Weberbank Aktiengesellschaft: Europa im Anlage-Fokus
Die Weberbank aus Berlin hat ein wirklich gutes Beratungsgespräch vorgelegt. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
„Eigentlich erleben wir Private Banking auf allerhöchstem Niveau und mit viel Empathie seitens der Berater. Während des Gesprächs und danach fühlen wir uns gut aufgehoben und verstanden. Leider wird dieser hervorragende Eindruck bei der Beratung vor Ort durch einen aus Laiensicht etwas uninspirierten Vermögensvorschlag leicht beeinträchtigt. Auch ein abschließendes Telefonat, in dem wir darauf hinweisen, dass uns der Vorschlag zu wenig strukturiert erscheint, bringt wenig Aufklärung. Dennoch bleibt ein insgesamt positives Beratungserlebnis übrig."
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Nach einer Woche erhält der Kunde per Mail ein ausführliches Gesprächsprotokoll. Es ist vollständig und umfasst alle relevanten Fakten, die im Gespräch behandelt wurden.
Der Kunde selbst übersieht einen Punkt: Die Weberbank notiert, dass er einen maximalen Aktienanteil von 15% wünsche. Wir können uns nicht entsinnen, dass wir das gesagt haben. Diskutiert wurde es jedenfalls nicht. Hätte es aber sollen. Schließlich passt diese Angabe nicht zu unserem maximalen Verlustziel von 15%. Das würde einen deutlich höheren Aktienanteil im Depot erlauben. Warum wurde der offensichtliche Widerspruch im Gespräch nicht aufgedeckt und aufgelöst? Dies ist ein Manko, das die Qualität des Gesprächs mindert.
Kunde unterläuft eine Unaufmerksamkeit
Dennoch: Wir geben das Protokoll (versehentlich) frei. Und müssen daher akzeptieren, dass die Bank auf diesen Angaben ihren Anlagevorschlag aufbaut – und wir sehen viel Gutes.
Im Anlagevorschlag wird die Renditeerfordernis für das ausgesprochene Ziel des realen Kapitalerhalts anschaulich abgeleitet. Auf Grundlage einer Inflationserwartung, dem Honorarsatz und einer steuerlichen Annahme werden 3,33% p.a. ermittelt. Die Bank punktet hier mit der professionellen und konservativen Berechnung.
Die Weberbank schlägt also einen strategischen Rentenanteil von 85% vor, 15% werden auf Aktien verteilt. Auf Basis aktueller Markteinschätzungen wird dann der konkrete Anlagevorschlag, für 1.050.000 Euro, gezeigt: 2% Liquidität, 33% Anleihen Europa, 6% Rentenfonds Europa, 24% Rentenfonds Randmärkte, 20% Alternative Rentenkonzepte, 10% Aktien/Aktienfonds Europa, 3% Aktien/Aktienfonds USA, 2% Aktienfonds Randmärkte.
Starker Anteil europäischer Titel – warum?
Es folgt die Auflistung der jeweiligen Positionen im Portfolio. Offen bleibt, warum die Bank Einzeltitel auf der Anleihen- und Aktienseite sowie aktive verwaltete Fondsprodukte favorisiert. Auffallend ist auch eine hohe Europaanteil, sodass der Aktienbereich nur eingeschränkt international gestreut ist und damit auch Nachteile bei der Diversifikation zu sehen sind.
Demgegenüber gibt uns die Bank auf der Rentenseite eine gute Übersicht über das Zinsänderungsrisiko, welches insbesondere heutzutage viele Anleger interessieren sollte. Darüber hinaus sehen wir einen hohen Anteil an Anleihen aus Schwellenländern, die zwar hohe Renditen erwirtschaften, aber entsprechend auch hohe Risiken zum Rest der Welt aufweisen. Mit Blick auf diese Anleiherisiken ist nachvollziehbar, dass die 15-prozentige Aktienquote gewählt wurde.
Renditeerfordernis wird von der Weberbank mit Markteinschätzung abgeglichen
Herausragend ist, dass abschließend die eingangs abgeleitete Renditeerfordernis nochmals mit der aktuellen Markteinschätzung abgeglichen wird. Es werden konservative Renditeerwartungen und historische Untergrenzen angesetzt, sodass laut der Weberbank tatsächlich 3,33% p.a. erwartet werden dürfen. Gute Arbeit!
Nach einer Tabelle zur historischen Wertentwicklung des vorgeschlagenen Portfolios folgen diverse Stresstests. Neben der Darstellung der Performance in Krisen der Vergangenheit (wie Technologie-Blase und Lehman-Pleite), zeigt die Bank auch fiktive Extremszenarien auf der Anleihen- und Aktienseite. Top: Es werden die stärksten jemals beobachteten Verluste zeitgleich angesetzt.
Die Bank kommt zu dem Schluss, dass eine aktive Wertsicherungssystematik notwendig ist, um die hypothetischen -20,5% im Stressfall zu begrenzen. Das ist kaufmännische Vorsicht par excellence!
Weberbank erläutert aktives Risikomanagement
Dieses aktive Risikomanagement wird zuvor dargelegt. Die Bank arbeitet mit Risikobudgets und reduziert spätestens bei einem sog. Vorwarnlimit (einem jeweils definierten Verlust des Portfolios) die weiteren Risiken durch Verkäufe von Wertpapieren. Vorbildlich: Fachthemen sind kundengerecht und verständlich erläutert.
Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Das Honorar beträgt 0,95% inklusive Umsatzsteuer. Das ist ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die Bank weist MiFID-konform - auch die weiteren Produktkosten aus. Diese betragen 0,54 % - vor allem resultierend aus den aktiv gemanagten Fonds. Und hier stellt sich dann doch mit Blick auf die Portfolioqualität die Frage, ob es auch mit anderen, kostengünstigeren Instrumenten möglich wäre, das Portfolio zu gestalten.
Fazit Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Abgesehen von der Unstimmigkeit im Gesprächsprotokoll: Mit diesem Konzept lässt die Weberbank viele Wettbewerber hinter sich und liefert eine rundum gute Leistung ab.
2021 (TOPs 2021) | Beratungsgespräch | Gut strukturiert und freundlich | im Shop |
2020 (TOPs 2020) | Vermögensstrategie | Kundenwunsch im Zentrum | im Shop |
2020 (TOPs 2020) | Beratungsgespräch | Beratung in der "Villa Pferdestall" | im Shop |
2018 (TOPs 2019) | Vermögensstrategie | Weberbank Aktiengesellschaft: Europa im Anlage-Fokus | im Shop |
2018 (TOPs 2019) | Qualifikation | Großes Kino mit kleinen Patzern im Abspann | im Shop |
2017 (TOPs 2018) | Qualifikation | Die Weberbank hält, was sie verspricht | im Shop |
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WISSENSWERTES
Weberbank Aktiengesellschaft;
Hohenzollerndamm 134,
14199 Berlin
Deutschland
www.weberbank.de
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GESAMTWERTUNG
Nur knapp schrammt die Weberbank an der Wertung „Sehr gut" vorbei. Tatsächlich gilt das für alle Prüfsegmente: Eine jeweils gute Leistung, sogar mit einem Plus versehen. Jedenfalls eine der besten Leistungen unter den Wettbewerbern mit Sitz in Deutschland.