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Der Instinkt der Ostdeutschen

Sensorik gegen den Meinungs-Sozialismus

Immer wieder "besorgen" Studien die Öffentlichkeit, die dokumentieren, dass die Ostdeutschen mit der Demokratie hadern. Aber sind sie mit der Demokratie als Staatsform oder mit der "erlebten Demokratie" unzufrieden? Sie kommen ja schließlich aus der "Deutschen Demokratischen Republik" und wissen zwischen Sein und Schein durchaus zu unterscheiden. Für FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Ralf Vielhaber haben die Bürger im Osten eine feine Sensorik behalten, die wir uns besser zunutze machen sollten.

Wenn über die deutsche Einheit geschrieben wird, kommt mir ein Aspekt regelmäßig zu kurz: der Instinkt der Bürger aus dem Osten. Instinkt nicht als angeborener „Naturtrieb“, sondern als erlerntes Verhalten, „das durch Schlüsselreize über einen angeborenen Auslösemechanismus hervorgerufen werden kann“ (Wikipedia).

Dem Großstadtmenschen trauen wir zu, sich in der Metropole gut zurechtzufinden. Er kennt deren schmutzige und gefährliche Viertel und wird sie meiden, um zu überleben. Wir werden auf ihn hören, wenn wir als „Landei“ das erste Mal allein in der Stadt sind. Der Naturbursche, der sein Leben in den Bergen verbracht hat, ist im Zweifel verlässlicher als der Wetterbericht. Man sucht seinen Rat und seine Führung, wenn man auf eine Bergwanderung geht.

"DDR light"

Auch im Osten hat man so einen speziellen Instinkt entwickelt, der der Erfahrung entspringt. Wer, wie ich unmittelbar nach der Wende in den Ost-West-Schmelztiegel Berlin-Brandenburg gezogen ist, um dort zu leben und zu arbeiten, wurde früh damit konfrontiert. „DDR-light“, so kennzeichnete ein Journalistenkollege aus dem Osten, der dem alten Regime gewiss nicht nachtrauerte und selber den Mumm hatte, einen kleinen Verlag zu übernehmen, das für ihn neue System bereits in den 90er Jahren. Gehört habe ich den Begriff danach immer wieder. Und ich höre ihn bis heute. Von „light“ ist in den letzten Jahren immer seltener die Rede. Die Vergleiche fallen direkter aus.

Oft wird die Unzufriedenheit im Osten – angeblich finden nur 42% die gelebte Demokratie gut – auf materielle Fragen reduziert. Doch dabei übersieht man Wesentliches. Der Osten hat seine Richtantennen noch ausgefahren. Wer Jahre oder gar Jahrzehnte in einem Unterdrückungsregime gelebt und sich mit dem Spruch „Wir sind das Volk“ befreit hat, hat wohl eine feine Sensorik für Methoden und Mechanismen der Meinungsmanipulation und Meinungsunterdrückung entwickelt. Viele Ostdeutsche mit denen ich rede, spüren diesen inneren Alarm beim heutigen öffentlichen Diskurs.

Meinungs-Sozialismus

Europa, Zuwanderung, Klima, Gendersprache: Wer hier dem Standpunkt einflussreicher Lobbygruppen und der politischen Führung widerspricht, hat nicht nur einen schweren Stand. Im äußersten Fall muss er mit sozialer Ächtung bis hin zum Verlust seiner Arbeit und bürgerlichen Existenz rechnen. Mechanismen, die man im Osten nur allzu gut kennt. Nun sind es genau diese Themen, wo die Positionen im Osten und Westen besonders häufig gegeneinander stehen.

Es geht mir nicht darum, welche Meinung man dazu hat. Sondern wie Meinung durchgesetzt wird und den Alltag bestimmt. Wenn man gerade im Osten der Republik besonders oft der Ansicht ist, dass hier etwas deutlich in die falsche Richtung läuft, dann sollten wir als Gesellschaft das ernst nehmen und diesem Instinkt vertrauen. Er kann uns vor einem gemeinsamen Absturz bewahren. Herzlich grüßt Sie Ihr

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