Kathrein beschert mit ihrem Angebot der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung wechselnde Gefühle
Kathrein widmet einen Extrapunkt ihren Stiftungsservices und legt sie auf drei Seiten angemessen ausführlich dar. Man besitze ein 2006 gegründetes Stiftungs-Office, das Unterstützung bei der Gründung und Verwaltung von Stiftungen gibt. Interessant: Zur Förderung ausgezeichneter Arbeiten zu zivil- und steuerrechtlichen Aspekten des Stiftungsrechtes lobt die Kathrein Privatbank seit 18 Jahren einen Preis für stiftungsrelevante Facharbeiten aus. Aufsätze, Diplomarbeiten, Dissertationen sowie Bachelor- und Masterthesen können prämiert werden. Das lässt auf tiefes Verständnis für Stiftungen und einen tollen Vorschlag für die Wilhelm Weidemann Jugendstiftung hoffen.
Doch zunächst der Blick auf die Wünsche der Stifter
- Die Wilhelm Weidemann Jugendstiftung sucht für 2,7 Millionen Euro Stiftungskapital einen neuen Vermögensverwalter
- Gefordert werden Erfahrungen im Vermögensmanagement für Stiftungen
- Das Portfolio soll strategisch in bis zu 45 Prozent Aktien und 55 Prozent Anleihen aufgeteilt sein.
- Zentrale Vorgaben sind der Erhalt des Stiftungsvermögens, die Begrenzung möglicher Vermögensverluste sowie darüber hinaus mindestens 50.000 Euro ordentliche Erträge nach Kosten p.a. zur Fortführung der Stiftungsarbeit.
- Die Einhaltung der Vorgaben der staatlichen Stiftungsaufsicht des Landes Berlin zur Verwaltung des Stiftungsvermögens ist eine weitere Anforderung – der Anbieter soll zeigen, dass er diese kennt und umsetzt.
- Die Wilhelm Weidemann Jugendstiftung wünscht außerdem die Einhaltung des Leitfadens der EKD zur Nachhaltigkeit von Vermögensanlagen und des Grundsatzpapiers „Nachhaltigkeit in der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung“.
Ambivalenz in der Ausarbeitung
Die Ausarbeitung besitzt ein kurzes und nicht sehr aussagekräftiges Inhaltsverzeichnis. Was sich hinter den vier Punkten verbirgt, wird nicht ersichtlich. Bei näherer Betrachtung findet man sich dann aber ganz gut zurecht. Einige Tabellen und Grafiken sind zumindest in der Computeransicht zu klein und daher unleserlich.
Die Erklärungen zu den Grafiken wirken zum Teil sehr kurz und wenig erhellend. Andere Teile wie die Abhandlungen zur Nachhaltigkeit und zu den Stiftungsservices sind dagegen ausführlich und gut verständlich. Diese Ambivalenz zieht sich durch den gesamten Vorschlag.
Nachhaltigkeit und Risikomodell gut dargelegt
So geht die Bank ausführlich auf ihre Nachhaltigkeitsexpertise ein. Die Titelselektion, ist zu erfahren, erfolgt gemäß den Anforderungen des österreichischen Umweltzeichens und des FNG-Siegels. Bestimmte Branchen und Unternehmen würden ausgeschlossen und für den Rest gebe es einen Best-in-class-Selektionsprozess.
Die Bank legt zudem auf vier Seiten das eigene Risikomanagement relativ ausführlich und detailliert dar. Es werden die Verantwortlichkeiten erklärt, die Prüfverfahren und gesetzliche Hintergründe.
Abweichende Aufteilung
Das eigentliche Angebot erweist sich als das hauseigene Produkt Kathrein Active Wealth 35, das von der Stange kommt und offensichtlich nicht gesondert auf Stiftungen zugeschnitten ist. Wenn, dann kann der Leser es nicht erkennen. Obwohl der Titel besagt, dass 35 Prozent Aktien enthalten sein sollen (strategisch), was bereits unter der von der Stiftung vorgegebenen Maximalquote von 45 Prozent liegt, sind es taktisch letztlich nur 29,75 Prozent und 70,25 Prozent Anleihen. Das weicht doch erheblich von dem ab, was die Stifter beabsichtigen.
Die Stifterwünsche nimmt die Privatbank zwar auf, erfüllt sie aber nicht annähernd vollständig. Die Themen Rendite, Ausschüttung und Kapitalerhalt – alles zentrale Punkte der Ausschreibung – werden nicht bzw. unzureichend behandelt.
Zu kurz gedacht
Auf zwei Seiten stellt Kathrein grafisch dar, wie sich der Fonds seit 2016 bis in die Gegenwart entwickelt hat und welche Ergebnisse bis Ende 2026 zu erwarten sind. Bei einer gewünschten mindestens zehnjährigen Betrachtungsweise ist das etwas zu kurz gedacht.
Sonderbar: Die Kathrein Privatbank breitet ihre Sitftungsexpertise zwar im Vorschlag theoretisch aus, zeigt dann aber konkret nicht viel davon in der Umsetzung. Überhaupt ist wenig Hinwendung zu den Stiftern und ihren Befindlichkeiten zu spüren. Es ist fast so, als ob man schon wüsste, wie es geht, es aber dann doch nicht umsetzt. Schade.
Nicht viel anders als bisherige Verwaltung
Die Anlageexpertise kann der Leser eigentlich gar nicht wirklich beurteilen, da ihm nur ein Standardprodukt nahegebracht wird. Mit einem Anleihenanteil von über 70 Prozent kann er sich nur schwer identifizieren. Im Prinzip kann die Stiftung dann auch bei der bisherigen Vermögensverwaltung bleiben.
Die Gesamtkosten beziffert Kathrein auf happige 1,58 Prozent. Neben einer Verwaltungsgebühr in Höhe von 0,94 Prozent kommen noch Produktkosten von 0,63 Prozent auf den Mandanten zu. Das ist super teuer, wird aber halbwegs transparent dargestellt. Was mit zufließenden Vergütungen passiert, ist nicht zu erfahren.
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Das Angebot der Kathrein Privatbank Aktiengesellschaftin der Schnellübersicht
Cash Anteil im Portfolio: 0 Prozent
Aktienanteil im Portfolio: 29,75 Prozent
Rentenanteil im Portfolio: 70,25 Prozent
Anteil Sonstige Anlagen im Portfolio: 0 Prozent
Erwartete Bruttorendite: 4,4 Prozent p.a.
Inflationserwartung: keine Angabe
Gebühren (Gesamtkosten) inkl. MwSt.: 1,58 Prozent p.a.
Erwartete Netto-Rendite (nach Inflation und Kosten): keine Angabe
Erwartete ordentliche Erträge: keine Angabe
Highlights: keine
Adresse
Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft
https://kathrein.at
Das Angebot der Kathrein Privatbank lässt Engagement und Sorgfalt vermissen, die nötig wären, um weit vorn im Wettbewerb zu landen. Gute Passagen wechseln mit solchen, die Lücken aufweisen. Das reicht leider nicht.
Den Weg zum Endausscheid hat sich die Bank damit versperrt.
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