Kräftiger Kontinentaldrift
Die Kluft zwischen den Börsen dies- und jenseits des Atlantiks wird größer. Während der DAX wieder bei 12.600 Zählern scheitert, ziehen die US-Börsen hoch.
In den USA knallen an den Märkten die Sektkorken. Zwar gehen die Aktienmärkte nur Trippelschritte, aber es geht eben fast jeden Tag um eine Viertelprozentpunkt nach oben. So markiert die Technologiebörse Nasdaq inzwischen ein neues Allzeithoch. Auch der marktbreite S&P 500 ist auf einen neuen Spitzenwert gestiegen. Der Dow Jones steht aktuell nur wenige Zähler von einem neuen historischen Höchstwert entfernt.
Teilweise herrscht aber gefährliche Goldgräberstimmung. So wurden in den USA im August fünf Börsengänge sogenannter SPACS abgewickelt, bei denen zwischen 40 und 220 Mio. Dollar eingesammelt wurden. SPACS sind Akquisitionszweckunternehmen, die Kapital für eine noch unklare Investition zu einem späteren Zeitpunkt poolen. Investoren kaufen eine „black box" und wissen nicht, wofür das Geld verwendet wird. Die hohe Nachfrage signalisiert ein schwindendes Risikobewusstsein von Anlegern. Das passt zur Endphase einer Hausse.
Öl weiterhin robust
Auch die Rohstoffpreise signalisieren eine anhaltend robuste Konjunktur. Die Metallnotierungen ziehen wieder an. Auch die Preise der beiden Ölpreis-Sorten Brent und WTI haben wieder in den Aufwärtstrend geschwenkt. Das ist insbesondere der Angebots- und Nachfragesituation geschuldet. Die Nachfrage ist konstant hoch, das Angebot wird aber kaum ausgeweitet.
Auch charttechnisch war der Dreh der Ölpreise nach oben interessant. Er erfolgte exakt an der wichtigen 200-Tagelinie. Damit haben die Ölpreise ein starkes trendbestätigendes Signal erhalten (In FUCHS-Devisen hatten wir auf diese Trading-Chance hingewiesen). Die Klettertour dürfte nun bis zum jeweiligen Jahreshoch weiterlaufen. Das lag für WTI bei 75 US-Dollar, für Brent bei 80 US-Dollar. Werden diese Marken übersprungen, rücken wieder dreistellige Notierungen für das Schwarze Gold in den Fokus.
Euro hinkt hinterher
Der Euro hat sich von seinem Einbruch bis 1,13 wieder erholt. Allerdings stößt die Gemeinschaftswährung bei 1,19 EUR/USD an eine charttechnische Hürde. Angesichts des größeren konjunkturellen Schwungs in den USA und des US-Zinsvorsprungs würde es erstaunen, wenn dem Euro der Sprung darüber gelingen würde. Gelänge es, wäre der Weg bis 1,24 EUR/USD frei.
Wir erwarten aber, dass die Gemeinschaftswährung in den kommenden Monaten keine großen Sprünge nach oben macht. Wahrscheinlicher ist ein kontinuierliches Pendeln zwischen 1,15 und 1,20 EUR/USD. Die Gemeinschaftswährung bekommt erst fundamental eine Aufwertungsperspektive, wenn die US-Notenbank Fed das Ende ihres Zinserhöhungszyklus andeutet. Das ist bisher aber nicht zu erkennen.
Fazit: Die Aktienbörsen haben sich entkoppelt. Der DAX kommt den US-Börsen nicht hinterher. Fundamental sind die europäischen Werte aber deutlich besser bewertet. Daher favorisieren wir sie weiter. So lange der DAX nicht unter 11.800 Punkte fällt, ist der Seitwärtstrend intakt.