Standardisiert und kaum begründet
Die BW-Bank hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Die Beratung während zweier Vor-Ort-Gespräche ist gut; allerdings stören uns ein paar Randerscheinungen. Dazu zählt, dass es praktisch kein Erstgespräch am Telefon gibt und wir entsprechend zu zwei persönlichen Gesprächen erscheinen müssen. Auch, dass die Diskrepanz zwischen unserer Risikobereitschaft und dem Anlagevorschlag unerklärt bleibt und es keine Aufstellungen zu den Gesamtkosten bzw. zur Gesamtrendite gibt, sorgt bei uns ein wenig für Missstimmung. Trotzdem ist das Gesamturteil gut.
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Wir erhalten im Vorfeld des Anlagevorschlags kein Beratungsprotokoll. Stattdessen sendet die Bank eine “Geeignetheitsprüfung nach der Anlageberatung” zu. Hier sehen wir deutlich die Folgen der stärkeren Regulierung: Die Beschreibung unserer Ausgangssituation erfolgt rudimentär und ist recht unpersönlich gehalten. Dafür entspricht die Dokumentation der jeweiligen Empfehlungen buchstabengetreu den gesetzlichen Vorgaben.
Anlagevorschlag
Die Bank zeigt uns keine Herleitung der Verteilung auf – etwa anhand unserer Vorgaben, der eigenen Hausmeinung oder sonstiger Aspekte wie dem Zinsumfeld. Auch hier fällt die Datenlage eher mager aus: Wir erhalten lediglich eine Auflistung. Dieser zufolge schlägt uns die Bank ein Portfolio aus 20% Aktien international, 30% Aktien Europa, 12,5% offenen Immobilienfonds, 27,5% Rentenersatz und 10% Liquidität vor. Erläuterungen, warum die jeweiligen Quoten so gewählt wurden, fehlen. Lediglich die zehnprozentige Cash-Reserve ist begründet. Diese sollen wir vorhalten, um die zu erwartende Schenkungssteuer abzudecken.
Die Renditeerwartung der Bank für die von ihr vorgeschlagene Allokation bleibt unklar. Auch ein Investmentansatz des Hauses wird nicht beschrieben.
Finanzinstrumente
Der mit 30% stärker gewichtete Anteil an europäischen Aktien soll mit Einzeltiteln abgebildet werden. Den Bereich internationale Aktien möchte die Bank dagegen mit zwei aktiven Investmentfonds abdecken.
Bei den Anleihen soll in einen Rentenersatz investiert werden. Was das genau ist, enthüllt die BW-Bank leider nicht. Konkret lesen wir die Beschreibung eines Allianz-Schatzbriefs. Offensichtlich handelt es sich um eine Versicherungslösung, die nach Kosten 2,55% bringen soll. In absoluten Zahlen liest sich das noch beeindruckender: Bei einer Anlage von 150.000 Euro sollen nach einem Anlagezeitraum von 12 Jahren knapp 203.000 Euro erreicht werden.
Vieles bleibt im Dunkeln
Wie und warum die Allianz diese Rendite schaffen kann und welche Risiken der Kunde dabei eingeht, bleibt wie so vieles andere in diesem Anlagekonzept im Dunkeln. Der Informationsgehalt der Ausarbeitung ist rudimentär, und die Autoren versäumen es, ihre Empfehlungen mit dem Kundenwunsch zu verknüpfen und zu begründen. So erfahren wir bei dem Allianz-Produkt zwar, dass es sich um eine Basisrente handelt, aber nicht, warum die BW-Banker diese für uns für geeignet halten.
Es gibt noch eine weitere Versicherung zum Thema Langlebigkeit. In diese SV Vermögenspolice Invest soll regelmäßig Geld gespart werden. Warum wir statt dessen nicht einfach in deutlich günstigere Fonds ohne Versicherungsmantel investieren sollten, wird nicht erläutert. Die konkreten Anlageprodukte finden wir im schon erwähnten Geeignetheitsprotokoll. Dort sehen wir z.B. diverse Aktienfonds aus dem DEKA-Fondsuniversum.
Portfolioqualität
Die Portfolioqualität überzeugt uns nicht. Das Zusammenstellen verschiedener Fonds ohne einen Gesamtblick auf die Verteilung des Geldes sagt uns aufgrund der spärlichen Informationen nicht zu und lässt viele unserer Fragen offen. Wie wirken diese Fonds zusammen? Wo liegen ihre Risiken?
Die starke Übergewichtung von Euro-Aktien zu Lasten internationaler Titel spricht uns ebenfalls nicht an. Auch hier liegt ein großes Manko in der fehlenden Begründung: Wer überzeugen will, sollte schlüssig argumentieren können. Das aber versäumt die Bank fast vollständig.
Stresstest fehlt
Auch ein Stresstest fehlt vollkommen. Hier tappt der Kunde ganz schön im Dunkeln. Ohne Renditeerwartung und Risikoszenarien zu können, dürften die wenigsten Interessenten geneigt sein, ein Mandat zu erteilen.
Gebühren
Dass sich die fehlende Transparenz bei den Kosten fortsetzt ist folgerichtig. Da die Bank uns keine Vermögensverwaltung im eigentlichen Sinn vorschlägt, sondern eine Zusammenstellung aus Fonds und Versicherungen, erfahren wir auch die Kosten nur stückweise. Eine Gesamtaufstellung fehlt – und somit jede Grundlage für einen Kostenvergleich mit anderen Marktteilnehmern.
Die vorhandenen Informationen allerdings wirken abschreckend. Wir lesen beim Immobilienfonds den Wert 4,28% Gesamtkosten, die aber p.a. ausgewiesen werden. Einen Vorteil hat die Tatsache, dass die BW-Bank auch im Versicherungsbereich unterwegs und in diesem versiert ist jedoch für den Kunden. Sie beweist Expertise in Fragen der Absicherung der Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit und berät den Kunden dahingehend. Für einen jungen Berufseinsteiger sind das ohne Zweifel wichtige Themen, die mit in die Betrachtung gehören.
Fazit
Das Konzept der BW-Bank unterscheidet sich deutlich vom Marktdurchschnitt und fällt eher enttäuschend aus. Echtes Private Banking oder Vermögensmanagement ist im schriftlichen Teil nicht zu erkennen. Was wir sehen ist eher das Ergebnis eines standardisierten Beratungsprozesses für nicht vermögende Kunden, allerdings ohne, dass darauf hingewiesen worden wäre, dass unser Vermögen für eine Vermögensverwaltung zu gering ist. Uns fehlen eine individuelle Produktauswahl, Transparenz und eine schlüssige Argumentation für die tatsächlich vorgeschlagenen Produkte. Damit überzeugt das Haus uns nicht. Auch die vorgeschlagene Vermögensstruktur bleibt weit hinter der Qualität des Eigenportfolios zurück und rechtfertigt somit keine Mehrkosten.
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