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Merkur Privatbank, Stiftungsmanagement 2020: Qualifikation

Anlageziele unrealistisch – oder doch nicht?

Wie schneidet die Merkur-Bank im Stiftungstest ab? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Merkur-Banker muten dem Kunden zunächst einen harten „Realitätscheck“ zu und konfrontieren ihn mit der Situation an den Kapitalmärkten, um dann mit einer Anlagemöglichkeit aufzuwarten, deren Renditeprognose eher dem Reich der Märchen und Sagen entnommen scheint.

Die Merkur Privatbank redet nicht um den heißen Brei herum: Die Vorgabe, dass das Vermögen in seinem Bestand ungeschmälert zu erhalten sei, stehe im Widerspruch zur aktuellen Realität an den Kapitalmärkten. Selbst wenig volatile Anlageinstrumente schwankten derart, dass der Kapitalerhalt nicht garantiert werden könne.

Staatsanleihen mit guter Bonität wiesen oft negative Renditen aus. Daher sei man in der Anlagestrategie genötigt, auch Anleihen schwächerer Emittenten (Länder oder Unternehmen) in Betracht zu ziehen. Die Folgerung der Bank: Da die Risiken von Einzelanleihen deshalb „regelmäßig zu hoch“ erschienen, bleibe aus Diversifikationsgründen nur der Einsatz von aktiven Anleihefonds oder ETF übrig. Die Beimischung von Aktienfonds mit dividendenstarken Aktien biete sich aus Sicht der Erzielung ordentlicher Erträge an, man müsse jedoch klären, ob die dazu erforderliche Risikoneigung nicht im Widerspruch zur Satzung der Weiss-Jänicke-Stiftung stehe.

Ethik erst in Zukunft?

An diesen Ausführungen ist nichts falsch oder neu – man liest es nur selten so deutlich und ungeschminkt ausgesprochen. Die Bank weist weiter darauf hin, dass man das Thema Stiftungsfonds berücksichtigen könne und in Sachen Ethik und Nachhaltigkeit eine eindeutige Begriffsdefinition durch den Gesetzgeber noch ausstehe. Dies werde sich aber in den nächsten Monaten ändern, und man erwarte, dass Anbieter wie Fondsgesellschaften ihre Angebote bzw. deren Anlageprozesse in der Folge konsequent an den ESG-Kriterien ausrichten. Ob und wie die Bank aktuell mit dem Thema umgeht, bleibt unklar.

In der Anlage übersendet sie ein Dokument, dass sich nur schwer einordnen lässt, da es sich um ein konservatives Modellportfolio der Bank Schilling handelt. Möglicherweise ein Kooperationspartner? Im Anschreiben steht davon nichts zu lesen. Darin ist von „unserem Modellportfolio“ die Rede, das einen Eindruck vermitteln soll, wie die Bank bei der Vermögensanlage grundsätzlich vorgeht. Die Vorkenntnisse des Kunden in Sachen Wertpapieranlage müsse man aber in einem Gespräch ermitteln.

Überdurchschnittlich erfolgreiches Modellportfolio

Das Modellportfolio weist einen Anlagebetrag von 505.795,04 und eine Historie von lediglich acht Monaten aus. Für diesen relativ kurzen Zeitraum verzeichnet das Depot einen für ein konservatives Portfolio ordentlichen Wertzuwachs von 7,90% bzw. 39.973,88 Euro bei einer Volatilität von 2,8% (mit dem Zusatz „längstens 24 Monate“). Ab dann wird es verwirrend: Es ist von unrealisiertem Erfolg (also Kurszuwächsen der Wertpapiere) in Höhe von 38.981,31 und von einem „realisierten Kurserfolg“ von -5.132,73 die Rede, dann aber auch von 6.125,30 Ertrag und 58,00 Euro Aufwendungen. Ob die nächsten Seiten Klarheit in die Zahlen bringen?

Zunächst folgen grafische und tabellarische Darstellungen der Assetklassen. Daraus gehen in der Tat konservative 20,60% Aktien und 74,31% Anleihen sowie 5,10% Liquidität hervor. Auf der Aktienseite sind zwei Dividendenfonds und ein dritter, aktiv gemanagter Fonds enthalten, der sich nach etwas Recherche als Mischfonds entpuppt. Interessant: XETRA Gold ist ebenfalls auf der Aktienseite gelistet, das ist ungewöhnlich. Auch bei den Renten wurden Fonds gewählt, insgesamt sechs an der Zahl.

Depot-Umschichtungen ausgewiesen

Aus Performance-Sicht gibt es trotz der gerade auf der Aktienseite relativ geringen Diversifizierung nichts zu meckern: Sämtliche Anlagen liegen im Plus, einige davon mit stattlichen Zuwächsen. Eine Transaktionsliste macht Käufe und Verkäufe transparent, auch das ist ungewöhnlich.

Unter „Erträge und Aufwendungen“ wird der Leser bezüglich der realisierten bzw. nicht realisierten Erfolge von der ersten Seite auch nicht so richtig klüger. Dort sind die  6.125,30 Ertrag als Fondsausschüttungen ausgewiesen. Dieses Kriterium – regelmäßige Ausschüttungen – wäre also erfüllt. Die Aufwendungen in Höhe von 58,00 Euro sind „Fremdspesen“. Das war es dann auch schon – zu Nachhaltigkeit oder Risikozahlen (abgesehen von der Volatilitätsangabe) erfährt der Kunde nichts.

Hinweis: Für den Beauty Contest hat sich die MERKUR PRIVATBANK nicht qualifiziert.

Adresse

MERKUR PRIVATBANK
Am Marktplatz 10
97762 Hammelburg
Deutschland

Website: https://www.merkur-privatbank.de

Ansprechpartner zum Thema Stiftungen

Felix Hörl
Private Banking, Portfoliomanagement  
Telefon: +49 9732 904-117
Mailadresse: Felix.Hoerl(at)merkur-privatbank.de

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Die Rückmeldung der Bank bleibt kryptisch. Einerseits erklärt sie, dass die Anforderungen der Stiftung kaum realistisch sind. Andererseits übersendet sie kommentarlos ein nach aktuellem Stand sehr erfolgreich performendes Modellportfolio (fast 8% Plus sind für eine konservative Anlagestrategie geradezu enorm), das zumindest Kapitalerhalt und Ausschüttungswunsch locker und im Marktvergleich sogar überdurchschnittlich gerecht wird. Wie der Kunde das verstehen soll, bleibt ihm überlassen.
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