Art Week Berlin zeigt die Trends
Berlin hat sich zu einem Kunst-Hotspot entwickelt. Keine andere deutsche Stadt ist mit so vielen Kultureinrichtungen, Galerien und Ausstellungen gesegnet. Insofern ist eine Veranstaltung wie die Berlin Art Week folgerichtig und ein Höhepunkt für die zeitgenössische Kunst in der Hauptstadt. Getragen wurde die siebte Folge durch das gemeinsame Engagement von Institutionen, Galerien, Künstlern, Privatsammlern und Projekträumen. Ziel war es vor allem, internationale Aufmerksamkeit zu erlangen. Das gelang in diesem Jahr hervorragend. Mehr als 120.000 Besucher fanden den Weg zu den diversen Veranstaltungsorten.
Die Berlin Art Week ist fest im Top-Segment der Kunst-Events angekommen. Mit diversen Ausstellungseröffnungen, zwei Kunstmessen, einigen Preisverleihungen, Künstlerfilmen und zahlreichen dezentralen Events, wurde den Tausenden Gästen ein umfangreiches Programm geboten. Aber: Insgesamt war die Veranstaltung eher ein Gemischtwarenladen. Sie hatte kein von einer gemeinsamen Idee getragenes Konzept.
Wir haben dennoch einige wichtigen Impulse von diversen Kultureinrichtungen bekommen. Die Akademie der Künste zeigte z. B. erstmalig die großflächigen Wandbilder von Manfred Böttcher, Ernst Schroeder, Harald Metzkes und Horst Zickelbein im restaurierten Bilderkeller am Pariser Platz der Öffentlichkeit. Unser Eindruck: Diese ehemaligen Künstler aus dem Osten des Landes haben noch einiges an Potenzial. Ohnehin erfreut sich DDR-Kunst ja wachsender Beliebtheit.
Aufgefallen ist uns auch die Berliner Galerie „Gräfe Art Concept". Sie zeigte Arbeiten von Michael Irmer. Für ihn ist die reduzierte, figürlich Gestalt in Büste, Halb- und Ganzfigur charakteristisch. Mit gesichtslosen Gestalten, die sich der Kommunikation mit dem Betrachter entziehen, schafft er dennoch starke Präsenz im Raum.
Die Christopher Cutts Gallery aus Toronto präsentiert den Österreicher Martin C. Herbst. Seine auf Aluminium mit Öl gemalten sinnlichen, fast kitschigen Frauenportraits sind von berührender, eindringlicher Dichte und für Sammler sicher interessant.
Die hohe Nachfrage nach Kunst führt inzwischen gelegentlich zu einem ausufernden Präsentationswahn. Interessenten werden mit dem Limousinen-Service zum Schampus gefahren, wandeln dann in Begleitung adretter Kunststudentinnen als Hostessen durch die Ausstellungen. Die Gäste sind überwiegend im Smalltalk-Modus, die Kunst ist nur ein beiläufiger Gegenstand. Man zelebriert sich selbst und die Kunstschaffenden geraten zur Staffage. Inhalte werden zur Nebensache. Ziel ist, dem potentielle Kunstkäufer eine Aura des Exklusiven zu vermitteln und den Geldbeutel zu öffnen.
Vernissagen-Hopping ist ein beliebter Freizeitsport geworden, ganz besonders in Berlin. Fünf bis sieben Locations am Abend sind durchaus zu schaffen und man hat, nach den üblicherweise angebotenen Gläsern Wein oder Sekt, am nächsten Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Kater.
Die ersten Galeristen suchen darum wieder viel bewusster nach dem richtigen Publikum. Sie verzichten bewusst auf solche Lockangebote. Sie lenken die Aufmerksamkeit der Liebhaber wieder stärker auf den Künstler und sein Schaffen. Kunstinteressierte sollten also bei der Auswahl aus den vielen Gelegenheiten darauf achten, ob z. B. der Galerist, ein Kunsthistoriker oder auch Freunde des Künstlers in das Anliegen der Ausstellung einführen. Wenn Sekt oder Wein gereicht werden und ein musikalischer Beitrag die Szene umrahmt, dann ist der Raum für intensive Gespräche mit Künstler, Kurator oder Galerist gut bereitet.
Kunstkasten
Wissenswerte Termine |
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Titel |
Ort |
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Schwerpunkt |
Veranstalter |
Information |
interessante Auktionen |
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Auction 1119 |
Brüssel |
24.10. |
Ozeanische Kunst, Privatsammlung |
Kunsthaus Lempertz |
www.lempertz.com |
Juwelen |
Wien |
24.10. |
Juwelen |
Dorotheum |
www.dorotheum.com |
Empfehlenswerte Messen |
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Affordable Art Fair |
Hamburg |
15. - 18.11. |
Zeitgenössische Kunst bis 7.500 Euro |
Kunsthandel Hubertus Hoffschild. |
www.kunsthandel-hoffschild.de |
Sehenswerte Ausstellungen |
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Unwirklichkeiten |
Heidelberg |
bis 17. Februar |
Das Imaginäre in der Kunst von Caspar David Friedrich bis Picasso |
Kurpfälzisches Museum |
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Fazit:
Die Berliner Art Week war ein Kunsthöhepunkt in diesem Jahr, der die aktuellen Trends noch einmal gut verdeutlicht hat. Es gibt eine stärkere Hinwendung zu realistischen Formensprachen, abstrakte Positionen sind gefragt, Fotografie büßt ein wenig an Attraktivität ein. Die Produktion raumgreifender Objekte, Malerei und Skulpturen ist ungebrochen und kleinere Formate kommen wieder.