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Wiener Privatbank, TOPS 2021, Beratungsgespräch

Fokus auf Jungkundenakquise

Wie schlägt sich die Wiener Privatbank im Markttest Private Banking? Copyright: Pixabay
Die börsennotierte Wiener Privatbank schmückt sich auf der Homepage mit einer Kernkompetenz: "Die Spezialisten für nachhaltige Sachwerte". Diese Nachhaltigkeitsexpertise erfreut den nachhaltig interessierten Kunden, der jedoch vergeblich nach Vergleichbarem im Private Banking sucht. Zwar heißt es bei den Wienern, dass man den Kunden darin unterstütze, einen nachhaltigen Vermögenszuwachs zu erzielen. Doch ist "Nachhaltigkeit" hier wohl anders gemeint, oder? Der Kunde will es wissen und ruft an.

Nachdem der Kunde zunächst den falschen Ansprechpartner am Apparat hat, wird er schnell weiterverbunden. Er schildert dem Berater sein Anliegen, empfindet das Vorgespräch insgesamt als "sehr einladend" und erhält anschließend eine Terminbestätigung samt Anfahrtsskizze. 

"P12" deutet auf ein Parkhaus hin

Weniger einladend ist der Anblick des Bankgebäudes. Äußerlich fügt es sich nicht in das Ensemble der umliegenden historischen Gebäude. Was den Kunden vor allem stört, sind die riesigen Lettern "P12", welche von außen auf die Bank verweisen. Dies erinnert den Kunden an ein Parkhaus, nicht aber an eine Bank. Mal sehen, was ihn im Inneren erwartet. Der Kunde ist gespannt...  

Die zentralen Anliegen des Kunden

  • Anlagevolumen: 1,0 Mio. Euro
  • Anlagehorizont: langfristig
  • Nachhaltigkeitsfokus: Orientierung an den Kriterien der katholischen Bischofskonferenz mit dem "Spezialthema" nachhaltig produzierte Textilien (aus Biomaterialien) aufgrund der eigenen Tätigkeit in dem Bereich

...und wird beim Empfang sogleich herzlich begrüßt und ins Besprechungszimmer geführt. Dort erkundigt man sich ausführlich nach seiner finanziellen und privaten Situation. Zugleich zeigt man ein erhebliches Interesse an ihm als potentiellen Neukunden und bemüht sich explizit darum, ihn zu akquirieren. Besonders erfreulich an ihm sei sein junges Alter. So meint einer der Berater wörtlich: "Normalerweise sind wir es gewohnt, mit der Nachfolgegeneration zu sprechen, da freut es uns umso mehr, einmal einen jüngeren Kunden begrüßen zu dürfen." Um diese Freude zu veranschaulichen, setzt man noch einen darauf und bemerkt, man sei sehr an jungen Neukunden interessiert, da einem ja sonst "die Kunden wegsterben". Das sind offene und ehrliche, wenn auch ein wenig düstere Worte. 

"Jungkunde" erhält Altersbonus

Die Kundenakquise wird hier also selbst zum Gesprächsthema erhoben. An einer langfristigen Geschäftsbeziehung sei man interessiert. Dass das junge Kundenalter dabei ein außerordentliches Privileg darstelle, dies bekommt der Kunde in spe auch beim Gespräch über die Gebühren zu spüren. Üblicherweise betrage die  All-In-Fee bei der genannten Anlagesumme etwa 1 % p.a. Aufgrund des geringen Alters würde man ihm aber ein deutlich günstigeres Angebot i.H.v. 0,8 % p.a. machen. Dieser Altersbonus erfreut. Doch was haben die beiden Berater inhaltlich zu bieten?

Leider nicht viel! Zumindest nicht, was das eigentliche Anliegen des Kunden betrifft. Auf das Thema "Nachhaltigkeit" haben sich die Berater nicht genügend vorbereitet, verfügen offenbar nur über einen geringen Kenntnisstand und vermeiden es, auf nachhaltige Investments konkreter einzugehen. So hinterlässt das Erstgespräch beim Kunden zwar das Gefühl, als junger Neukunde überaus interessant für die Bank zu sein, doch womit man sein nachhaltiges Anliegen bedienen möchte, dies bleibt für ihn ein wenig nebulös. 

Ein rätselhafter Anlagevorschlag

Nach einer telefonischen Erinnerung seitens des Kunden kommt der Anlagevorschlag zwei Wochen nach dem Beratungsgespräch. Ein Gesprächsprotokoll gibt es nicht. Der Vorschlag wirkt auf den Kunden umkonkret und unverständlich. Inhalte und Grafiken, so die Laiensicht des Kunden, wurden aus dem Internet kopiert. Kurz und gut: ein konzeptloser und zusammenkopierter Anlagevorschlag.

Zwar ist von einer Vermögensaufteilung und einzelnen Fonds die Rede, doch werden diese nicht näher benannt. Stattdessen heißt es beispielsweise "Aktienfonds Emerging Markets einer globalen Fondsgesellschaft" oder "Nachhaltiger europäischer Aktienfonds eines Schweizer Wealth Managers". Das klingt rätselhaft. Ein fondskundiger Anleger mag nun raten, welche Fonds sich dahinter verbergen mögen. Schließlich folgt der Fondsumschreibung immerhin eine Kurzcharakterisierung sowie ein Chance-Risikoprofil der jeweiligen Fonds in Form von Performance- und Volatilitätskennziffern. Die Fondsnamen verrät man jedoch nicht, ISIN-Nummern werden auch nicht benannt.

Österreichisches Umweltzeichen alternativ zu katholischen Nachhaltigkeitskriterien?

Was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, so hat man den Kundenwunsch, die Richtlinien der Bischofskonferenz zu berücksichtigen, schlichtweg ignoriert. Als fragwürdige Alternative hält man sich an das österreichische Umweltzeichen und erläutert: "Das österreichische Umweltzeichen zeichnet Produkte und Dienstleistungen aus, die im vergleichbaren Marktangebot die umweltverträglichere Alternative darstellen. Träger ist das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus." Diese Erklärung reicht dem Kunden nicht. Er hat den Eindruck, dass dass man sich weder mit den Kriterien der Bischofskonferenz noch mit den allg. bekannten ESG-Kriterien ernsthaft auseinandergesetzt habe. Zur "Verjüngung" des Kundenstamms der Wiener Privatbank kann er so leider nicht beitragen.


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Preis-Leistungsverhältnis    

Kosten:

  • Vermögensverwaltung: 1,4 % p.a. zzgl. MwSt.

Mindestanlagesumme:

  • Private Banking ab 30.000 Euro
  • Fondsvermögensverwaltung und Private Wealthmanagement ab 100.000 Euro
  • Individuelle Vermögensverwaltung auf Einzeltitelbasis ab 1 Mio. Euro

Dienstleistungsportfolio

Kerngeschäftsfelder:

  • Kapitalmarkt
  • Immobilien

Nachhaltigkeitsexpertise

  • Beratung in Nachhaltigkeit seit 2019

Teilnahme am Performance-Projekt: Ja

Kontakt

  • Anschrift: Wiener Privatbank SE, Parkring 12, A-1010 Wien, Österreich
  • Internet:www.wienerprivatbank.com

Fazit: Die Wiener Privatbank verfügt der eigenen Homepage zufolge über eine Expertise im Bereich nachhaltiger Immobilien. Nicht jedoch, wie sich nach dem Beratungsgespräch herausstellt, im Bereich der nachhaltigen Geldanlage. Eigenen Angaben zufolge berät man seit 2019 auch im Private Banking über nachhaltiges Investieren. Hier allerdings hat die Bank noch einen weiten Weg vor sich. Bislang fühlt sich der nachhaltig interessierte Kunde mit seinem Anliegen ein wenig allein gelassen.

HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz. erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter QF/QF und Ralf Vielhaber / Verlag Fuchsbriefe.

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