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Gaspreise bedrohen Mittelstand existenziell

Mittelständische Unternehmer fordern Rücktritt der Regierung

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen, l-r), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, Monitor) und Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen, stellen Pläne der Bundesregierung zur Energieversorgung und Preisbegrenzung für Gas vor. © Kay Nietfeld / dpa / picture alliance
Gasrationierungen werden in diesem Winter zwar immer unwahrscheinlicher. Ein vielfach existenzielles Problem bleiben aber die sehr hohen Preise. Sie werden voraussichtlich auch erst im kommenden Jahr langsam sinken. Immer mehr Unternehmer laufen gegen die Politik der Ampel Sturm.

Die befürchtete Rationierung von Gas wird immer unwahrscheinlicher - aber die Sorgen der Unternehmer in Deutschland eskalieren. Zwei voneinander unabhängige Studien der Wirtschaftsforscher DIW und der Privathochschule Hertie School geben für die Gasversorgung Entwarnung. 

Zwei Gründe machen Gas-Rationierungen unwahrscheinlich. Erstens das lange warme Wetter. Darüber hinaus zeigt das DIW, dass Verhaltensänderungen (weniger heizen in Haushalten und Betrieben) gut die Hälfte der gesamten Einsparungen ausmacht. So wurden laut DIW in den vergangenen Wochen 40% weniger Gas verbraucht als in den Vorjahren. Wenn es nicht zu einer langen, kalten Wetterperiode kommt, dürfte die Versorgung gesichert sein.

Volle Gasspeicher in ganz Europa

Für diese Prognose sprechen auch die Gasspeicher. Die sind randvoll (Deutschland 100%, EU 95,6%). Belgien erreicht sogar einen Füllstand von 118%, weil die Speicher mehr Gas vertragen, als die technische Größenangabe vorgibt (Druckerhöhung). Weiteres Gas kann noch in Pipelines durch Druckerhöhung gespeichert werden. 

Parallel dazu nimmt die LNG-Kapazität schnell zu. Der erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshafen wurde am 15.11. fertig gestellt. Er wird Mitte Dezember in Betrieb gehen. Auch Brunsbüttel wird noch dieses Jahr den Betrieb aufnehmen, vermutlich auch Lubmin. Weitere Terminals werden 2023 folgen.

Energieintensive Industrien mit Existenz-Problemen

Für Unternehmen (und Verbraucher) ist die Lage dennoch dramatisch. Die hohen Preise schaden in erster Linie der energieintensiven Industrie. Extrem negativ betroffen sind die chemische Industrie, die Metallerzeugung und -bearbeitung, die Herstellung von Glas und Keramik, sowie von Papier und Pappe. Ein Teil der gesamten Gaseinsparung kommt darum auch daher, dass Unternehmen in diesen Branchen ihre Produktion seit Mai stetig reduziert oder sogar gestoppt (FB vom XX.XX.).

Weil ein guter Teil des gespeicherten Gases zu Höchstpreisen eingekauft wurde, werden die Verbraucher-Energiepreise nur langsam sinken. Das Problem wird somit prolongiert. Es ist mit einem erheblichen Anstieg von Pleiten zu rechnen. Im Oktober ist die Zahl der Regelinsolvenzen bereits um 18,4% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im August lag das Plus schon bei 11,5%, so destatis.  

Unternehmer fordern den Rücktritt der Regierung

Die hohen Gaspreise werden im Laufe der Zeit negative Kaskaden-Effekte haben. Darauf hat gerade der Unternehmerkreis "Zukunft in Not" hingewiesen. Der Zusammenschluss von immerhin 680 Mittelständlern aus dem Wirtschaftsraum Augsburg hat einen Wut-Brief an die Regierung, den Bundesrat und den Bundespräsidenten geschrieben. In dem warnen die Unternehmer davor, dass "viele Unternehmen den Betrieb werden einstellen müssen und innerhalb kürzester Zeit ruiniert sein werden." Das wird zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft führen, weil Millionen Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren, Steuern, Abgaben und Sozialversicherung nicht mehr bezahlt werden."

Der Unternehmerkreis mahnt, dass sich sämtliche Entscheidungsträger bewusst sein müssen, dass sie "für ihr rücksichtsloses und unverantwortliches Handeln" zur Rechenschaft gezogen werden. Die Unternehmer fordern den Stopp sämtlicher Sanktionen, die Deutschland schädigen, die Reparatur und Öffnung von Nord Stream 2 - und den Rücktritt der Regierung.

Fazit: Gasrationierungen wird es in diesem Winter voraussichtlich nicht geben. Die hohen Gaspreise bleiben für viele Unternehmen dennoch ein existenzielles Problem, das virulenter wird, je länger es anhält. Die Ampel-Regierung wird zügig einen Weg finden müssen, die Energiepreise, die relevant für die deutsche Wirtschaft sind, wieder deutlich zu senken.
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