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Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Obwohl die industrielle Produktion in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken ist, ist die Wertschöpfung gestiegen. Zu diesem überraschenden und positiven Ergebnis kommt die Deutsche Bank in einer Untersuchung. Das Produktionslevel von 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr, wurde zwar bis heute nicht wieder erreicht. Die Wertschöpfung der deutschen Unternehmen ist heute aber dennoch höher. 

Ende 2023 war die Wertschöpfung in der deutschen Industrie um 7% höher als Anfang 2015. Die Produktion lag zugleich aber um 6% niedriger. In die Berechnung der industriellen Produktion (ein Teilwert des BIP) fließen auch durchlaufende Posten (z.B. Rohstoffe aus dem Ausland) mit ein, wenn sie in der Produktion verarbeitet werden. Die Wertschöpfung beschreibt dagegen nur den Mehrwert, den ein Unternehmen einem Produkt durch Verarbeitung hinzufügt. 

Wertschöpfung steigt wegen höherer Forschungs- und Service-Anteile

Besonders groß ist der Unterschied bei der Entwicklung von Industrieproduktion und Wertschöpfung in der Autoindustrie. Abe auch die Elektronikbranche, die optische Industrie und die Chemieindustrie fallen mit einer erheblichen Steigerung der Wertschöpfung auf. Der Grund: Die Produkte enthalten heute mehr Forschung und Entwicklung, mehr integrierte Elektronik- und Softwarelösungen und mehr Serviceleistungen als früher.

Beispiel Autoindustrie: 2023 gehörten 71% aller in Deutschland produzierten Autos zum wertschöpfungsintensiven Premiumsegment, 2019 erst 62%. Im selben Zeitraum sind die produzierten Stückzahlen gesunken, von 2020 bis 2023 um ein Drittel. Das zieht sich durch alle Industriebranchen. So werden mehr Spezialchemieprodukte hergestellt als Basischemikalien. Parallel dazu ist die Produktion von als Hochtechnologie klassifizierten Gütern von 2015 bis 2023 um 27% gestiegen. Die Produktion von einfachen Gütern ist dagegen um 14% gefallen. So machen die Unternehmen Gewinne trotz sinkender Stückzahlen und steigender Kosten. Die Produktion einfacher Güter wurde dagegen zu einem großen Teil nach Osteuropa ausgelagert.

Einfache Produkte werden in Osteuropa produziert

In Polen, Tschechien und Ungarn ist die Entwicklung umgekehrt zu Deutschland. Die Industrieproduktion ist in den vergangenen Jahren gestiegen, die Wertschöpfung gefallen. Gleichzeitig haben die Exporte von Autos und Autoteilen, elektronischen und optischen Produkten, Metallhalbzeugen usw. aus diesen Ländern nach Deutschland stark zugenommen.

In den kommenden Jahren droht in Deutschland dennoch ein stetiger Arbeitsplatzverlust in den Industriebereichen. Denn die Produktionsmengen er Vor-Corona-Zeit können durch die gestiegenen Kosten voraussichtlich nicht mehr erreicht werden. Viele Betriebe sind aber noch auf die alten, hohen Mengen ausgerichtet und haben bisher erst wenige Mitarbeiter entlassen. Ob der durch den demografischen Wandel absehbare Fachkräftemangel dafür sorgen wird, dass die Arbeitslosigkeit niedrig bleibt, bleibt noch abzuwarten.

Fazit: Die deutschen Industrie-Unternehmen fokussieren immer stärker auf Qualität und kompensieren damit die quantitativen Einbußen.
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