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Visa-Einschränkungen ein Zeichen der Schwäche

Der Westen verliert seine Verlockungen

Die EU macht es Russen seit heute (12.9.) viel schwieriger, ein Visum zu bekommen. Beworben wird dieser Schritt als Zeichen der Stärke gegenüber Russland. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Stefan Ziermann sieht in der Abschottung eine Entzauberung des Westens.
Seit heute (12.09.) können Russen nur noch sehr schwer ein Visum für Europa bekommen. Der Aufwand und der Preis für die Beantragung eines Schengen-Visums steigen deutlich - ganz abgesehen von den kaum praktikablen Reisemöglichkeiten. Über die Regelung hinaus haben Estland, Lettland und Polen die Vergabe von Visa an Russen praktisch gestoppt. Die Slowakei und Tschechien prüfen diesen Schritt. Die CDU fordert ebenfalls ein Einreise-Verbot für Russen.

Der Westen meint, Russland damit unter Druck zu setzen - für mich sind die Visa-Einschränkungen die Entzauberung des Westens. In meinen Augen gibt die EU mit dieser Praxis eine ihrer wichtigsten Tugenden auf. Der diskriminierungsfreie Zugang zum alten Kontinent ist für ein Volk, das aus 144 Mio. Menschen besteht, die über elf Zeitzonen verteilt auf einer Fläche von 17 Mio. Quadratkilometern leben, nicht mehr problemlos gewährleistet.

Der Westen wuchert nicht mehr mit seinen Pfunden

Natürlich können Russen mit viel Aufwand noch nach Europa reisen. Aber der Westen wuchert nicht mehr mit seinen Pfunden, er lädt die Russen nicht mehr ein. So lange ich mich zurückerinnere, hat der Westen gerade mit seinen Verlockungen und Vorzügen geworben. Gutes Leben, starke Wirtschaften, Freiheit und Freizügigkeit (Reisen), Offenheit und Toleranz. Jetzt schottet er sich zunehmend ab, gerade möglichst gegen alle Russen.

Ganz besonders zugkräftig waren die westlichen Argumente beim Zusammenbruch der DDR. Kaum ein DDR-Bürger hat den freien Arbeitsmarkt der BRD gewählt. Niemand hat die teuren Mieten gewählt. Niemand wollte Wasser- und Abwassergebühren oder gar marktgängige Heizkosten in den Wohnungen zahlen. Was die Menschen gewählt haben, waren die harte D-Mark, Reisefreiheit, den BMW, die Aussicht auf ein schönes Eigenheim und andere Konsummöglichkeiten im Überfluss - nicht ahnend, dass sie sich diese lange Zeit gar nicht werden leisten können. Die Verlockung, die Perspektive war Ansporn und Hoffnung genug.

Ein Riegel vor der Freiheit

Es wäre darum gerade jetzt gut, möglichst vielen Russen die Einreise zu ermöglichen. Ja, sogar aktiv um sie zu werben. Jeder Russe, der hier im Westen ist und unser Leben kennenlernt, könnte ein Botschafter für unseren Lebensstil werden. Er könnte mit eigenen Augen sehen, welche Vorzüge Europa gegenüber dem Riesenreich im Osten bietet. Zumindest sind wir ja davon überzeugt, dass unser Leben deutliche Vorzüge hat.

Dass diese Argumente bisher auch noch oft überzeugt haben, zeigen die Zahlen der vielen Einwanderer, die aus Russland in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind. Seit dem Kriegsbeginn ist die Zahl sogar um 77% gestiegen. Und jeder Russe, der hier ist, gibt sein Geld hier aus und nicht zwangsweise in Russland - oder künftig noch mehr in den vielen anderen Ländern der Welt, die sich eben nicht abschotten wie China, Dubai, die Türkei, Ägypten...

Für mich sind die Bestrebungen, es den Russen möglichst schwer zu machen, nach Europa zu kommen ein Zeichen der Schwäche. Der Westen wird Russland damit nicht in die Knie zwingen. Er zeigt vielmehr, dass er sich selbst im Gegensatz zu seinen politischen Botschaften nicht mehr für politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich überlegen hält. Ihr Stefan Ziermann
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