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Sigma Bank, TOPS 2021, Beratungsgespräch

Gut betreut und allzu versorgt

Wie schlägts sich die Sigma Bank im Markttest Nachhaltigkeit Tops 2021? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Homepage der Sigma Bank verrät nicht viel über nachhaltiges Investieren. Positiv fällt dem Kunden jedoch sofort auf, wie knapp und klar die Liechtensteiner Privatbank ihren Beratungsprozess "in fünf Schritten" darstellt: angefangen mit dem Strategiegespräch, der Erfassung des Risikoprofils, der Festlegung einer strategischen Portfolio-Strukturierung, der Bereitschaft, in Form einer taktischen Strukturierung kurzfristig davon abzuweichen und der ständigen Überprüfung des Anlageerfolgs.

Der Kunde ist angesichts des in Aussicht gestellten Beratungsprozess neugierig geworden und ruft bei der 1997 gegründeten Liechtensteiner Bank an, um einen Beratungstermin zu vereinbaren. Dies gestaltet sich ein wenig schwierig, da er gern einen späten Nachmittagstermin um 17 Uhr – und damit außerhalb der üblichen Geschäftszeiten – wünscht. Nach einigem Hin und Her und mehreren Telefonaten einigen sich der Kunde in spe sowie sein Berater schließlich auf einen Termin. Dabei belässt es der Kundenbetreuer jedoch nicht, sondern hinterfragt bereits im Vorgespräch sehr ausführlich die finanzielle und persönliche Situation des Kunden. Eine gute Voraussetzung und zugleich Vorbereitung für das eigentliche Beratungsgespräch!

Ein "Kundenroman" zum Zeitvertreib

Die Rahmenbedingungen für das Beratungsgespräch stimmen: Der Kunde betritt ein einladend modernes Gebäude, wird am Empfang freundlich begrüßt und erlebt einen guten Service: auf dem Weg zum Beratungszimmer fühlt er sich gut vom Empfang unterhalten, wird dann mit Getränken, Pralinen, Faschingskrapfen und einem Roman versorgt, der im Beratungszimmer ausliegt, von einem Kunden der Bank verfasst wurde und möglicherweise seine Wartezeit verkürzen soll. Leicht verspätet treffen die beiden Kundenbetreuer schließlich ein, die mit einem gelungenen Warmup für eine "emphatische und entspannte" Gesprächsatmosphäre sorgen. Dabei versäumen es die Berater nicht, den Kunden nach seinem Zeitkontingent zu fragen. 

 Die zentralen Anliegen des Kunden:

  • Anlagevolumen: 1,0 Mio. Euro
  • Anlagehorizont: langfristig
  • Nachhaltigkeitsfokus: "mit Blick auf die eigenen Enkel" und ohne "gravierende (Rendite-) Nachteile zu erleiden"

So weit, so gut! Der Kund fühlt sich anfänglich gut betreut und bestens versorgt, wenn nicht gar ein wenig "überversorgt". Als er von den Beratern zu Beginn des Gesprächs als "Tischvorlage" eine Sammlung von Präsentationen und losen Blättern überreicht bekommt, wird es ihm dann ein wenig zu viel des Guten. Weniger wäre hier mehr gewesen. Insbesondere hätte es der Kunde geschätzt, wenn er anstelle der diversen Info-Blätter und Präsentationen eine einzige Tischvorlage erhalten hätte. So aber wird es für ihn etwas unübersichtlich. 

Gut informierte Berater lassen Tiefe vermissen

Immerhin: Das Gespräch haben die Berater gut vorbereitet. Bei der Vorstellung der Sigma Bank erläutern sie die Vorteile des Liechtensteiner Finanzplatzes und betonen ihr unternehmerisches Verständnis von ihrer Arbeit. Beim Thema Nachhaltigkeit greifen die Berater auf die nächste Präsentation – "Achtsames Investieren" – zurück. Dabei erläutern sie den Nachhaltigkeitsansatz der Bank, gehen auf das Thema Mikrofinanzierung in Afrika ein und hinterfragen schließlich, was dem Kunden beim nachhaltigen Investieren wichtig sei. 

Grundsätzlich wissen die Berater die Kundenfragen zum Thema Nachhaltigkeit zu beantworten. Der Kunde hätte sich allerdings an der einen oder anderen Stelle mehr Tiefe gewünscht. Vielleicht – so merkt er an – hätte die zusätzliche Präsenz des Assetmanagers zu mehr Tiefe und einer konkreteren Anlagestrategie bereits im Beratungsgespräch beigetragen. Leichte Schwächen zeigen die Berater überdies, als es um das sensible Thema "amerikanische Staatsanleihen" geht. Für den Kunden kommen diese aufgrund der in den USA praktizierten Todesstrafe nicht in Frage. Mit diesem Thema scheinen die Berater nicht ganz so vertraut zu sein. 

Eine günstige, doch externe Vermögensverwaltung

Was das Risikoprofil des Kunden betrifft, so gehen die Berater systematisch vor, um schließlich herauszufinden dass der Kunde zwischenzeitlich einen Verlust von 30 - 40 % aushalten kann, so dass für ihn eine entsprechend hohe Aktienquote in Frage kommt. Auch zu den Kosten äußern sich die Berater. Diese liegen bei günstigen 0,9 % p.a. All-In-Fee. Dies weiß der Kunde zu schätzen, ist dann nur negativ überrascht, als die Kundenbetreuer auf die Vermögensverwaltung zu sprechen kommen.

Diese nämlich ist nicht im eigenen Haus angesiedelt, sondern erfolgt über einen externen Anbieter in Form von Swisspartners. Und darunter leidet auch die Nachbetreuung. Der angekündigte Anlagevorschlag trifft später ein als ursprünglich angekündigt. Dabei trifft die Berater keine Schuld, welche den Kunden fortlaufend via Mails informiert haben. Aber die Abstimmung mit der externen Vermögensverwaltung führt eben zu entsprechenden Verzögerungen. Umso erfreulicher ist der Anlagevorschlag selbst. Tatsächlich enthält dieser alles, was zuvor besprochen wurde. Einzig der hohe Anteil an Investmentfonds i. H. v. über 50 % stört den Kunden, der Einzeltitel bevorzugt. Außerdem hält aus seiner Sicht nicht jede Depotposition den SRI-Kriterien stand. Insgesamt aber ist der Kunde mit dem Anlagevorschlag zufrieden und einverstanden. 


Preis-Leistungsverhältnis

Kosten

  • 0,8 % p.a. (ab 5,0 Mio. Euro) bis 1,0 % p.a. (ab 1 Mio. Euro)

Mindestanlagesumme

  • Fondsvermögensverwaltung ab 100.000 Euro
  • Private Banking ab 100.000 Euro
  • Vermögensverwaltung auf Einzeltitelbasis ab 500.000 Euro
  • Nachhaltige Vermögensverwaltung ab 1 Mio. Euro und auf Einzeltitelbasis ab 5 Mio. Euro


Dienstleistungsportfolio

  • Vermögensverwaltung
  • Vermögensberatung

Spezialitäten:

  • Family Office Service
  • Immobilien- und Leasingberatung

Nachhaltigkeitsexpertise

  • Nachhaltigkeitsresarch über Morningstar und Sustainalytics, außerdem "ESG-Leader innerhalb der Finanzindurstrie wie J. Sara Sarasin, LGT und Pictet
  • Weitere Kooperationspartner: Volksbank Vorarlberg, Bergos Berneberg Zürich, Swisspartners Zürich und Liechtenstein, ONE Asset Management AG, BodmerLyhs & Partner AG
  • Keine eigenen nachhaltigen Finanzprodukte
  • Verfügt über eigenes Nachhaltigkeitskomitee
Teilnahme am Performance-Projekt: Ja

Anschrift

  • Anschrift: Sigma Bank, Feldkirchen Straße 2, 9494 Schon, Liechtenstein
  • Internet: www.sigmabank.com

Fazit: Die Sigma Bank zeigt sich engagiert in der Kundenbetreuung und versorgt den Kunden mit allem, was er benötigt. Was die Unterlagen betrifft, so fühlt sich der Kunde jedoch eher "überversorgt" und hätte sich statt der losen Blättersammlung lieber eine kompakte Präsentation gewünscht. Das Thema "Nachhaltigkeit" weiß die Bank zwar zu bedienen, lässt es aber aufgrund fehlender Tiefe an Überzeugungskraft vermissen.

HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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