Die Meldung machte vor wenigen Tagen schnell die Runde: Als erstes Kreditinstitut verlangt die in Thüringen ansässige Skatbank von ihren Kunden einen Negativzins in Höhe von 0,25% pro Jahr. Zwar trifft dies nicht den Kleinsparer, wohl aber den Vermögenden. Denn erst ab 500.000 Euro gilt dieser Strafzins.
Mittelständler Fritz Klopfdran hält seit Jahren mehrere Millionen Euro auf Girokonten, Festgeld und Tagesgeldern. Er hat sich schon daran gewöhnt, dafür kaum Ertrag zu bekommen. Auf Anraten des Steuerberaters hat er größere Beträge aus seiner KG entnommen, um zumindest eine etwas bessere Nachsteuer-Rendite zu erhalten. Aber der „Leidensdruck“ ist groß, insbesondere jetzt, wo auch der Negativzins für ihn zu einer realen Bedrohung wird. Was tun?
Der konsultierte Honorarberater fragt zunächst nach den Gründen für die hohe Cash-Haltung. „Wir müssen liquide sein, wenn es mal mit dem Unternehmen nicht so gut läuft. Bislang haben wir Krisen gut überstanden, die hohe Liquidität gibt uns als Familie viel Sicherheit.“ „Was müsste denn passieren, damit Sie die gesamte Cashsumme benötigen?“ In der Diskussion wird dem Unternehmer klar, dass er vor lauter Sicherheitsdenken in den letzten Jahren viel Geld „verbraten“ hat. Er hätte nämlich in keinem denkbaren Szenario den gesamten Cash-Bestand sofort oder innerhalb eines Monats benötigt. Selbst bei einer vorsichtigen Berechnung wären gut 5 Mio. Euro erst in drei Jahren benötigt worden.
Gemeinsam diskutieren die beiden eine neue Strategie – dabei haben sie die Gelder im Privat- und im Unternehmensvermögen im Blick. Seine Idee macht der Finanzplaner an einem Schalenbrunnen deutlich. Bei diesem fließt das Wasser von oben nach unten. Wenn die erste Schale voll ist, läuft sie über und füllt die darunter liegende Schale. Auf Klopfdran übertragen: In die oberste Schale „fließt“ das Kapital, das er ggfs. sofort benötigt und das zugleich die eiserne Cash-Reserve ist. Im Fall des Unternehmers sind das 800.000 Euro. Darauf gibt es derzeit keinen Zins.
Nach diesen 800.000 Euro fließt das „Liquide“ in die nächste Schale, bis diese voll ist. Diese symbolisiert Geld, das aus heutiger Sicht sechs Monate angelegt werden kann. Hier gibt es immerhin etwas Zinsen. So geht das Befüllen der „Brunnenschalen“ weiter.
Die letzte, die unterste Schale symbolisiert die Liquidität, die im Krisenfall erst nach drei Jahren „Saure-Gurken-Zeit“ benötigt wird. Das Geld darf arbeiten und mehr Ertrag erwirtschaften. Der Finanzplaner empfiehlt, für diese „Schale“ Vermögensstrategien einzusetzen, bei denen die Verwalter eine Wertaufholungszeit von drei Jahren anstreben. Ein möglicher Verlust sollte nach 36 Monaten mit hoher Sicherheit wieder ausgeglichen worden sein. Solche Strategien bieten spezialisierte Vermögensverwalter als individuelle Vermögensverwaltung oder als Fondslösung an.
Da Klopfdran viele Millionen zu verteilen hat, empfiehlt der Honorarberater, mehrere Verwalter einzusetzen und auf diese Weise das Managerrisiko zu senken. Der Honorarberater zeigt auf, was wirklich möglich ist: Die Renditeerwartung steigt auf 1,5% bis 2% p. a. für die 3-Jahres-Anlage. Bei einem guten Börsenumfeld können auch 2,5% drin sein.
Am Ende kommt eine Kombination heraus. Sie beinhaltet unverzinstes Tagesgeld, sehr gering verzinstes Festgeld und Sparanlagen, kurzlaufende Anleihelösungen (u. a. mit internationalen, eurogesicherten Anleihen mit max. 3 Jahren Restlaufzeit) und eine risikobudgetierte „3-Jahres-Anlage“. Der Aufwand dafür lohnt sich. Der Ertrag wird von (fast) 0% Zinsen auf erwartete 1% nach Kosten und vor Steuern gesteigert. Wenn es doch anders kommt und mehr Geld benötigt wird als heute prognostiziert, steht der Großteil des Kapitals dennoch sofort zur Verfügung.
Letztlich warnt der Vermögensexperte vor sog. „Absolute-Return-Fonds“, die sich in der Werbung als Cash-Ersatz empfehlen. Häufig arbeiten diese mit komplexen Anlagestrukturen wie Arbitragegeschäften, Long-Short-Strategien und anderen schwer erklärbaren Finanzinstrumenten. Der Unternehmer ist bei diesen Fondsangeboten voll und ganz von den Fähigkeiten der Manager abhängig und am Ende weiß er nicht, was im Crashfall mit dem Fondspreis passiert.
Fazit: Wer viel Cash halten muss, sollte eine durchdachte Liquiditätsstrategie ins Auge fassen – nicht nur, weil vielleicht ein Strafzins droht.
Hinweis: Im neuesten Testfall der Private Banking Prüfinstanz werden auch die Angebote für Geldparken bewertet. Mehr dazu auf der nächsten Seite.