zum Anleiheankauf zur Verfügung stellt. Das neue Kriseninstrument ist darum ganz großartig – vor allem für Staaten in (Dauer-)Krisen. Sie bekommen künftig ein bedingungsloses Grundeinkommen. Es ist das Schulden-Paradies: The sky is the limit.

Die EZB führt sich damit auch selbst ad absurdum. Sie ist eigentlich die Hüterin des Zinses. Der wirkt als Marktinstrument und ist ein Indikator für Chance und Risiko. Er ist Ausdruck der Kraft der „unsichtbaren Hand des Marktes“, steuernd auf Emittenten – in diesem Fall Länder – zurückzuwirken, sie zu mehr oder weniger solidem Haushalten zu bewegen. Letztlich zeigen Investoren mit ihrer Nachfrage nach Staatsanleihen, welche Risiken sie Investments beimessen. Dazu wägen sie das Gewicht der Schulden, den Schuldenzuwachs und die Möglichkeiten der Politik, alles langfristig in Balance zu halten.

Selber schuld, wer jetzt noch solide Haushalte anstrebt

„Ungewollte und ungerechtfertigte Spread-Ausweitungen“ kann es dauerhaft in einem funktionierenden Markt gar nicht geben. Und genau in dem Moment, in dem der Zins wieder zu wirken beginnen könnte, schafft die EZB ihn mit dem neuen Krisenprogramm nun vollends ab. Die EZB stellt mit TPI zugleich die Prinzipien des soliden Haushaltens auf den Kopf. Wie Robin Hood nimmt sie den reichen und gibt den armen Staaten. In diesem Umfeld ist nun mehr denn je jeder selber schuld, der noch stark und solide finanziert sein will.  

Immerhin gibt sie dem Kind einen ehrlichen Namen: Transmission Protection Instrument (TPI). Der Name ist in seiner Klarheit nicht zu überbieten. Er bedeutet, dass Staaten vor der Transmission (der höheren Zinsen) beschützt werden sollen. Die Spreads sollen sich nicht ausweiten. Bundespräsident Joachim Nagel weiß, dass diese Offenheit in Deutschland nicht gut ankommt. Darum interpretiert er frei, dass es „nicht um Hilfen für einzelne Länder“, sondern um den „Schutz der Wirksamkeit der geldpolitischen Transmission“ gehe. Was für eine verräterische Verdrehung!

Die „Geldhüter“ öffnen weit das Tor für finanziellen moral hazard im Wettlauf der Staaten um das bedingungslose Grundeinkommen von der Notenbank. Zugleich verabreicht sie dem Euro einen langfristig wirkenden Weichmacher. Aus ehemaligen Geldhütern sind endgültig Euro-Geldvernichter geworden.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH

Eyb & Wallwitz ist mit dem Kunden nicht auf Augenhöhe

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
„Als Philosoph und Mathematiker ist es mir ein Bestreben die aktive Vermögensverwaltung mit sozialem Engagement und Verantwortung zu vereinen“, stellt sich Geschäftsführer Dr. Georg von Wallwitz im Anlagevorschlag vor. Man sei der Überzeugung, dass nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften langfristig mit wirtschaftlichem Mehrwert einhergehe und sich für Stiftungskunden auszahle.“ Das Zitat lässt beim Leser die schönsten Hoffnungsblätter ergrünen. Bringt Eyb & Wallwitz sie zum Blühen?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Credo Vermögensmanagement GmbH

CREDO baut Nähe zum Kunden auf

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Eule, Segelboot, Keimling und Füllhalter – mit diesen Bildmotiven begrüßt CREDO auf der Website seine Gäste. Die Eule beobachtet genau, das Segelboot manövriert durch stürmische Zeiten, der Keimling steht für gesundes Wachstum und der Füllhalter soll Unabhängigkeit symbolisieren. Nicht schlecht gelöst. CREDO bedeutet laut Website „Ich glaube". Glauben und Vertrauen seien die wertvollsten Güter, der Ursprung des Unternehmens liege in kirchlichen Mandaten. Das passt perfekt zur Stiftung Fliege.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Neue Zoll-Gesetzgebung in China

China droht der EU und USA mit Gegenzöllen

China hat seine Zollgesetzgebung verschärft. Ziel ist es, einfacher Gegenzölle erheben zu können. Ob China die neuen Gesetze auch ausnutzen wird, ist noch fraglich.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Credo Vermögensmanagement GmbH

CREDO baut Nähe zum Kunden auf

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Eule, Segelboot, Keimling und Füllhalter – mit diesen Bildmotiven begrüßt CREDO auf der Website seine Gäste. Die Eule beobachtet genau, das Segelboot manövriert durch stürmische Zeiten, der Keimling steht für gesundes Wachstum und der Füllhalter soll Unabhängigkeit symbolisieren. Nicht schlecht gelöst. CREDO bedeutet laut Website „Ich glaube". Glauben und Vertrauen seien die wertvollsten Güter, der Ursprung des Unternehmens liege in kirchlichen Mandaten. Das passt perfekt zur Stiftung Fliege.
  • Fuchs plus
  • Neue EU-Richtlinie

EU macht bei Greenwashing Ernst

Europäische Union © Alterfalter / Fotolia
Die neue Greenwashing-Richtlinie der EU wurde erst Ende Februar erlassen. Inzwischen hat die EU ein erstes Musterverfahren begonnen. Das zeigt, dass die EU Ernst macht. Eine Übergangszeit wird es nicht geben. Die Unternehmen müssen nachweisen können, dass ihre Umweltbehauptungen auch zutreffen.
Zum Seitenanfang