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In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Großbritannien, der Schweiz, Norwegen und Schweden.

Zinserhöhung in weiter Ferne

In Großbritannien wird seit einiger Zeit in Anlehnung an die US-Trends über eine Zinserhöhung spekuliert. Das geht aber aus unserer Sicht an den Tatsachen vorbei. Wachstumsmotor ist die Binnennachfrage mit einem Bau- und Immobilienboom im Zentrum. Die Immobilienpreise steigen seit Frühjahr 2014 mit etwa 8,5%–9% p.a. an. Das ergibt eine vergleichsweise starke Bruttorendite. Entsprechend hoch ist die Bautätigkeit. Der zuletzt bei 59,9 Punkten stehende Einkaufsmanager-Index der Branche unterstreicht den Boom. Der von den Finanzunternehmen dominierte Servicesektor kühlt derzeit etwas ab. Der Einkaufsmanager-Index fiel zuletzt von 55,6 auf 53,3 Punkte. Bei den gewerblichen Produzenten geht es schon gemächlich zu. Der Index hier befindet sich unverändert bei 51,5 Punkten. Die Inflationsrate (zuletzt -0,1%) signalisiert keinerlei Bedarf an Zinserhöhungen.

Die britische Industrie bietet wenig. Sie liefert schwache Ergebnisse: Die Produktion lag zuletzt 1,9% über dem Vorjahr. Das jedoch war nur der volatilen Gas- und Ölförderung zu verdanken. Die gewerbliche Produktion (manufacturing) lieferte rote Zahlen (-0,8% nach -1,2% im Vormonat). Gegenstück der industriellen Schwäche ist die tief-rote Leistungsbilanz. Deren Defizit lag zuletzt bei 3,6% vom BIP. Und das bei einem BIP-Wachstum von 2,4% (jeweils 2. Quartal). Die Auslandsschulden wachsen also immer noch schneller als das Einkommen.

Fazit: Solange die Kreditpumpe des Auslands funktioniert, bleibt der Wachstumstrend intakt und das Pfund stark. Eine Zinserhöhung würde die Überbewertung des Pfund und damit die Defizite der Leistungsbilanz verschärfen.

Das Deflationsgespenst lebt

Die Lage der Schweizer Wirtschaft bleibt schwierig. Der Franken ist gemessen an der Kaufkraft immer noch deutlich überbewertet. Das erzeugt Druck auf die exportorientierte Industrie. Die Ausfuhren fielen zuletzt um 8,9%. Die Importe gingen dagegen um 19,6% zurück. Neben dem immer noch starken Franken macht sich hier auch die negative Inflation bemerkbar. Sie dreht wieder in die „falsche“ Richtung und verschärft mit -1,4% im September (unverändert zu August) die Probleme. Die steigende Nachfrage nach Hypotheken sorgt trotz der klar negativen Leitzinsen für steigende Hypothekensätze. Das löst bei den Währungshütern einige Besorgnisse aus. Die Immobilienblase breitet sich aus. Das trägt aktuell zur Beschäftigung und der erstaunlich schnellen Erholung bei. Das zweite Quartal brachte schon wieder einen BIP-Zuwachs. Das Wachstum wird allerdings wohl eher unter 1% für das laufende Jahr bleiben.

Fazit: Der Franken wird weiter leicht nachgeben.

Schwacher Ölpreis bremst Konjunktur

Der schwache Ölpreis hat einen starken Effekt auf die norwegische Wirtschaft. Schwache Investitionen in die Öl- und Gasförderung strahlen auf das Festland aus. Die Notenbank reagierte bereits mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte auf jetzt 1% auf die Schwäche. Zugleich gab sie den Hinweis, die Leitzinsen könnten nötigenfalls noch weiter gesenkt werden. Damit wurde auch die Krone geschwächt. Nach ein paar wilden Ausschlägen stabilisiert sie sich jetzt auf dem aktuellen Niveau von 9,21. Weitere Schwäche ist durchaus möglich, sofern neue Spekulationen auf eine weitere Zinssenkung aufkommen. Eine grundlegende Trendänderung wäre nur mit einer Neuausrichtung des Ölmarktes denkbar.

Fazit: Die norwegische Krone wird sich vorerst auf dem aktuellen Niveau halten.

Negative Zinsen auf Dauer

Die schwedischen Währungshüter stellen sich darauf ein, dass die negativen Leitzinsen (aktuell -0,35%) auf längere Sicht in Kraft bleiben. Ihre aktuelle Projektion lässt einen Repo-Satz über der Nulllinie erstmals wieder im ersten Halbjahr 2017 erwarten. Die Reichsbank reagiert mit einer ultra-expansiven Politik. Dazu gehört auch eine quantitative Lockerung. Sie ist Reaktion auf die derzeit um Null – zuvor klar drunter – dümpelnden Inflation und die davon ausgehenden Gefahren. Deren wichtigste liegt in einer Binnennachfrage, die vor allem von der Verschuldung der privaten Haushalte angetrieben wird mit einem klaren Schwerpunkt bei der Bautätigkeit. Die Währungshüter appellieren daher an den Gesetzgeber, das Verschuldungstempo durch eine Verschärfung der gesetzlichen Regeln zu drosseln. Der turnusmäßige Stimmungstest der Notenbank bestätigt das Bild: Die auf den Binnenmarkt orientierten Unternehmen sehen Lage und Aussichten positiv. Die eher exportorientierten Branchen zeichnen ein negatives Bild. Sie müssen mit einer Überbewertung der Krone gemessen an der Kaufkraft von rund 20% leben. Eine simple Zinserhöhung würde also die Überbewertung verschärfen und den Export völlig abschnüren.

Fazit: Die Notenbank wird einer Aufwertung wohl begegnen. Zumal sie den Devisenmarkt für eine weitere quantitative Lockerung nützen würde. Insoweit besteht wenig Raum für Kursgewinne.

6-Monats-Übersicht

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
UKGBP0,7360,740,76neutral

3m-Zins0,570,60,6
SchweizCHF1,081,091,10sicher
3m-Zins-0,72-0,75-0,75
SchwedenSEK9,369,379,40sicher
3m-Zins-0,31-0,35-0,3
NorwegenNOK9,209,209,15sicher
3m-Zins1,121,11,3
  • Das GBP ist durch die unverändert expandierende Auslandsverschuldung gefährdet, was wachsende Unsicherheiten schafft.
  • Der Franken kämpft mit der Deflation und normalisiert den Außenwert nur sehr langsam.
  • Die SEK wird durch die Geldpolitik gezielt geschwächt, um die Deflationstendenz zu bekämpfen.
  • Die NOK wurde durch den Verfall der Ölpreise betroffen, dürfte aber ihren Boden gefunden haben und sich leicht erholen.
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