Unglücklicher Mischmasch
„Eine Spur persönlicher“ ist der Slogan der Frankfurter Bankgesellschaft (FBG). Leider findet das Stifterpaar persönlich nichts auf deren Website über die Services der Bank für künftige Stiftungen. Schade, ein wenig Vorabinformation empfindet der geniegte Leser immer als ganz hilfreich.
Bei der Suche auf der Website der Frankfurter Sparkasse hingegen gibt es Informationen zum Thema Stiftungen. Es gibt Flyer, Broschüren, Newsletter und ein Video. Offenbar kümmert sich die Sparkasse um alle Services rund um Gründung und Verwaltung der Stiftung, die Bankgesellschaft dagegen um das Vermögen. Ob es diese Zweiteilung nützlich finden soll, weiß das Stifterpaar noch nicht. Ein erster Blick in den Vorschlag der Doppelspitze bestätigt die Vermutung: Auf den ersten 17 von 56 Seiten präsentiert die Sparkasse ihr Angebot, danach kommt die FBG zu Zuge.
Tiefe und Breite fehlt
Sechs Mitarbeiter der Frankfurter Sparkasse kümmerten sich um 80 rechtsfähige gemeinnützige Stiftungen, verkündet die Sparkasse. Damit sei man ein führender Anbieter im Rhein-Main-Gebiet. Nun gut, das ist vielleicht nicht mit den ganz großen Playern zu vergleichen, aber Masse bedeutet ja auch nicht immer Qualität.
Was dann folgt, mutet aber eher dürftig an. Zwei mit großen Lettern bedruckte Seiten befassen sich mit der Satzung der Stiftung i.Gr. «Money Kids» – sehr allgemein und oberflächlich. Da sind andere Anbieter – auch was die offenen Fragen betrifft – deutlich mehr in Tiefe und Breite gegangen.
Keine Empfehlung zur Stiftungsart
Danach folgen weitere Fragen, was durchaus positiv gewertet werden kann: zum Stiftungsprojekt, zur Immobilie in Köln, die ja Teil des Stiftungsvermögens werden soll, sowie zum Stiftungssitz. Empfohlener Stiftungssitz ist Köln mit der Bezirksregierung Köln als Stiftungsaufsicht, wobei auf das neue Stiftungsrecht hingewiesen wird, das die Bedeutung des Stiftungssitzes relativieren wird. Gut!
Zur Problematik einer Ewigkeits- oder Verbrauchsstiftung stellt die Frankfurter Sparkasse ebenfalls eine Reihe von Fragen, ohne aber zu einem Ergebnis oder gar zu einer Empfehlung zu kommen. Das ist zu wenig.
Erfahrung bei der Bankgesellschaft
Mit einigen wenigen Anstrichen werden die Leistungen bei Stiftungsgründung und -verwaltung auf zwei Seiten ganz kurz skizziert, ohne irgendwelche weiteren Hinweise für die unerfahrenen Stifter. Auch das wirkt lieblos, wie eine lästige Pflichtübung. An Kosten für die Stiftungsverwaltung würden 0,2 Prozent plus Mehrwertsteuer anfallen. Ja, wofür eigentlich?
Dann folgt die Offerte der Frankfurter Bankgesellschaft. Auf den ersten Seiten stellt sie sich erst einmal ausführlich selbst vor. Seit 1995, ist zu erfahren, betreibt sie Vermögensverwaltung für Stiftungen, gemeinnützige und kirchliche Anleger. Man betreue über 350 Stiftungen und vergleichbare Anleger. Gut, das klingt nach Erfahrung.
Hoher Aktienanteil nötig
Nachdem sie ihren Investmentprozess aus strategischer und taktischer Allokation, Portfoliokonstruktion und Überwachung mithilfe einer Grafik erklärt hat, postuliert die FBG die Unternehmensanleihe als einen Anlageschwerpunkt und erläutert, wie sie bei der Auswahl vorgeht.
Bei der Aktienselektion werde ebenfalls ein mehrstufiger Prozess durchlaufen. Die gewünschten 50.000 Euro jährliche Ausschüttungen, ist nach einem kurzen Exkurs zum Thema Nachhaltigkeit zu erfahren, seien nur mit einer hohen Aktienquote zu verwirklichen. Das ist keine Überraschung.
Inflationsausgleich für Kapitalerhalt
Bei einem Verhältnis von 70 Prozent Aktien zu 30 Prozent Anleihen könne man vor Kosten mit einer Rendite von 5,1 Prozent p.a., bei 100 Prozent Aktien mit 7 Prozent rechnen. „Es bedarf heute einer nennenswerten Aktienquote, um über Dividenden und Kursgewinne Erträge zu erwirtschaften und möglichst auch noch einen Inflationsausgleich für den Kapitalerhalt zu erzielen“, so die FBG.
Entsprechend würde sie in der Anlagerichtlinie – auf die die Bank erst im Anhang etwas näherr eingeht – für das liquide Vermögen eine Aktienquote zwischen 70 und 100 Prozent vorschlagen. Bezogen auf das Gesamtvermögen – also inklusive der Immobilie, deren Marktwert die FBG mit 2,7 Millionen Euro veranschlagt – läge die Aktienquote dann bei maximal 60 Prozent. Das klingt vernünftig.
Von Ewigkeitsstiftung wird ausgegangen
Das Depotbeispiel geht dann auch von 100 Prozent Aktien aus. Die erwarteten Erträge würden rund 2,5 Prozent bzw. 87.500 Euro betragen. Abzüglich der Kosten für die Vermögensverwaltung (etwa 25.000 Euro) würden Nettoerträge von 62.500 Euro verbleiben.
„Bei dieser Rechnung wird unterstellt, dass die gesamten 3,5 Millionen Euro langfristig zur Verfügung stehen“ schränkt die FBG ein. „Sollten sich die Stifter zu einer Verbrauchsstiftung über 1,5 Millionen Euro und Laufzeit 20 Jahre entscheiden, würden sich die laufenden Erträge reduzieren; der Verbrauchsteil für die nächsten Jahre wäre derzeit nur „sicher“, d.h. mit negativer Verzinsung anzulegen. Dem stünde eine Verbrauchskomponente von ca. 75.000 Euro p.a. gegenüber.“
Ausschüttungsdarlegung schwach
Weder gibt es eine schlüssige Herleitung der Ausschüttungen noch eine Perspektive für die kommenden Jahre. Damit wird eine der ganz wichtigen Anforderungen der Ausschreibung nur unzureichend erfüllt.
Schließlich unterbreitet die FBG ein „Depotbeispiel“: Ist das nun für die Stiftung geeignet oder ein beliebiges Beispiel? Es soll wie angekündigt bis zu 100 Prozent Aktien umfassen, knapp 90 Prozent Aktien-Anlagen, 10 Prozent Aktien-Anleihen und 0,1 Prozent Liquidität. 44,7 Prozent sollen in Euro, 34,8 in US-Dollar und der Rest in Schweizer Franken (17,1 Prozent) und britisches Pfund (3,4 Prozent) investiert werden.
Kosten sind marktgerecht
Eine regionale Aufteilung ist nicht erkennbar, so dass die Frage nach ausreichend breiter Streuung nicht abschließend beantwortet werden kann. Als Honorar werden für 3,5 Millionen Euro Anlagebetrag bis 100 % Aktien-Investment 0,60 Prozent p.a. plus Umsatzsteuer bzw. 0,714 Prozent inklusive Umsatzsteuer fällig.
Im Anhang findet sich dann noch eine recht allgemein gehaltene Muster-Anlagerichtlinie.
Das wünschen sich die Stifter ins spe
- Stiftung mit Namen "Money Kids" oder "Money Kings" will für mehr Finanzbildung an Schulen sorgen
- 3,5 Millionen Euro liquide Mittel und Jahresmieteinkünfte einer Immobilie in Höhe von 108.000 Euro stehen dafür zur Verfügung
- gewünscht ist ein Anlagekonzept mit erwarteten Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro pro Jahr, dem Vorgehen beim Investieren sowie einer international ausgerichteten und diversifizierten Anlage
- Hilfe bei der Stiftungsgründung und -verwaltung
- Empfehlung, ob eine Ewigkeits- oder Verbrauchs- bzw. Hybridstiftung gegründet werden soll.
Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung |
Unterstützung ... während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden ... bei der Auswahl des Stiftungszweckes ... bei der Konzeption einer Stiftungslösung ... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung mit den Mitarbeitern der Bank. Bei komplexeren Fragestellungen und Nachfolgegestaltungen werden auch externe Spezialisten, Fachjuristen und Steuerberater hinzugezogen. Begleitung von der Idee bis zur Anerkennung der Stiftung. |
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung |
Unterstützung ...bei der Koordinierung von Bankverbindungen ...beim Fundraising ...bei Strategiegesprächen ... Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht mit den Mitarbeitern der Bank. Koordinierung und Konsolidierung von Bankverbindungen bei größeren Mandaten auch über das Family Office der Gruppe. Fundraising über externe Anbieter. |
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung |
Unterstützung bei ... Rechnungslegung ... Jahresabschluss ... Förderverwaltung Modulares Angebot, auch über externe Anbieter. |
Mitarbeit in Stiftungsgremien |
Die Bank arbeitet in Stiftungsgremien mit, allerdings nur in Ausnahmefällen, da dies zu interessenkonfliktträchtig ist. In diesen Fällen wird die Stiftung durch einen anderen Bankmitarbeiter betreut. Im Falle einer Vermögensverwaltung durch die Bank enthält sich das Gremienmitglied bei allen die Bank betreffenden Themen der Stimme. |
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung |
Die Bank unterstützt die Geschäftsführung von Stiftungen überwiegend durch Angebote externer Kooperationspartner, wie Übernahme der Buchhaltung oder die Betreuung einer Fundraising-Kampagne. |
Angebot von Treuhandstiftungen |
Die Bank bietet Treuhandstiftungen mit einer externen Treuhänderin an. Dabei arbeitet sie seit Jahren mit einem auf Stiftungen spezialisierten, ebenfalls bundesweit tätigen Partner zusammen. |
Weitere Services für Stiftungen |
Stifter - gesamte Vermögensnachfolgeplanung unter Einbindung von Stiftungslösungen, insbesondere auch für Unternehmer Stiftungen - Interimsmanagement bzw. Veränderungsmanagement zur Umsetzung neuer Strategien, Strukturen, Prozesse, z.B. in Stiftungen mit Nachfolgeproblemen in Gremien; zur (Re-)Aktivierung der operativen Tätigkeit etc.; zum Teil in Zusammenarbeit mit externen Partnern |
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz? |
Seit 1995 bietet die Bank Vermögensverwaltung für Stiftungen an, seit 2003 offeriert sie ein umfassendes Angebot zum Stiftungsmanagement - von der Begleitung potenzieller Stifter über Angebote zur Stiftungsverwaltung bis zur Vermögensverwaltung für Stiftungen. |
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie? |
Ende 2018 wurden gut 200 Stiftungen und stiftungsähnliche Gestaltungen betreut und dabei 450 Millionen Stiftungsvermögen betreut. Das Kundenspektrum ist breit und reicht von den kleinen lebzeitigen Anstiftungen unserer Privatkunden bis zu zweistelligen Millionenmandaten. |
Haben Sie eine eigene Stiftung? |
Nein. |
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen? |
Aufgrund ihrer bundesweiten Tätigkeit hatte die Bank im Laufe der Jahre mit Aufsichtsbehörden in nahezu allen Bundesländern zu tun. Aufgrund ihrer Historie liegen regionale Schwerpunkte vor allem in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. |
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz? |
In Frankfurt und Düsseldorf. Die Betreuung durch Mitarbeiter der Frankfurter Bankgesellschaft erfolgt bundesweit, in der Regel vor Ort in Zusammenarbeit mit der kundenzuführenden Sparkasse. |
Kontakt
Alois Steinle
Direktor
stellvertretender Leiter Portfolio Management
Elke Kurlbaum-Stanzel
Direktorin
Stiftungsmanagement
Zusatzinfos
Honorar: | 0,60 % p.a. zzgl. USt. / 0,714 % inkl. USt |
Strategische Asset Allocation: | bis 100 % Aktien |
Renditeerwartung: | 7,0 % vor Kosten (bei 100 % Aktien) |
Risikokennzahl(en): | Value at Risk (95 %, 10 Tage): 4,32 %; CVaR (VaR: 99 %, 10 Tage): 8,41 % |
Inflationserwartung: | k.A. |
Vorschlag für den Stiftungssitz: | Köln |
Fazit: Auch wenn zwei Institute an der Erarbeitung des Vorschlages beteiligt waren – die Frankfurter Sparkasse und die Frankfurter Bankgesellschaft – kommt dieser über Mittelmaß nicht heraus. Es fehlt nahezu komplett die Hinwendung zur Stiftung und ihren besonderen Bedürfnissen. Die erwünschte Hilfestellung wird ohne großes Engagement angeboten. Das entspricht nicht den vollmundigen Ankündigungen auf den Websites. Insgesamt ein unglücklicher Mischmasch zweier kooperierender Institute.
Mit der Leistung können sich die Frankfurter Sparkasse und die Frankfurter Bankgesellschaft keine Hoffnung auf einen Einzug in den Endausscheid machen.