Stiftungsangebot Hauck & Aufhäuser: Ein Hauch zu viel
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
Kaiserstr. 24 60311 Frankfurt am Main
www.hauck-aufhaeuser.de
220 Jahre lang gibt es das Traditionshaus Hauck & Aufhäuser bereits, doch die letzten beiden Jahre haben es echt in sich: 2015 bekommt es einen chinesischen Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaft Fosun International Ltd. Die Chinesen erhoffen sich von dem Zukauf einen besseren Zugang zu den führenden Volkswirtschaften in Europa. Hauck & Aufhäuser freut sich über das globale Netzwerk der Chinesen und ihr starkes Engagement in der Finanzbranche, das helfen soll, das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und mit neuen Kunden zu wachsen.
Schließlich kauft das Bankhaus 2016 das Fintech-Unternehmen easyfolio, einen der führenden Online-Anbieter im Anlagegeschäft. Fressen und gefressen werden – ein gutes Beispiel dafür, dass beides geht.
Die breit aufgestellte Privatbank ist ganz ihrer Tradition verbunden. „Das tragende Fundament des freien wirtschaftlichen Systems ist die volle persönliche Verantwortung des Wirtschaftenden für seine Handlungen in moralischer und finanzieller Beziehung.
Der sittliche Maßstab, der dabei anzulegen ist, findet seinen Niederschlag in der seit Jahrhunderten herausgebildeten Tradition des ‚ehrbaren Kaufmanns‘“, kann man auf der Internetseite lesen. Das Zitat stammt von Otto Hauck aus dem Jahr 1931. Es soll noch immer Gültigkeit für die heute handelnden Bankiers haben.
Das Angebot
Die Porträts der Gründungsväter Hauck und Aufhäuser zieren die Titelseite des Anlagevorschlages für das Vermögen der Thussi-Drexler-Stiftung. Sie schauen den Betrachter zugleich stolz und vertrauen an. Es folgt eine gut strukturierte Inhaltsangabe, die das Finden und Lesen erleichtert. Leider fehlen die Seitenangaben. Im folgenden werden die Vorteile eines aktiven Risikomanagements und die Kompetenzen des Investment-Teams der Bank anschaulich dargestellt. Sehr gut.
Natürlich bedeutet „aktiv“ in der Vermögensverwaltung auch immer Kosten. Insofern macht das sehr günstige Angebot von 0,35 Prozent plus Mehrwertsteuer doch etwas stutzig und wirft die Frage auf, ob sich das für das Haus überhaupt rechnen kann.
Auf Seite 18 geht es dann richtig los. Zwei verschiedene Szenarien werden durchdekliniert: Das erste mit einem Aktienanteil von 27, das andere mit 35 %. Zwar stehen ordentliche Erträge von 68.000 Euro pro Jahr im ersten Fall 76.600 Euro im zweiten gegenüber, doch die Bank favorisiert das risikoärmere Portfolio mit 27 % Aktien als strategische Quote. Konkret sieht es dann so aus: 66,00% Anleihen / Liquidität, 24,00% Aktien sowie 10,00% risikoadjustierte Investments, dies sind überwiegend Aktienanleihen.
Weniger wäre mehr gewesen
Die vielen Informationen machen es schwer, den Vorschlag in allen Aspekten zu verstehen. Die Bank will viel sagen, aber die Übersichtlichkeit bleibt dabei auf der Strecke. Die Auseinandersetzung mit den Risiken ist gut gemeint, allerdings ist sie zu komplex ausgefallen. 71 Seiten Anlagevorschlag ist echt eine Kost, die Verdauungsschwierigkeiten bereitet. Auch wenn das Bemühen deutlich wird: Weniger wäre mehr und besser gewesen.
Hinweis: Die Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA nimmt am Performance-Projekt III (Stiftung) von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.
Allgemeine Informationen
Das Stiftungsmanagement wird bei Hauck & Aufhäuser von einem Verantwortlichen gemanagt, der an den Standorten Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg sowie Köln/Bonn von Relationship Managern unterstützt wird. Seit 1999 befasst sich das Haus intensiv mit Stiftungen. Seine Stiftungskompetenz fokussiert sich auf die strategische und taktische Begleitung der Stiftung, des Stifters in allen Fragen rund um das Vermögensmanagement und das Stiftungsvermögen. Für alle Fragen zu individuellen steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen kann der Kontakt zu assoziierten Netzwerkpartnern hergestellt werden.
136 Stiftungen mit einem Vermögen von 460 Millionen Euro werden gegenwärtig betreut. Die Qualität soll durch regelmäßige intensive Weiterbildung aller Beteiligten gewährleistet werden. Zudem hat die Bank auf der Basis langjährigen Erfahrung in der Betreuung von Stiftungen Vertriebsstandards und -prozesse abgeleitet.
Das Thema nachhaltige Geldanlage wird über die Schweizer Tochter Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG abgedeckt. Zudem bewertet das unabhängige Ethik-Komitee aus interdisziplinär arbeitenden Wissenschaftler jeden Titel einzeln und steht mit seiner Reputation für die Nachhaltigkeits-/Ethik-Portfolios. Das Ethik-Komitee bewertet 100% der investierten Titel in den expliziten Nachhaltigkeits-Portfolios. Die Entscheidungen über die Aufnahme oder den Ausschluss eines Titels sind verbindlich für die Portfoliomanager.
FAZIT:Die Entscheidung fällt nicht leicht. Der Anlagevorschlag ist gut, fast sehr gut. Aber eben nur fast. Mit ein wenig mehr Konzentration auf das Wesentliche hätte es vielleicht bis ganz nach vorn gereicht.