Druck von innen und außen auf den Rand
Der Rand steht von innen und außen unter Druck. Im immer noch wichtigesten Land auf dem afrikanischen Kontinent, Südafrika, steigt die Spannung. Südafrika ist zunehmend von politischer Korruption gebeutelt. Die Wirtschaft schwer unter Druck. Die Währungshüter ließen gestern (Donnerstag) ihre Leitzinsen erwartungsgemäß unverändert. Die Inflation ist überschaubar. Die Risiken sind symmetrisch verteilt in der sich auch in Südafrika abzeichnenden Erholung von der Corona-Krise.
Mit der vierteljährliche Revision hob die Notenbank die Projektion für das laufende Jahr leicht auf 3,8% Wachstum an (zuvor 3,6%). Allerdings verbunden mit dem Hinweis auf die bestehenden Risiken und Unwägbarkeiten im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Impfstoffen und die zumindest kurzfristig eher positiven von Außen kommenden Faktoren:
Gefährdete Währung
Momentan erzielt Südafrika Überschüsse in der Leistungsbilanz. Denn die Rohstoffexporte laufen sehr ordentlich. Und das Öl ist nicht so teuer wie erwartet. Zudem hat die Pandemie eine gewisse Zurückhaltung bei den Importen gebracht.
Parallel zu dieser Stabilisierung der Wirtschaft hat sich auch der Rand ein wenig erholt. Ein Euro kostete bei Redaktionsschluss 17,6 Rand. Im August 2020 waren es noch 20,7. Er bleibt aber gefährdet. Die allgemein schlechtere Stimmung gegenüber den Währungen der Emerging Markets schlägt durch. Aber auch aufgrund der außenwirtschaftlichen Schwächen gehört der Rand zu den aktuell stärker gefährdeten Währungen, wie etwa die UNCTAD in einem aktuellen Report feststellt.
Prozess gegen Zuma eröffnet
In Südafrika selbst wurden die Währungshüter allenfalls am Rande wahrgenommen. Denn der Prozess gegen ex-Präsident Jacob Zuma vor dem Verfassungsgericht begann gleichzeitig. Es wird über seine Weigerung verhandelt, vor der „Zondo-Kommission“ auszusagen. Zumas Anwälte hatten zuvor alle Einspruchsmöglichkeiten gegen die Vorladung durch alle Instanzen ausgeschöpft und gescheitert.
Unruhen zu befürchten
Die Zondo-Kommission soll die Korruption während seiner Amtszeit aufklären. Sie ist – wie hierzulande parlamentarische Untersuchungsausschüsse auch – einem ordentlichen Gericht gleichgestellt. Ihr Vertreter beantragte wie angekündigt zwei Jahre Haft für Zuma ausdrücklich ohne Bewährung. Und zudem eine empfindlich hohe Geldstrafe. Zur Begründung verwies er darauf, dass Zumas Weigerung auszusagen Teil einer Kampagne sei, mit der die südafrikanische Justiz insgesamt mithilfe von Verschwörungstheorien und platten Lügen diskreditiert und delegitimiert werden soll.
Wann das Urteil verkündet wird, ist noch offen. Sollte das Gericht diesen Anträgen folgen, dürfte es schwere Unruhen geben, da Zumas Anhänger bereits bewaffneten Widerstand gegen eine etwaige Verhaftung angekündigt haben.
Fazit: Trotz der leicht verbesserten wirtschaftlichen Perspektiven bleiben wir aufgrund der politischen Spannungen bei unserer Linie, dass sich derzeit nur ausgesprochen spekulativ orientierte Anleger im Hinblick auf die Chance einer politischen Klärung engagieren sollten.