Feri: Theorie sehr gut, Praxis unbekannt
Wer von FERI sein Vermögensfeld bestellen lassen will, muss mindestens 5 Mio. Euro säen, damit das Bad Homburger Finanzunternehmen Furchen zieht und dem Geld seine spezielle Aufzucht und Pflege angedeihen lässt. Das gilt selbstredend auch für Mandate, die nachhaltig angelegt werden sollen. Als Unternehmen legt FERI „ein klares Bekenntnis“ zur gesellschaftlichen Mitverantwortung als Finanzdienstleister in der Entwicklung langfristig nutzbringender Investmentlösungen und entsprechend ausgerichteter Beratungsdienstleistungen ab.
„Auf vielen Ebenen gefördert“
Nachhaltigkeit werde auf vielen Ebenen gefördert, um einen zielgerichteten Beitrag zur Weiterentwicklung und Verbreiterung öffentlicher Wahrnehmung zu leisten. FERI begleitet dazu Projekte, organisiert Konferenzen, hält Fachvorträge und erstellt eigene Studien und Publikationen. Schwerpunkte liegen jeweils im Themenspektrum SDG, Klimawandel, Dekarbonisierung und Impact Investing.
Zusätzlich unterstützt man öffentliche Initiativen wie die UNPRI und steht „im engen Austausch“ mit zahlreichen einschlägig tätigen Projektgruppen, Verbänden, NGOs, Think Tanks sowie nationalen und supranationalen Institutionen. FERI sieht auch den aktiven Dialog mit der Investmentindustrie sowie mit Kunden und Geschäftspartnern als sehr wirkungsvolle Möglichkeit, um nachhaltige Investmentlösungen voranzutreiben.
Bekenntnis zu gelebter Individualität
Ein sehr wichtiger Satz mit Blick auf die DNA des Private Bankings ist dieser: „Im Vordergrund steht die aktive Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Anlagekonzepte, jeweils im Einklang mit spezifischen Anforderungen und Restriktionen der Kunden.“ Das ist ein Bekenntnis zu gelebter Individualität. Zudem hat FERI ein umfangreiches Beratungskonzept implementiert; Kunden werden individuelle Workshops und Schulungen angeboten.
Überzeugend ist auch der Investmentansatz. Grundlage sind die 17 UN-Ziele in den drei SDG Dimensionen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Im tiefer „bohrt“ sich der Ansatz nun in die Thematik und setzt sich auch umfassend mit den individuellen Nachhaltigkeitsvorstellungen des Kunden auseinander: von der Auswahl der Wertepräferenzen über finanzielle Ziele und Wirkung bis hin zur Frage Wie geht man mit Unternehmen um, die in unerwünschten Branchen tätig sind, aber auch positiven Umwelt-Impact haben (z.B. Ölfirmen)? Hier fehlt allerdings der Praxisblick für eine hinreichende Bewertung.
Umsetzung im Anlagevorschlag mangels Masse nicht bewertbar
Ähnliches gilt für die Umsetzung im Anlagevorschlag. Bisher sind laut Eigenauskunft 12,5% der Portfolios nachhaltig gemanagt. „Die Portfolioausrichtung wird nach Kundenwunsch nachhaltig umgesetzt. In Zukunft werde man jedoch alle Neu- und Bestandskunden auf das Thema ansprechen. Auch bei den Mitarbeiterschulungen „gibt FERI Gas“: Bisher ist etwa ein Viertel nachhaltig geschult. Das Unternehmen erarbeitet jedoch aktuell erweiterte Schulungskonzepte mit dem Ziel, dass alle Berater ab August 2022 vollumfänglich in nachhaltigen Vermögensfragen beraten können.
2017 (TOPs 2018) | Qualifikation | Feri: Vier Millionen reichen nicht | im Shop |
2018 | Qualifikation | Die vier Furchtsamen | im Shop |
Fazit: FERI liefert in der Theorie einen sehr guten Nachhaltigkeitsansatz. Es fehlt allerdings der Praxistest. Daher kommen die Bad Homburger mit der hohen Einstiegsschwelle für Kunden nur auf einen Score von 33,7. Eine Ratingaussage zu treffen, ist unter diesen Umständen (noch) nicht möglich.
Hinweis: Das Rating «Nachhaltigkeit im Private Banking» der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz wurde auf Basis einer Frageboge-Umfrage und diverser Markttest erstellt, die geschulte Tester durchgeführt haben. Das Rating bewertet insbesondere die Berücksichtigung und Umsetzung von Nachhaltigkeit im Gesamtunternehmen, die Mitarbeiterschulung, die Berücksichtigung und Umsetzung in der Kundenberatung sowie die Akzeptanz des individuellen Wertesystems des Kunden im Beratungsgespräch und Portfolio.