Die richtigen Zutaten für starke Portfolios
„Man nehme ...“ ist eine beliebte Formulierung, mit der Kochbücher ihre Leser beim Zubereitungsprozess anleiten. Die Auswertung der Performance-Projekte zeigt uns ebenfalls eine Liste an „Zutaten.“ Es sind Strategien, Ansätze und Grundregeln, die die Vermögensverwalter und Portfoliomanager immer wieder nennen, wenn sie gefragt werden, wie sie es schaffen eine Benchmark zu schlagen.
Die mit Abstand am häufigsten genannte Zutat ist die Auswahl hochwertiger Aktien (Stockpicking). Diese Zutat kennt zudem einige Qualitätskriterien. So sollten die gewählten Unternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung nicht zu klein sein, sagen uns die DRH Vermögensverwaltung (mindestens 20 Mrd. Euro). Die MAIESTAS sieht das ähnlich, findet aber auch Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von „nur“ 3 Mrd. Euro in Ordnung.
Zwei Qualitätskriterien für gute Investments stechen heraus
Neben der Größe sollten diese Unternehmen auch über „Preissetzungsmacht“ verfügen. Das sagen neben den eben genannten Vermögensverwaltern auch Dr. Kohlhase und Früh & Partner. Denn wer in der Lage ist, steigende Preise relativ problemlos an die Endkunden weiterzugeben, kann für seine Anleger stetig einen Wertzuwachs erwirtschaften. Die ODDO BHF will „klare Wettbewerbsvorteile“ gegenüber anderen Unternehmen sehen – das zielt in die selbe Richtung.
Auch die Finanzen der Unternehmen müssen geordnet sein. Das sehen alle von uns befragten Teilnehmer so. Die Berliner Sparkasse prüft mittels eines Scoring-Modells die finanzielle Stärke der jeweiligen Unternehmen. Früh & Partner spricht von vorteilhaften Kostenstrukturen. Die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) legt besonderen Wert auf die Bonität. Auch die Value Experts Vermögensverwaltung gibt im Interview an, dass sie hohen Wert auf solide Bilanzen legt.
Braucht ein Portfolio „Bio“ und „Superfoods“?
Müssen die Zutaten „bio“, also nachhaltig, sein? Offenbar nicht. Auf die Frage, was die Teilnehmer von nachhaltigen Geldanlagen halten, bekommen wir ein gemischtes Bild. Vor allem die größeren Anbieter haben Nachhaltigkeit, mal stärker, mal schwächer, in Ihren Anlageprozess als Kriterium integriert. Das sind die Berliner Sparkasse, Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz), ODDO BHF und Value Experts. Die Vermögensverwalter DRH, Dr. Kohlhase Früh & Partner und MAIESTAS sehen Nachhaltigkeit als Kriterium kritischer – der Performance tut das keinen Abbruch.
Und was in der modernen Küche die „Superfoods“ sind, sind in der Vermögensanlage die „Megatrends.“ Müssen die ins Portfolio? Die Erkenntnis von FUCHS: irgendwie schon. Zwar benutzt nicht jeder Teilnehmer den Begriff „Megatrends.“ In irgendeiner Art und Weise investieren aber alle Teilnehmer in Unternehmen, die langfristig von globalen wirtschaftlichen, demografischen oder technologischen Trends profitieren. Nach landläufiger Definition sind das Megatrends, auch wenn nicht jede Bank oder jeder Vermögensverwalter den Begriff mag. Die Skeptiker meinen, dass das Wort bei den Kunden falsche Erwartungen wecken würde.
Anleihen und Cash-Reserve gehören ins Portfolio
Anleihen dürfen für die meisten „Köche“ ebenfalls als Zutat im Portfolio nicht fehlen. Lediglich MAIESTAS schließt diese Anlageklasse (derzeit) aus. Die DRH investiert nur zu einem sehr kleinen Teil in diesem Segment. Dem gegenüber ist sie die „Hauptzutat“ im Fonds von Dr. Kohlhase. Früh & Partner gewichten Anleihen und Aktien gleich. Alle anderen setzen zu höheren Anteilen auf Aktien, als auf Anleihen. Der Fokus liegt derzeit bei allen auf kurze Laufzeiten. Die Auswahl der Anleihen folgt wie schon bei Aktien klaren Qualitätskriterien. Die Berliner Sparkasse prüft „vorrangig Kreditqualität, die zu erwartende Rendite und die Lage der Zinskurve.“
Liquidität sehen wir in beinahe allen Portfolios. Sie ist auch unbedingt notwendig, um ausreichend Luft für kurzfristige Transaktionen zu haben. Die meisten Banken und Vermögensverwalter halten nur im einstelligen Prozentbereich Cash vor. Mehr sind es nur bei MAIESTAS und Value Experts, die dadurch derzeit Risiko aus ihrem Portfolio nehmen. Die DRH ist nahezu voll investiert, müsste also bestehende Investments verkaufen, um z.B. neue Aktien kaufen zu können.
Kochen mit Spezialzutaten ist anspruchsvoll, kann aber gelingen
Daneben zeigen einige Portfolios, dass es sich auch lohnen kann außerhalb der „ausgetretenen Pfade“ nach Portfolio-Zutaten zu suchen. Das beweist einerseits Dr. Kohlhase, der vor allem durch seine Investments in Schwellenländer-Anleihen hervortritt. Früh & Partner fallen durch Investments in US-amerikanische Nebenwerte auf.
Abseits von Aktien und Anleihen dünnen sich die gewählten Anlageklassen dann merklich aus. Lediglich zwei der acht von uns befragten Teilnehmer (DRH und Value Experts) investieren derzeit in Gold. Die DRH ist zudem der einzige Teilnehmer, der in Kryptowährungen und CO2-Zertifikate investiert. Eine Pflichtzutat sind diese Anlageklassen demnach offenbar nicht. Aber sie verleihen einem Portfolio „Würze“ und verteilen die Risiken auf weitere Anlageklassen.