Viele Stärken, wenige Schwächen
In seinem Vorschlag fasst die soeben mit dem Bankhaus Lampe aus dem Oetker Familienkonzern fusionierte Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) gleich zu Beginn die Anforderungen ebenso wie das Angebot kurz und schnörkellos zusammen. Damit ist die Richtung schon einmal vorgegeben, denn HAL deutet bereits hier sowohl die langfristige Renditeerwartung von 3,5 Prozent p.a. nach Kosten als auch die laufenden Vermögenserträge von 2,2 Prozent p. a. vor Kosten an. Die erklärte Vermögensstruktur mit bis zu 55 Prozent Aktien scheint in die richtige Richtung zu gehen.
Bei der Stiftungsgründung und darüber hinaus will man ein kompetenter Sparringspartner sein, teilen HAL mit. Ein interessantes Bild, das die durchaus sportlichen Herausforderungen gut wiedergibt. Diesem Ziel kommt zugute, dass die Bank mehr als 100 Stiftungen mit gut 600 Millionen Euro Stiftungsvermögen betreut und auch selbst Stifterin ist.
Stiftungskonstruktion sorgfältig wählen
HAL legt recht ausführlich und übersichtlich ihr Angebot zur Erarbeitung des Stiftungskonzepts dar und erklärt die steuerlichen Möglichkeiten, die es dabei zu beachten gilt. Sie empfiehlt eine sorgfältige Gestaltung der Stiftungskonstruktion und eine überlegte Formulierung von Stiftungsgeschäft und Stiftungssatzung, da hierdurch ein hohes Maß an Flexibilität erreicht werden kann. Gut zu wissen!
Nach einem kurzen Exkurs durch die verschiedenen Stiftungsformen kommt die Bank zu dem Schluss, dass eine Hybridstiftung die Vorteile der Ewigkeits- mit denjenigen der Verbrauchsstiftung verbindet. Auch Gedanken zur Stiftungssatzung und zur Anlagerichtlinie gibt es, ebenfalls in aller Kürze.
Gutes Risikomanagement
Das alles ist interessant, zeigt aber auch, dass die eigentliche Kompetenz der Bank im Bereich Vermögensanlage liegt. Daher empfiehlt sie auch an dieser Stelle, sich bei der Formulierung von Stiftungsgeschäft und Stiftungssatzung von erfahrenen rechtlichen und steuerlichen Beratern mit entsprechenden Referenzen begleiten zu lassen. Das ist angmessen.
Wie von den Stiftern erwartet, schildern HAL ihren Investmentprozess, auch durch Grafiken unterstützt, recht eindrucksvoll. Im gesamten Prozess, ist zu erfahren, spielt das Risikomanagement eine große Rolle, sowohl vorbeugend als auch kontrollierend.
Ausschüttungen gut beleuchtet
Ausführlich betrachten HAL die Chancen und Risiken der vorgeschlagenen chancenorientierten Anlage für eine Ewigkeitsstiftung. Strategisch sollen wie erwähnt 55 Prozent in Aktien investiert werden, dazu kommen 35 Prozent Anleihen und 10 Prozent Alternative Investments. Demnach ist mit einer Schwankungsbreite von 11,5 Prozent zu rechnen, der höchste Verlust war im Krisenjahr 2008 mit minus 23 Prozent zu beklagen.
Recht ausführlich beschäftigt sich der Vorschlag mit dem Thema Ausschüttungen. Die laufende Entnahme von konstant 50.000 Euro pro Jahr für den Stiftungszweck ist demnach gewährleistet. Im Jahr 2022 stehen Einnahmen von rund 77.000 Euro Ausgaben von 79.000 Euro gegenüber, wobei sich letztere aus der jährlichen Entnahme von 50.000 Euro plus Kosten von etwa 29.000 Euro zusammensetzen. Sehr schön dargestellt.
Steigende Einnahmen in den folgenden Jahren
„Im Zuge des planmäßigen Vermögensanstiegs durch erwartete Wertsteigerungen im Aktienbereich steigen die Einnahmen in den Folgejahren an“, beruhigen die Autoren. „Bei konstanten Entnahmen entstehen Liquiditätsüberschüsse, die in unserer Planung in den Vermögensaufbau gehen. In der Praxis wären diese für den Stiftungszweck zu verwenden.“
Abweichend von der strategischen Quote soll das Portfolio 51,1 Prozent in Aktien, 38,9 Prozent in Anleihen und Liquidität und 10 Prozent in risikoadjustierte Investments investiert sein, zu 94 Prozent in Einzeltitel und die restlichen 6 Prozent in ETFs. Verfolgt werde dabei ein aktives Asset Management mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Anhand von Ratings und Kontroversen, Ausschluss von Sektoren und Normen will man gezielt Risiken vermeiden.
Breit gestreute Anlage
Bei den Renten sollen es zu 61 Prozent Unternehmensanleihen werden, bei den Aktien liegt der Schwerpunkt auf Europa (56,5 Prozent), gefolgt von USA (33 Prozent) sowie Asien und Lateinamerika (10,5 Prozent). Das schein wie gewünscht breit gestreut zu sein.
Für die Vermögensverwaltung beanspruchen HAL 0,7 Prozent p.a. plus Mehrwertsteuer, was dem Durchschnitt des Marktes entspricht, wenn auch es an der oberen Grenze der Angebotsbandbreite liegt.
Werte werden überzeugend hergeleitet
In einem extra Exkurs beleuchtet die Bank die Vermögensstruktur für eine Hybridstiftung. Beim Grundstockvermögen von 2 Millionen Euro erwartet sie eine jährliche Rendite von 3,2 Prozent bei einer Schwankungsbreite von 9,7 Prozent. Für das Verbrauchsvermögen in Höhe von 1,5 Millionen Euro liegen diese Werte bei 3,7 und 12 Prozent.
Dabei ist beim Grundstockvermögen die Verteilung auf Aktien und Renten mit 45 zu 40 Prozent ausgeglichen, während beim Verbrauchsvermögen der Aktienanteil bei gut 56 Prozent liegt und Renten nur mit etwas mehr als 25 Prozent mitspielen dürfen. Hier prognostiziert man neben den gewünschten 50.000 Euro Entnahme 78.000 Euro zusätzliche Entnahmemöglichkeiten für Investitionen. Diese Werte werden überzeugend hergeleitet.
Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung |
Unterstützung • bei der Auswahl des Stiftungszweckes • bei der Konzeption einer Stiftungslösung • bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung • während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden Hauck und Aufhäuser greifen hier auf die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern zurück. Für die Ausarbeitung von Stiftungssatzungen und Stiftungsgeschäften sowie bei möglichen Stiftungsgründungen von Todes wegen vermittelt das Haus Kontakte zu seinen deutschlandweiten Stiftungsrechts-Expertenpool (Rechtsanwälte mit Schwerpunkt Stiftungen und Erbschaften, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, etc.). |
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung |
Unterstützung • der Koordinierung von Bankverbindungen • bei Strategiegesprächen Diese Services bietet Hauck und Aufhäuser mit eigenen Mitarbeitern an. Strategiegespräche: Mindestens zweimal jährlich führt man in Zusammenarbeit mit dem Portfolio-Manager Strategiegespräche durch, in denen neben der speziell für Stiftungen abgestimmten Anlagestrategie auch Themen wie Ausschüttungsanforderungen, Bilanzierung und Reportinganforderungen ggü. Dritten (z.B. Stiftungsaufsicht) erörtert werden. |
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung |
• keine Unterstützung |
Mitarbeit in Stiftungsgremien |
• Im Einzelfall wie bei der Neustrukturierung einer Stiftung oder der Übernahme von Gremienverantwortung, dabei wird auf die Einhaltung von Compliance- Vorschriften geachtet |
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung |
• Im Einzelfall wie bei der Neustrukturierung einer Stiftung oder der Übernahme von Gremienverantwortung |
Angebot von Treuhandstiftungen |
• Im Falle des Wunsches einer Treuhandlösung bestehen Kontakte zu verschiedenen Einrichtungen, die mit dem Stifter individuell besprochen werden. |
Weitere Services für Stiftungen |
• Zusammenarbeit mit der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG im Bereich der Vermögensverwaltung, insbesondere bei Ethik- und Nachhaltigkeitsanalysen. • Weitere angebotene Services: Vermittlung von Kontakten zu bestehenden Stiftungen, bzw. Arbeitskreisen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. • Einladung zu von Hauck & Aufhäuser initiierten Veranstaltungen für Stiftungen, die regelmäßig stattfinden. |
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz? |
Seit 1999 |
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie? |
Vielzahl unterschiedlicher Stiftungen mit einem Volumen von 710 Millionen Euro |
Haben Sie eine eigene Stiftung? |
Seit Januar 2008 gibt es die Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung. Sie würdigt außerordentliche Begabungen im Bereich Kunst, Musik, Literatur, Wissenschaft und Bildung. |
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen? |
Durch die bundesweiten Aktivitäten der Bank kommt man mit verschiedenen Organen der regionalen Stiftungsaufsicht in Berührung |
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz? |
Hauptansprechpartner ist Frau Krämer. In den Niederlassungen in Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg und Köln finden die Kunden darüber hinaus Relationship-Ansprechpartner. |
Kontakt
Renate Braunsfeld
Abteilungsdirektorin
renate.braunsfeld@hauck-aufhaeuser.com
Karen Krämer
Abteilungsdirektorin
069/2161-1442
karen.kraemer@hauck-aufhaeuser.com
Zusatzinfos
Honorar: | 0,7 % p.a. plus MwSt. |
Strategische Asset Allocation: | 55 % Aktien, 35 % Anleihen, 10 % Alternative Investments |
Renditeerwartung: | 3,5 % p.a. nach Kosten |
Risikokennzahl(en): | Schwankungsbreite: 11,5 %, maximaler Verlust (2008): - 23 % |
Inflationserwartung: | k.A. |
Vorschlag für den Stiftungssitz: | k.A. |
Hauck & Aufhäuser Lampe liefern einen guten bis sehr guten Vorschlag ab, der das Zeug hat ganz vorn mitzuspielen. Wenn man sich in einigen Punkten noch zu einem konkreteren Vorschlag durchgerungen hätte - wie etwa beim Stiftungssitz - und hier und da - wie bei Stiftungssatzung und Anlagerichtlinie - etwas mehr in die Tiefe gegangen wäre, gäbe es keine Zweifel. So aber muss unter Umständen noch ein wenig gebangt werden.
Den Einzug in den Endausscheid schaffen Hauck & Aufhäuser mit ihrem Vorschlag auf jeden Fall.