Fehlsignale bei Euro-Dollar
Krieg in Nahost – und der Dollar reagiert nur einmal kurz und heftig. Am 6.10. – einen halben Tag vor Kriegsbeginn – schlug der Wechselkurs EUR|USD auf 1,0499 aus. Das hatten FUCHS-Devisen so vorhergesagt (FD vom 29.09.2023). Danach nahm EUR|USD sofort wieder den am 4.10. eingeschlagenen Trend zugunsten des Euro auf. Das ist erstaunlich, denn normalerweise ist der USD stets Rückzugsraum für Anleger in unsicheren Zeiten. Diesmal nicht.
Offenbar messen die Anleger der Geldpolitik der Fed die größere Bedeutung bei. Diese hat im jüngsten Board-Meeting (FOMC Vorstandstreffen) festgehalten, dass sie bei den Zinsen jetzt Zurückhaltung an den Tag legen will. Die Risken seien nun „zweiseitig“, hält das Sitzungsprotokoll (Minutes) fest. Erste Boardmitglieder fordern, die Debatte zu verlagern: von der Frage, wie hoch die Zinsen steigen müssen, hin zur Frage, wie lange die Zinsen erhöht bleiben müssen.
Zinsen sind bereits kräftig gestiegen
Die Marktzinsen wirken inzwischen selbst restriktiv auf den Kreditmarkt. Die Renditen längerfristiger Staatsanleihen sind bereits erheblich angestiegen. Eine Flut von Staatsanleihemissionen bei robuster Wirtschaftsaktivität, dazu Sorgen über steigende Schulden und Defizite treiben die Renditen auch am langen Ende. Seit Mai sind sie um mehr als 100 Basispunkte gestiegen.
Die Märkte könnten sich in falscher Sicherheit wiegen. Es ist längst nicht ausgemacht, dass nach einer Phase auf dem jetzigen Zinsplateau die Leitzinsen wieder sinken werden. Im Gegenteil. Die Mitglieder im FOMC haben ihre Prognosen für das reale BIP-Wachstum bis 2025 im Vergleich zu ihren Sitzungen im März und Juni drastisch nach oben korrigiert. Sie gehen nun von einer nur geringfügigen Abschwächung an den Arbeitsmärkten aus – ein klares Signal, dass man bei den Zinsen jedenfalls nicht lockern muss. Die FOMC-Mitglieder signalisieren vielmehr, dass mittelfristig wahrscheinlich ein deutlich höherer Leitzins erforderlich sei, um die Inflation wieder auf 2% zu bringen. Die Rohstoffpreise, Lohnsteigerungen und steigende Kosten für Dienstleistungen mahnen die Board-Mitglieder weiter zu Vorsicht.
Das BIP-Wachstum muss sich verlangsamen, um die Inflation zu stoppen
Zudem ist man sich im Board weitgehend einig, dass sich das reale BIP-Wachstum in naher Zukunft verlangsamen wird und auch muss. Eine Phase eines unterm Trend liegenden Wachstums sei wohl notwendig, um die Inflation wieder auf 2% zu bringen.
Fazit: Wir halten eine weitere Zinserhöhung in USA um 25 Basispunkte für realistisch. Die „Trendwende“ bei Euro Dollar kann sich schnell als trügerisch erweisen.
Empfehlung: Auf Sicht von 3 Monaten lässt sich mit etwas Risikobereitschaft auf einen wieder stärkeren USD zum Euro spekulieren.