Mehr Ausnahme als Regel
Das Thema „Rürup-Rente" ist in diesem Jahr der „Renner" im Versicherungsvertrieb. Das zeigen die vielfältigen Reaktionen auf den Beitrag in FUCHSBRIEFE vom 06. September 2010. Seine Botschaft: Selbständige sollten es sich reiflich überlegen, eine Basis- oder Rürup- Rente abzuschließen. Wer im Alter weiter hohe Einkünfte hat, sollte diese Form der Altersvorsorge besser meiden. Nur bei geringen steuerpflichtigen Einkünften im Ruhestand und bei einer sehr langen Lebenserwartung rechnet sich die Basisrente für Unternehmer.
Rechnet sich der doppelte Steuervorteil?
Ein Versicherungsmakler ist durch den Beitrag irritiert. Ein Klient hat ihn mit dem Artikel in FUCHSBRIEFE konfrontiert. „Gilt das wirklich immer?" lautet die Frage des Agenten. Wer kurz vor der Rente steht, für den müsse doch die Basisrente stets vorteilhaft sein. Schließlich wirke der „doppelte" Steuervorteil: 70% der Prämie kann heute abgezogen werden – und die Rente, die schon 2013 beginnt, wird nur zu 66% veranlagt.
Ist für seinen Kunden, einen 62-jährigen Unternehmer, eine Basisrente sinnvoll? Sein Einkommen liegt im Spitzensteuerbereich – und wird dies auch im Ruhestand sein. In diesem Jahr will er die Höchstsumme von 20.000 € in die Rürup-Rente investieren. Danach soll die Versicherung drei Jahre ruhen. Auf Zusatzversicherungen will er verzichten. Dafür erhält er eine höhere Anfangsrente. Diese beträgt beim Rentenbeginn in drei Jahren monatlich 121,96 €. Sie steigt – so die Versicherungsprognose – alle fünf Jahre an. Nach 5 Jahren gibt es 123,36 €, nach 10 Jahren 130,61 €, nach 15 Jahren 138,29 € und nach 20 Jahren 146,43 €.
Eine solche Rente müsste sich, so die Annahme des Versicherungsagenten, für jedermann lohnen, selbst wenn der Steuersatz im Ruhestand hoch bleibt. Doch auch hier gilt die Regel: Jedes Angebot muss individuell nachgerechnet werden, ein Pauschalurteil ist nicht möglich. Und es müssen für die Berechnung vernünftige Annahmen getroffen werden.
Wie weit geht die Rentenlaufzeit?
Entscheidend für Sinn oder Unsinn einer Versicherung ist die Rentenlaufzeit. Die bestimmt die Lebensdauer des Unternehmers. Weiter spielt eine Rolle, ob die Versicherung die angekündigten Renten wirklich zahlen kann. Denn sicher sind nur die „Garantie-Renten", die Überschüsse sind keinesfalls feste Größen. Das schreibt die Versicherung auch in ihrem Angebot: „Die Überschussrente wird ab Rentenbeginn gewährt. Da aber die künftige Überschussentwicklung nicht vorhersehbar ist, kann auch eine Herabsetzung erfolgen." Im Klartext: Selbst eine Rentenkürzung bis zur Höhe der Garantie ist denkbar. Das ist der „Worst Case".
Das Angebot lohnt sich tatsächlich – wenn der Versicherungsnehmer alt wird. Das zeigen die „nackten Zahlen" (siehe Tabelle). Mit etwa 84 Lebensjahren übersteigt die Rendite nach Steuern 3,3%. Das ist der Referenzzins einer gewöhnlichen Kapitalanlage nach Steuern. Wenn alles gut läuft und der Unternehmer sehr alt wird und zudem die Versicherung die prognostizierten Überschüsse erwirtschaftet („Normalfall") kommt eine attraktive Rendite oberhalb der 5%-Marke heraus.
Dieses Ergebnis ändert sich kaum, wenn das Vorsichtsprinzip angewendet wird. Die Annahme hier: Die Versicherung schafft lediglich die erste Erhöhung nach fünf Jahren, danach bleibt die Rente konstant. Im Worst Case lohnt sich die Versicherung nicht, denn der Unternehmer muss mindestens 95 Jahre alt werden – trotz der Steuervorteile. Lange leben muss er in jedem Fall, damit sich seine Basisrente rechnet. Denn selbst im von der Versicherung avisierten „Normalfall" muss der heute 62-Jährige mindestens 18 Jahre am Leben bleiben, um wenigstens sein Geld unverzinst nach Steuern zurück zu bekommen. Bleibt die Frage: Ändert sich viel, wenn der Steuersatz deutlich geringer liegt – beispielsweise bei 25%? Ja, das verbessert eindeutig die Rendite der Rürup-Rente! Die Tabelle zeigt das Ergebnis.
Fazit: Wer vor dem Ruhestand steht und eine Einmalzahlung für eine Basis-Rente erwägt, sollte den Abschluss genau prüfen. Die richtige Versicherungsgesellschaft und ein hohes Lebensalter sind entscheidend für eine akzeptable Rendite. Vorteilhaft ist es, wenn der Grenzsteuersatz im Rentenalter deutlich sinkt. Allerdings darf keine hohe Inflation kommen. Denn Renten sind Geldwerte – und in diesem Fall sind sie die Verlierer.