Brot und Butter
Am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nimmt die St. Galler Kantonalbank nicht teil. Somit können wir ihre Qualität auf diesem Gebiet nicht unmittelbar nachvollziehen. Im Performance-Projekt messen 151 Vermögensverwaltungen ihr Können.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million Euro zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Ein Bekannter aus dem Memminger Raum hat uns die St. Galler Kantonalbank als Geldpartner empfohlen. Er hat dort selbst gute Erfahrungen gemacht, deshalb möchten wir auch in die Zentrale, nicht zu einer der Niederlassungen in Deutschland. Da wir häufig am Bodensee urlauben, können wir uns grundsätzlich eine Zusammenarbeit mit der Bank gut vorstellen. Wir greifen zum Telefon. Man nimmt gleich ab bei der Kantonalbank am Bodensee. Die Zentrale verbindet uns mit einer Assistentin in der Abteilung Private Banking. „Was ist Ihr Anliegen?“ Wir erläutern. Gern will sie uns einen Berater zuteilen. Sie reserviert uns den Wunschtermin sowie einen Parkplatz (wie angenehm) und erklärt ausführlich, wie wir die Bank von Zürich kommend finden. Daraufhin erhalten wir eine E-Mail mit dem Namen des Beraters, dessen Koordinaten sowie eine Anfahrtsskizze. Prima. So stellen wir uns das Mindestmaß an Kundenservice vor. Der Berater ruft am folgenden Abend an. Er möchte Informationen, um sich auf das Gespräch vorbereiten zu können. Die Assistentin habe ihn bereits informiert, dass wir 500.000 Euro einzahlen wollten und nach 8 Jahren 1 Million erwarten. Dies wollte er gerne klargestellt wissen. Das ist „state of the art“. Nachdem wir unser Anliegen skizziert haben, fragt er, woher das Geld käme. Hausverkauf. Wir vermerken: Ein angenehmes, zielführendes Vorgespräch. Professionell.Vor Ort
Wir melden uns an der Rezeption. Die Empfangsdame führt uns in einen Besprechungsraum. Standardeinrichtung, Stühle, Konferenztisch, nix Dolles. Sie bringt noch Getränke, da erscheint auch schon pünktlich unser Berater mit zahlreichen Unterlagen. Er stellt sich vor: Ausschließlich im Hause sei er bisher tätig gewesen, eine treue Seele. Dann präsentiert er uns die Kantonalbank, die wichtigsten Daten und ihr Leistungsspektrum. Ein wenig steif ist die Atmosphäre, aber nicht unangenehm. Es zahlt sich aus, dass wir unser Anliegen schon telefonisch vorbringen konnten, er ist vorbereitet und hat bereits einen notwendigen Zusatz-Sparbetrag von 30.000 Euro pro Jahr bei einer mittleren Rendite von 4, 5% errechnet. Auf diese Weise glaubt er, mit unserem Anlagevermögen nach acht Jahren die gewünschte Million erzielen zu können. Ausgesprochen ausführlich hinterfragt er unsere Gesamtvermögenssituation und Anlagepräferenzen. Gibt es Anlageklassen oder Wertpapiere, die wir ablehnten? Er fragt zudem, woher das Geld stamme und ob wir durch die Anlage Einschränkungen in unserem Lebensstandard hätten. Seine Fragen, insbesondere wenn Sie sehr Persönliches berühren, sind einfühlsam. Er steckt sofort zurück, wenn wir nicht antworten wollen. Beratungen zu Steuerthemen böte die KB bewusst nicht an. Nun gut, aber so kann er der Aufgabenstellung wohl kaum gerecht werden. Denn von der Steuerhöhe hängt ja schließlich ab, was brutto durch Zuzahlungen und Depotperformance erzielt werden muss, um die eine Million am Ende auch übertragen zu können. Auch auf unseren Wunsch, das Vermögen nicht sogleich vollständig in die Hände der jungen Frau geben zu wollen, geht er nicht näher ein. Nachdem wir über unsere Risikobereitschaft gesprochen haben, stuft er uns auf einer fünfstufigen Skala als „ausgewogen“ im Anlageprofil ein. Das bedeute, wir könnten einen Aktienanteil von 25% bis 60% im Portfolio vertragen. Der Rest würde dann in Fonds und sonstigen Anlagen untergebracht. Nun ja, auch Fonds können Aktien enthalten .... So kommt er auf die genannten 4,5% Bruttorendite p.a. Die Kosten betrügen je nach Modellvariation zwischen 1,05 bis 1,70% all in fee – nun ja, das ist eine große Spanne. Nachlässe von maximal 10%-Punkten könnten nur bei intensiverer Kooperation gewährt werden. Wir bekommen einige Broschüren, Prospekte und Unterlagen mit auf den Weg, einen individuellen Anlagevorschlag gäbe es nach Vertragsabschluss. Das was wir einsehen können, ist alles von der Stange. Wir sagen ab – und erhalten noch eine bedauernde Mail, wir seien dennoch jederzeit wieder willkommen. Schön.Fazit: Alles in allem macht die St. Galler Kantonalbank den Eindruck einer grundsoliden Adresse. Der Kundenbetreuer berät fachlich einwandfrei, er beherrscht sein Handwerk, ist jemand, der sich auf den Kunden einstellt. So weit, so gut. Andererseits erleben wir viel Schema F, was wohl an der Aufstellung der Bank im Private Banking liegt: Man geht nicht über die Vermögensverwaltung hinaus. Steuerliche Aspekte bleiben komplett außen vor, und so kann die Bank auch nicht wirklich unser Anliegen voll erfassen und adäquat beraten. Für Basisberatung also durchaus eine Adresse, die man ansteuern kann. Lust auf mehr hat das Gespräch am Ende jedoch nicht gemacht. Um im Wettbewerb on die Spitzengruppe zu kommen, reicht es nicht. Unsere Qualifizierungsampel schaltet auf Rot.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2016“.
Fakten: keine Angaben
St. Galler Kantonalbank
St. Leonhardstr. 25
9001 St. Gallen
www.sgkb.ch
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.