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Die Investmentkompetenz in Stiftungsvermögen 2021

Fernrohr und Rückspiegel

Die Investmentkompetenz besteht aus zwei Wertungsbausteinen: einem qualitativen, der den Investmentprozess unter die Lupe nimmt und einem quantitativen, der die konkreten Daten in den Blick nimmt. Und zwar einmal in der Vorausschau, quasi durch das Fernrohr (Monte-Carlo-Simulation). Und im Rückspiegel, durch die Auswertung der konkreten Entwicklung eines Echtdepots.
  • In der Vorschau geht es darum zu ermitteln, wie ausgewogen der Vermögensverwalter das Depot strukturiert und wie es sich voraussichtlich ohne sein Eingreifen in verschiedenen Szenarien entwickeln würde.
  • In der Rückschau sehen wir, wie erfolgreich ein reales Depot in der Vergangenheit gemanagt wurde.

Für die Endauswahl, den "Beauty Contest", bitten wir die Vermögensverwalter um einen detaillierten Anlagevorschlag für die Vorausschau. Der Anlagevorschlag beschreibt, wie der Vermögensverwalter konkret heute für den Investor tätig werden will. Er zeigt ein Depot auf Einzeltitelebene bestehend aus Aktien, Anleihen und Fonds. Und – wenn erforderlich – auch aus Absicherungsinstrumenten gegen ungewollte Risiken wie z.B. Devisenfutures und Optionen.

Blick in die Zukunft und in die Vergangenheit

Das Ergebnis sind Planzahlen. Sie lassen sich aus Erfahrungswerten hochrechnen. Sie haben ihren Wert darin, dass sie zeigen, wie "robust" das Portfolio aufgestellt ist, wie gut dessen Statik ist. Sie bilden aber natürlich nicht die Wirklichkeit ab. 

Deswegen erfragen wir separat den historischen Renditenachweis. Das ist eine Transaktionshistorie, die belegt, wie der Vermögensverwalter ein ähnliches Depot wie dasjenige, das er für den Stiftungskunden vorschlägt, in den letzten fünf Jahren vom 1.1.2016 bis zum 31.12.2020 tatsächlich gemanagt hat. 

Die Vorschau

Für die Vorschau haben wir uns den Anlagevorschlag mit allen Details auflisten lassen. In der Regel sind das 30 bis 60 Wertpapiere mit ihrer Gewichtung; ergänzend die Angabe der Anlageklasse, der langfristig erwarteten Rendite, einer Benchmark (Messlatte) – dafür haben wir sehr detaillierte Listen mit geeigneten Indizes, ETF und Fonds zur Verfügung gestellt – und einem optionalen Nachhaltigkeitsrating. Einen nachhaltigen Anlagevorschlag aufzustellen ist in der heutigen Zeit nicht so einfach. Denn die Auswahl der nachhaltigen Einzeltitel ist nicht sehr groß und die Meinungen darüber, was nachhaltig ist, gehen (deutlich) auseinander.

Die Listen der Indizes, ETF und Fonds werden als «Benchmark», den einzelnen Wertpapieren zugeordnet. So werden die langfristige Entwicklung und das Risiko eines Titels durch seine Anlageklasse möglichst präzise wiedergegeben. Das Risiko wird in dem SENSIS® - Monte Carlo Simulation Verfahren bestimmt, das Quanvest von der Deutsche Börse AG lizensiert hat. Darin werden für diese Anlageklassen unterschiedliche Krisen durchgespielt: sehr lange Krisenphasen über viele Jahre und auch sehr kurze über nur wenige Tage.

Simulierte Krisen

Diese simulierten Krisen sind manchmal vergleichbar mit historischen Krisen wie der Ölkrise in den 1970er, dem Crash 1987, der Asienkrise, der Finanzkrise 2008 oder der Coronakrise im Jahr 2020. In anderen Fällen fallen die Krisen aber anders aus: schlimmer oder sie werden komplett neu simuliert. Historisch haben wir seit Ende der 1970er nur fallen Zinsen. In der Simulation wird aber ganz konkret ausgerechnet, wie wahrscheinlich die Zinsen um 1% steigen und wie hoch der Verlust im Depot dann ist. Deswegen heißt es Vorschau.

Man weiss nur nicht, wann das Ereignis wie bspw. steigende Zinsen eintritt. Das galt immer auch ganz ähnlich für die Pandemie, von der Mikrobiologen seit vielen Jahren sagen, dass sie sicher kommt; unsicher war nur wann.

Renditeerwartung aus Umfrage

Quanvest hat neben der Nachhaltigkeitseinschätzung erfragt, wie hoch die Vermögensverwalter die langfristige Rendite eines Titels einschätzen. Die Renditeerwartung erfragt das Analysehaus seit Jahren in regelmäßigen Umfragen bei Vermögensverwaltern. Dadurch verfügt Quanvest über eine realistische Einschätzung für die sehr langfristige Entwicklung in einem Depot. Das können 3% erwartete Rendite in einem gemischten Depot oder bis zu 7% in einem reinen Aktiendepot sein.  So lässt sich je nach Depotaufstellung die Frage beantworten, ob eine Anlagesumme von 1,2 Mio. Euro sich in 10 Jahren auf voraussichtlich eher 1,6 Mio. Euro oder 2,5 Mio. Euro (im Mittel und ohne Einbeziehung temporärer Schwankungen) erhöht. In den letzten Jahrzehnten war diese Prognose umso präziser, je länger der Zeitraum ausfiel. Z.B. ist die jährliche Rendite im DAX seit 30 Jahren in etwa 7%, im Jahr 1991 stand er bei 2.000 Punkten und heute bei 15.000 Punkten. 

Die Rückschau

Die Erfahrung eines Managers spiegelt sich in der Historie eines realen Depots. Wir haben die Vermögensverwalter um passende Depots mit einer echten Historie von wenigstens fünf Jahren bis zum 31.12.2020 gebeten. Ob ein Manager die per Termin erwartete Rendite erreicht, hängt davon ab, ob er in guten wie in schlechten Zeiten die richtigen Instinkte beweist, Chancen und Risiken gut abwägt und die Nerven behält. Das Nachhaltigkeitskriterium haben wir für einen fairen Vergleich bewusst außen vorgelassen, weil die allermeisten Manager Konzepte und Depots vor 2018 nicht zu 100% nachhaltig ausgerichtet haben; für 5 Jahre Historie hätte es somit nicht gereicht.

Mit den Transaktionen der letzten fünf Jahre und der eigenen Kursdatenbank kann Quanvest nun die Renditen und Risiken der Echt-Depots nachbereiten, also auch tagesgenau die Verluste und Verlustphasen (Drawdowns) z.B. in der Corinakrise nachvollziehen. Der maximale Drawdown wird gern als Risikokennzahl für historische Echt-Depots genommen. Er gibt den maximalen Wertverlust, also die Differenz zwischen einem Kurs-Höchststand und dem nachfolgenden Kurs-Tiefststand, an.

Auswertung von Vorschau und Rückschau

Sowohl in der Vorschau als auch in der Rückschau geht Quanvest rein quantitativ vor, blickt auf Grundlage der Depotdaten der Manager in die „Glaskugel" sowie den „Rückspiegel". Für einen fairen Vergleich von Risiko und Rendite wird in der Vorschau die erwartete Rendite zu den erwarteten Risiken in Beziehung gesetzt. Man nenn das Calmar-Ratio. Sie funktioniert wie die Sharpe-Ratio, aber setzt die erwartete Rendite ins Verhältnis zum maximalen Verlust oder simulierten Risiko.

Die Kennzahl beurteilt die strukturelle Rendite-Risiko-Qualität des Anlagevorschlags. Sie ist umso höher, je weniger Stress und je mehr Diversifikation der Anlagevorschlag im Vergleich zur erwarteten Rendite hat. Gerade für konservativ und moderat aufgestellte Mischdepots ist dieser Sharp Ratio-ähnliche Vergleich das beste Mittel, um Risiko und Rendite in Beziehung zu setzen. Je besser die Ratio, desto stabiler sind die Depots unabhängig von der Höhe der Rendite und dem Risiko.

Covid-Krise: Eine Situation wie aus dem Lehrbuch

In der Rückschau vergleichen wir mit der Calmar-Ratio die auf 5 Jahre hochgerechnete (annualisierte) 5-Jahres-Rendite mit dem maximalen Drawdown, der sich in den meisten Fällen im Februar/März 2020 ergab. Der Höchststand war am 18. Februar erreicht und der nachfolgende Tiefststand am 18. März – eine Situation wie aus dem Lehrbuch. Die Calmar-Ratio wird wie in der Vorschau aus der Rendite dividiert durch den maximalen Verlust ermittelt. Es ist eine realistische Kennzahl. Und auch wenn die Kurse schnell wieder angestiegen sind, gibt es dennoch viele Investoren, die am Tiefstpunkt nervös werden, aussteigen und den vollen Verlust mitnehmen – sonst hätten die Kurse ja nicht so tief fallen können.

Damit haben wir ein Verfahren genutzt, dass die Anlagevorschläge der Vermögensverwalter fair und objektiv nach vergleichbaren Kriterien beurteilt. Einerseits gibt die Vorschau dem Kunden in Zukunft die Sicherheit, für das eingegangene Risiko auch eine ordentliche Rendite zu erhalten; die Leistung des Portfoliomanagers wird für den Investor durch die Rückschau nachvollziehbar gemacht. Beide Kennzahlen betrachten wir gleich gewichtet, weil das den Prioritäten der Stiftung entspricht.

Die Ergebnisse im Einzelnen

LGT Bank und Bank für Kirch und Caritas

Die LGT Bank hat in der Summe die besten Portfolioqualitäts-Kennzahlen. Der Anlagevorschlag ist mit einer Aktienquote von 35% konservativ-ausgewogen ausgerichtet. Er liegt in der Vorschau im Mittelfeld. Der Rückschau liegt  als Vergleichsportfolio der LGT Systainabiliy Strategy Fonds zugrunde. Dieser spiegelt die jahrzehntelange Nachhaltigkeits-Expertise der Bank wider. Mit 24% Rendite nach Kosten über 5 Jahre und nur 12% Verlust in der Coronakrise hatte der Fonds mit großem Abstand das beste Risiko-Rendite Verhältnis im Testfall.

Die Bank für Kirche und Caritas ist in Summe Zweitplatzierter. Das liegt nicht an der niedrigen Aktienquote oder den sehr niedrigen Renditeerwartungen, mit denen sich die BKC von ihren Wettbewerbern ganz kokett abgrenzt. In diesem Anlagevoschlag wird mit sehr wenigen Titeln sehr auf Diversifizierung geachtet und in liquide, alternative Anlageklassen investiert wie Hedge Fonds, einem Long-Short-Fonds, Gold und einem Emerging-Markets-Bonds-Fund. Damit ist das Risiko ähnlich niedrig wie bei der LGT Bank und die Diversifizierung sehr viel höher. In der Rückschau ist die Rendite des BKC Treuhand Portfolios sehr viel niedriger als bei der LGT, der Drawdown ist auf gleicher Höhe bei 12%. Damit liegt die BKC im Rückblic  im Mittelfeld und kommt in Summe Rang auf 2 in der Investmentkompetenz.

Weberbank und Hauck & Aufhäuser

Die Weberbank hat eine 60% Aktienquote im Anlage Vorschlag und 20 Immobilienfonds, der Rest sind im Wesentlichen Renten ETF. Das diversifiziert das Risiko zu einer guten Risiko-Rendite Relation. Das Ergebnis relativiert sich durch einen relativ schwachen Leistungsnachweis, der nur die Hälfte der prognostizierten Rendite hat.

Der Anlagevorschlag von Hauck und Aufhäuser investiert zu 45% in Einzelaktien, deren Nachhaltigkeitsranking nach eigener Einschätzung größtenteils hochwertig oder positiv ist, der Test ist zumindest „vertretbar“. Das ist auch die Einschätzung für die 10% Goldquote. Weitere 35% werden in Unternehmens- und Finanzanleihen mit hoher Qualität und schließlich 10% in Mikrofinanzfonds investiert. Sowohl in der Rückschau, als auch in der Vorschau ist H&A damit im oberen Mittelfeld positioniert.

Capitell und Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland)

Ebenfalls im Mittelfeld und mit einem sehr ähnlichen Risikoprofil positioniert sich die Capitell Vermögensverwaltung. Die Aktienquote liegt bei nur 35%, die gut 60% Anleihen haben im wesentlichen BBB Ratings. Durch fehlende diversifizierende Elemente schneidet das Depot in der Vorschau sehr schlecht ab, macht dies aber in der Gesamtwertung durch eine herausragende Performance von 4.2% p.a. in der Rückschau wett. In der Vergangenheit hat man sich jedenfalls mit solchen Allokationen ganz gut positioniert.

Auch die Frankfurter Bankgesellschaft zeigt in der Rückschau über 5 Jahre eine ebenso gute Performance von 4.3%, allerdings mit erheblich mehr Risiko. Der Anlagevorschlag ist zu jeweils knapp 50% mit Einzeltiteln in Aktien und Renten bestückt, was die historische Rendite mit einer Renditeerwartung von 4.2% bestätigt, aber der simulierte Verlust von 15% spiegelt den im Vergleich geringeren Ansatz zur Diversifizierung wieder.

BW-Bank und Donner & Reuschel

Ähnlich präsentiert die BW-Bank einen mit gut 60% Aktien noch etwas mehr auf Dividenden ausgerichteten Anlagevorschlag mit 4,5% Renditeerwartung. Er hat mit 17% das höchste Risiko im Testfeld, was in etwa dem Drawdown in einer Coronakrise 2020 entspricht. Durch die Ausrichtung auf überwiegend europäische Aktien und Unternehmensanleihen wäre noch mehr Diversifizierung möglich. Nachteilig auf die Gesamtwertung wirkt sich die historische Rendite des hauseigenen Strategiefonds in der Rückschau aus.

Auch Donner & Reuschel legt seinen Focus auf Europa, mit Ausnahme eines MSCI World ETF. Der Vorschlag mit 50% Aktien und 50% Unternehmens und besicherten Anleihen positioniert sich damit sowohl in der Vorschau
als auch der Rückschau im Mittelfeld.

Lunis

Die Risiko-Rendite Relation des Anlagevorschlags liegt bei Lunis im Mittelfeld und ist mit einer Aktienquote von 30% konservativ ausgerichtet. Neben 10% Liquidität sind 50% in Unternehmensanleihen und die übrigen 10% in etwas nachrangige Anleihesegmente investiert. Wirklich nachteilig wirkt sich die geringe Rendite in der Rückschau aus, wobei wir hier auch nur 4 Jahre Historie bewerten konnten, da es sich um ein recht junges Haus handelt.

Fazit: In der Summe aus Vor- und Rückschau zeigt die LGT die beste Investment-Leistung.

Hinweis: Eine detaillierte Textfassung finden Sie in der pdf-Ausgabe dieses Reports oder unter: webadresse

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