Das Problem heißt Afrika
Deutschland freut sich über Zuwanderer, die offene Stellen besetzen können. Doch wenn die Zuwanderung ungebremst anhält, droht der wirtschaftliche Absturz.
Die europäische Flüchtlingsfrage wird nicht über Zuteilungsquoten gelöst. Der Kompromiss vom Wochenende wird nicht funktionieren und nicht von Dauer sein. 18 von 28 EU-Staaten lehnen die deutsche Flüchtlingspolitik ab. Das ist nicht verwunderlich. Denn langfristig geht es um zahlenmäßige Dimensionen, die auch unser heutiges Asylrecht infrage stellen werden. Eine Gallup-Untersuchung zeigt die Herausforderung. Sie stammt von 2009 – der Zeit vor dem arabischen Frühling und dem Verfall der Ölpreise. Die Bevölkerung des muslimisch geprägten Raums mit Pakistan, Afghanistan, Bangladesh, Indonesien beträgt heute 620 Mio. Menschen. 2050 werden es 920 Mio. sein. Laut Gallup wollen 10 bis 15% dort weg. Ihr Ziel: Europa. Das sind derzeit 60 Mio. und 2050 ungefähr 100 Mio. Der Raum Marokko bis Jemen beherbergt 360 Mio. Menschen, die bis 2050 auf 600 Mio. anwachsen werden. 90 Mio. wollten davon schon 2009 nach Europa. Das größte Problem heißt Afrika (Subsahara). Nigeria, Somalia, Eritrea: Die Hauptherkunftsländer afrikanischer Zuwanderung werden in 35 Jahren 2,1 Mrd. Menschen beherbergen. Von dort wollen heute 400 Mio. nach Europa, 2050 sind es hochgerechnet 1 Milliarde. Die Zahlen nennt Prof. Gunnar Heinsohn, bis zu seiner Emeritierung Leiter des europäischen Instituts für Völkermordforschung an der Uni Bremen. Heute lehrt er Wirtschaftstheorie in St. Gallen und Militärdemografie am Nato Defense College in Rom. Deutschland wird viel damit zu tun haben, seine Neubürger arbeitsmarktfähig zu machen. Wettbewerbsfähiger wird es dadurch nicht. Sollten wir den Zustrom insbesondere aus Afrika ungebremst ins Land lassen, erwartet Heinsohn ein Absinken des jährlichen Pro-Kopf-Einkommens in Deutschland von derzeit 45.000 Dollar (nach Kaufkraftparitäten) auf 15.000 – das Niveau Brasiliens. Auf den Zustrom könnte zudem ein Exodus der besser Qualifizierten mobilen Bevölkerungsteile folgen. Heinsohns Erwartung: Je mehr die einheimische Bevölkerung für Sozialleistungen an Zuwanderer in Anspruch genommen wird, desto größer der Wegzug der Qualifizierten in die „Kompetenzfestungen“ Kanada, Neuseeland, Australien. In diesen Ländern liegen laut Economist acht der zehn Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Sie schotten ihre Außengrenzen militärisch gegen Flüchtlinge ab, rollen aber qualifizierten Zuwanderern den roten Teppich aus, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Eine Debatte, die uns sehr bald beschäftigen wird. Denn, so Heinsohn, die Mobilen gehen still. Allein Großbritannien hat bereits 2,3 Millionen seiner Hochqualifizierten an seine Ex-Kronkolonien verloren. Für eine (Migranten)familie, die von Hartz IV lebt, braucht es wiederum zwei hochverdienende Steuerzahler. Längst führen Länder wie Großbritannien, aber auch Osteuropa bei uns verpönte Diskussionen. Sind multikulturelle Gesellschaften größeren Herausforderungen überhaupt gewachsen? Oder fehlt ihnen der innere Zusammenhalt? Könnten homogene Gesellschaften in Europa künftig Standortvorteile haben durch die Abwesenheit von Terror, Antisemitismus (62% der Zuwanderer nach Deutschland sind Muslime, ein Großteil kommt aus dem arabischen Raum), No-Go-Vierteln bis in die Hauptstädte, sozialem Unfrieden?
Fazit: Auch Deutschland wird sich diese Fragen stellen müssen. Die Wirtschaft aber muss sich darauf einrichten, dass in Europa immer mehr Länder ihre Grenzen wieder schließen.