Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2397
Neue groß angelegte Studie erscheint 2023

Öffentlichkeit überinterpretiert Ergebnisse zur 4-Tage-Woche

Kalenderblätter. © Stauke / stock.adobe.com
Wie schön wäre doch die Welt, wenn die Arbeitswoche nur vier Tage hätte, der Lohn aber konstant bleibt? Das ist das in der Öffentlichkeit oft kommunizierte Bild der 4-Tage-Woche. In der Realität stellt es sich aber differenzierter dar. Das sollte man wissen, wenn im nächsten Jahr die Diskussion wieder Fahrt aufnehmen wird.

Stellen Sie sich darauf ein, dass die Diskussion um eine 4-Tage-Woche einen Schub bekommt. Denn aktuell wird das sechsmonatige Forschungsprojekt „4 Weeks Global“ aufgelegt. Daran beteiligen sich Unternehmen aus Australien, Irland, Kanada, Neuseeland, den USA und UK (FB vom 17.02.). Die Ergebnisse dieser breiten Studie werden die Diskussion weiter anfachen (Veröffentlichung 2023). 

Deutsche Unternehmen können dabei verhältnismäßig gelassen sein. Denn eine gesetzliche 4-Tage-Woche ist für Deutschland derzeit unrealistisch. Auf einen möglichen Diskurs mit ihren Mitarbeitenden sollten sie aber dennoch vorbereitet sein. 

Island: Zwang zu mehr Effizienz hält Produktivität

Die theoretische Idee: Weniger Arbeitszeit führt zu mehr Erholung und Motivation und damit insgesamt zur gleichen Leistung. Die bisherigen Studienergebnisse haben meist einen positiven Tenor. Sie werden aber auch oft überbewertet. 

Die Realität ist aber komplexer. In einer viel zitierten Studie aus Island kam das Forschungsteam zu dem Ergebnis, dass die Produktivität vor allem daher gleichgeblieben sei, weil die Unternehmen aufgrund der geringeren Wochenarbeitszeit zu mehr Effizienz gezwungen wurden. Alle Prozesse kamen auf den Prüfstand und vor allem Meetings wurden „eingedampft“. Zudem wussten die Angestellten, dass sie an einer Studie teilnehmen. Das könnte laut Kritikern zu einer höheren Arbeitsmoral geführt haben, die die Ergebnisse verfälschte.

Spanien: Teure Sozialmaßnahme

Auch Spanien steht aktuell im Fokus der 4-Tage-Fans. Denn in Spanien ist es tatsächlich so, dass in einem Modellprojekt, an dem sich hauptsächlich KMU beteiligen, die Mitarbeiter einen Tag weniger arbeiten bei vollem Lohn. Um die nicht abgeleistete Arbeit zu kompensieren, wird ein neuer Angestellter eingestellt. Madrid will damit gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgehen und bezahlt den Unternehmen die zusätzlichen Angestellten. Dabei handelt es sich also um eine Sozialmaßnahme, die den Haushalt belastet.

Belgien: 4-Tage, aber länger pro Tag

Viel zitiert wird auch das Belgische 4-Tage-Gesetz. Dort ist es Arbeitnehmern seit Februar gestattet auszuwählen, ob sie vier oder fünf Tage in der Woche arbeiten wollen. Aber: Das geht nicht mit einer Verkürzung der Arbeitszeit einher. Wer vier Tage die Woche arbeiten will, bleibt pro Tag 10 Stunden im Betrieb. Die 4-Tage-Woche ist also keine Zeitverkürzung.

Deutsches Arbeitsrecht legt Steine in den Weg

Für Deutschland kommt die 4-Tage-Woche bisher kaum in Betracht. Für das belgische Modell bräuchte es eine Novelle des Arbeitsrechts. Das schreibt gemäß § 3 ArbZG einen Zeitausgleich vor. Der stellt sicher, dass Arbeitnehmer im Durchschnitt von 24 Wochen maximal acht Stunden pro Werktag arbeiten. Ein flexibleres Gesetzgebungsverfahren ist bisher nicht in Arbeit.

Fazit: In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Unternehmer, die die Fakten zum Experiment "4-Tage-Woche" kennen, können besser mit der eigenen Belegschaft diskutieren - und das oft kommunizierte Bild auch für Arbeitnehmer klarer zeichnen.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • BFH bleibt beim Fremdvergleich für GmbH-Darlehen

Steuerliche Anerkennung nur mit breitem Marktvergleich

Bundesfinanzhof © dpa
Der reine Weg der Finanzierung einer GmbH ist die Einlage der Gesellschafter. Umgekehrt ebenso sauber die Regelausschüttung als Entlohnung. Doch die steuerliche Anerkennung solcher Darlehen ist immer ein gefährliches Fahrwasser. Das hat der Bundesfinanzhof erneut bestätigt.
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik der EZB läuft ökonomischen Rahmendaten entgegen

Euro vor schwachem Sommer

Die Europäische Zentralbank wird im Sommer eine Geldpolitik machen, die nicht zu den konjunkturellen Rahmenbedingungen passt. Darauf läuft die Ankündigung einer Zinssenkung und die immer besser werdende wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone hinaus. Für den Euro ist das ein schlechtes Omen.
  • Fuchs plus
  • Zurückhaltung der Notenbanken erfordert neue Anlagestrategie

Rückzug aus den Schwellenländern

Schwellenländer Währungen (c) B. Wylezich/Fotolia
Die Veränderung der Erwartungshaltung zur US-Zinspolitik zieht die Schwellenländer in Mitleidenschaft. Noch glauben die Märkte daran, dass die Fed im Juni mindestens einen Zinsschritt nach unten machen wird. Doch je robuster sich die US-Wirtschaftsdaten zeigen, desto mehr schwindet der Glaube zumindest an eine Zinswende nach unten. Marktkonsens ist bereits, dass weniger Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr erwartet werden. Das hat Folgen für Anleger, die in den Schwellenländern investiert sind.
Zum Seitenanfang