Neue Lust auf Natur
Am Kunstmarkt bricht sich eine neue Lust auf Natur Bahn. Bereits 2017 widmete sich das Thüringer Museum Eisenach in einer Sonderschau dem Thema "Wanderlust oder die Sehnsucht nach dem Paradies". Nun zog die Nationalgalerie Berlin mit der fulminanten Schau „Wanderlust" nach. Noch bis zum 16. September 2018 sind 120 Meisterwerke rund um das Thema Wandern versammelt. Die Ausstellungsmacher arrangierten einen Überblick von der romantischen Malerei eines Caspar David Friedrich bis hin zu August Renoir, Otto Dix und Ernst Barlach.
Was ist so spannend an diesem Sujet? Einerseits sind es die direkten ungebrochenen Natureindrücke; andererseits die damit verbundene Möglichkeit zur Kontemplation. Es geht um die Besinnung auf das „Selbst" und auf die Grundfragen des menschlichen Seins im Allgemeinen. Wie sehr diese Fragestellungen Menschen berühren, ist an den Besuchern der Ausstellung vortrefflich ablesbar. Lauscht man ihren Gesprächen, erfährt man viel über Selbstvergewisserung, Heimat und Sehnsüchte. Besonders überraschend war für uns der hohe Anteil junger Familien mit Kindern im Ausstellungstrubel. Sehr erfreulich ist auch die Vielzahl ausländischer Besucher, die versuchen, unseren melancholisch-gebrochenen Blick auf unsere Heimat nachzuvollziehen.
Naturbetrachtung in der Kunst
Die neue Lust auf Natur spiegelt sich im aktuellen Kunstschaffen. Die Hinwendung zu Naturbetrachtung und der Interpretation von Umweltphänomenen findet auf der Seite der Kunstmacher und auch bei den Kunstkäufern statt. Der Wunsch ein Stück Naturbetrachtung in die eigenen vier Wände zu bringen ist klar auf dem Vormarsch.
Wer sich ein Stück Natur nach Hause holen möchte, kann sich in den Auktionshäusern Deutschlands umsehen. Immer wieder sind kleine Zeichnungen und Aquarelle im Angebot. Gerade Arbeiten wenig bekannter Künstler sind oft von erstaunlicher Qualität bei moderaten Preisen. Das Angebot für Originale in einer Spanne von 100 bis 2.000 Euro ist vielfältig. Insbesondere die Auktionshäuser Bassenge (Berlin) und Peter Kiefer (Pforzheim) haben oft interessante Angebote.
Junge Realisten auf dem Vormarsch
Ein Gang durch die aktuelle Galerieszene zeigt, dass junge Realisten auf dem Vormarsch sind. Bei abstrakten Interpretationsformen stellen wir einen Rückgang fest. Anregende Entdeckungen finden wir bei der Münchner Kunstprofessorin Anke Doberauer und ihrer Malklasse von der Münchener Akademie. Gerade die Werke von Lydia Thomas oder Hanne Kroll halten wir auch aus Renditeüberlegungen für aussichtsreich.
Parallel zur Wiederentdeckung von Natur-Themen feiert Holz ein Revival. So zeigt z. B. die Kunsthalle Emden bis 16. September eine Ausstellung des 1957 geborenen Holzbildhauers Stephan Balkenhol. Mit seinem Naturmaterial Holz formt der Bildhauer Menschenbilder und Tiere zu figurativen Kleinoden. Wegen seiner eigenständischen Formensprache ist der Künstler heute zu einer festen Größe im Auktionsmarkt geworden. Das Preisniveau entwickelte sich stetig nach oben. Weitere Spielräume für Wertsteigerungen sind gegeben.
Passend zur sommerlichen Urlaubszeit wollen wir Ihnen noch einige Geheimtipps mit auf den Weg geben. Wenn Sie sich im Urlaub Kunst, Museen und Natur erschließen möchten, legen wir Ihnen folgende Ziele ans Herz: In der Sächsischen Schweiz gibt es den „Malerweg" durch das Elbsandsteingebirge. Er führt auf acht Etappen zu Wirkungsstätten von C.D. Friedrich bis R. Sterl – sehr romantisch. Wandern und Fahrradfahren können sie auch entlang der Schlei und besichtigen nebenbei das Kulturschloss Gottorf – Natur pur. Und zwischen Schwäbisch Hall und Künzelsau laden die Museen der Würth-Gruppe zu faszinierenden Begegnungen ein. Gerade die Kombination von alter und neuer Architektur, Alter Kunst und Zeitgenössischem ist unschlagbar.
Fazit:
Das Wandern ist des Malers Lust und weckt zunehmend das Interesse von Kunst-Liebhabern. Diesem Genre steht wohl eine neue Blüte mit steigenden Preisen bevor.