Neue "Ingenieur" von IWC ist ein riskantes Uhren-Modell
Der Designer Gérald Genta ist eine Legende in der Uhrenwelt - und seine Entwürfe waren bisher ein Garant für eine gute Rendite. Bekannt ist er vor allem für die Royal Oak von Audemars Piguet und die Nautilus von Patek Philippe. Beide Modelle erzielen überragende Graumarktpreise – und beide entstammten seiner Design-Feder in den 70er Jahren. Die Schockwelle der Quarzkrise erforderte ein Umdenken in Sachen Luxus. In einer Zeit, als Uhren billig herzustellen und für jedermann erhältlich waren, schuf Genta mit der Royal Oak die erste exklusive und „luxuriöse“ Edelstahl-Uhr. Seine für damalige Zeit einzigartigen Uhren-Designs erfreuen sich bis heute einer hohen Beliebtheit.
Die Beliebtheit der Genta-Designs spiegelt sich direkt in der Wertentwicklung der Modelle wider. Die typische Royal Oak als Dreizeiger-Variante wird in den Boutiquen zu 27.200 Euro verkauft. Die Angebote auf dem Sekundärmarkt gehen bei 46.000 Euro los – mit viel Spielraum nach oben. Die Nautilus kann wohl als beliebteste Patek Philippe angesehen werden. Der Wert der eingestellten Stahl-Modelle beläuft sich auf mindestens 100.000 Euro. Beide Uhren haben aber in den vergangenen Krisen-Jahren einen drastischen Wertverlust erlitten.
Nachahmer knüpfen an
Viele Marken versuchen inzwischen erfolgreich, das Genta-Design nachzuahmen. Da das Angebot an Nautilus- und Royal Oak-Uhren begrenzt ist und ein hohes Einstiegskapital erfordert, profitieren andere Marken von der Nachfrage. Uhrenhersteller wie Girard Perregaux oder Tissot haben mit der Laureato- und der PRX-Reihe große Markterfolge erzielt. Der Marktwert ist aber keineswegs mit den vorher genannten Modellen zu vergleichen: Die Uhren werden auf dem Graumarkt – je nach Variante – um den heutigen Listenpreis oder sogar darunter gehandelt.
Auch die neue „Ingenieur“ von IWC greift das bewährte Genta-Design wieder auf. Dieses stammt tatsächlich aus der Hand Gentas. Damit reiht sich das Modell nahtlos in die Reihe der Luxus-Sportstahl-Uhren ein und weist ein hohes Potenzial für Anleger auf. In der Neuauflage liegt der Listenpreis der "Ingenieur" bei mehr als 12.000 Euro.
Restrisiko bleibt
Der Kauf birgt einige Risiken. Das Markenprestige von IWC ist nicht so hoch wie bei Audemars Piguet oder Patek Philippe. Gleichzeitig ist die Konkurrenz in diesem Preissegment hoch: Für 12.000 Euro sind auf dem Graumarkt bereits viele recht sicher wertstabile und begehrte Uhren (z.B. von Rolex) zu bekommen. Beim Konzessionär bekommen Liebhaber bereits deutlich komplexere und bei Sammlern beliebtere Uhren.
Es ist zwar anzunehmen, dass das Käuferinteresse am Anfang hoch sein wird. Die Frage ist viel mehr, wie lange das Interesse hoch bleibt und ob sich daraus im Laufe der Zeit spürbare Preissteigerungen für das Modell ergeben werden. Prestige-Objekte von Audemars Piguet und Patek Philippe haben diesen Beweis langfristig betrachtet schon erbracht.