Die Kathrein Privatbank leistet sich beim Stiftungsvorschlag einen Schnitzer
Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft
Wipplingerstraße 25 A-1010 Wien Österreich
www.kathrein.at
Der Anlagevorschlag sieht zunächst interessant aus, die Rendite ist im gewünschten Bereich. Mit einem fachlich falschen Vorschlag disqualifiziert sich die Bank aber selbst.
Das Angebot
Die Kathrein Privatbank AG empfiehlt, 25% des Vermögens in Aktien und 75% in Anleihen anzulegen. Die Anteile sollen schwanken, so dass Aktien zwischen 21 und 29% des Portfolios ausmachen.Die Wiener Bank erörtert zunächst das aktuelle Marktumfeld und den Zielkonflikt der Stiftung. Dann präsentiert sie zwei Anlagevorschläge. Zum einen die Anlage mit dem Fonds Kathrein Mandatum 25, zum zweiten die Anlage mittels ETFs, die entsprechend der Hausmeinung ausgewählt werden. Die Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten erklärt die Bank in einer kurzen Tabelle.
Der Fonds Kathrein Mandatum 25 investiert in internationale Anleihen und Aktien. Allerdings haben außereuropäische Anleihen nur einen Anteil von 20% des Gesamt-Portfolios, bei den Aktien ist mit 15% des Gesamt-Portfolios der größere Teil außereuropäisch. Hinzu kommen 10% alternative Anleihen. Bei einer Investition von 2.550.000 Euro (85% von 3 Mio. Euro) ergab eine Anlage in den Fonds eine Ausschüttung zwischen 33.100 Euro und 110.000 Euro im Jahr. Im Durchschnitt waren es 69.200 Eur. Hier fehlt die Berechnung der verwendbaren Erträge und die Herleitung der Renditen. Das ist wenig transparent.
Am Ende des Anlagevorschlags setzt die Bank einen Satz, der sie für die Anlage der Stiftungsgelder disqualifiziert. „Ein Auszahlungsplan, der ungeachtet von Ausschüttungen jährlich EUR 100.000,- auszahlt, lässt sich ohne Verbrauch des Kapitals nicht darstellen. Selbstverständlich können wir Ihnen aber auch hierfür Möglichkeiten aufzeigen“, schreibt die Bank. Mit dem Verkauf von Anteilen erzielt man aber außerordentliche Erträge. Diese dürfen nicht für Ausschüttungen genutzt werden. Damit ist die Aussage der Bank falsch. Die Bank verfügt nicht über die für Stiftungen nötige fachliche Expertise.
Hinweis: Die Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft nimmt am Performance-Projekt III (Stiftung) von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.
Allgemeine Informationen
Seit 1977 gehört die Kathrein Privatbank AG zur Raiffeisen Bank International AG. Sie verwaltet Stiftungs- und Privatvermögen ab 1 Mio. Euro. Ende 2015 hatte die Bank eine Bilanzsumme von 446 Mio. Euro. Das verwaltete Vermögen lag bei 5,2 Mrd. Euro. Die Bank beschäftigt 78 Mitarbeiter.Die Kathrein hat sich dem quantitativen Investmentstil verschrieben. Damit sollen klare Ziele zur Performance-Verbesserung identifiziert und Zufallsfaktoren reduziert werden. Dazu werden kapitalmarktrelevante Daten systematisch analysiert.
Bei nachhaltigen Investments arbeitet Kathrein mit verschiedenen Dienstleistern zusammen. Die Expertise von Oekom Research AG, MSCI ESG-Rating und das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) wird genutzt, um den Kunden eine nachhaltige Anlagestrategie bieten zu können.
Nachhaltigkeitsstrategien nähmen eine immer wichtigere Rolle ein. Viele Kunden forderten dies inzwischen, erläutert die Bank. Kathrein managt im Publikumsfondsbereich Staatsanleihen-, Unternehmensanleihen-, Aktien- und Mischfonds, deren Nachhaltigkeit von einer unabhängigen Stelle überprüft wird. Die Fonds erfüllen die Vorgaben des Europäischen Transparenz Kodex für. Neben den genannten Publikumsfonds verfolgt Kathrein auch beim Management einiger Spezialfonds einen nachhaltigen Investmentansatz. Im Bereich der Nachhaltigkeitsanalyse kooperiert die Kathrein Privatbank eng mit ihrer Tochtergesellschaft Kathrein Capital Management AG.
Neben den üblichen Anwälten und Wirtschaftsprüfern kooperiert die Bank auch mit Universitäten.
Stiftungskompetenz seit 1993
Derzeit betreut die Kathrein Privatbank 89 Stiftungen. Seit 1993 verfügt die Bank über Stiftungskompetenz. Das Stiftungsvermögen liegt bei 491 Mio. Euro per Ende Dezember 2016. Fünf Mitarbeiter sind auf das Thema Stiftungen spezialisiert. Bei der Wiener Bank trennt man die Betreuung von Vermögen strikt von der Beratung von Stiftungen.
Zur Sicherstellung des Erfahrungswissens ihrer Mitarbeiter werden spezielle Datenbanken genutzt. Es gibt eigenen Datenbanken für Kundenbezogenes Wissen, Produktwissen, Prozesswissen, Markt-, Konkurrenzbeobachtung bzw. Trends. Außerdem wird das Wissen bei Meetings und Klausurtagungen weitergegeben.
Stiftungen bietet die Kathrein Privatbank AG besonders in der Gründungsphase Dienstleistungen an. Bei der Verwaltungsarbeit bietet sie weniger Unterstützung.
FAZIT:
Ein falscher Rat lässt keine gute Bewertung zu. Davon abgesehen mangelt es dem Vorschlag auch an der Herleitung der Renditen.