BW Bank überflügelt alle
Auch während der Corona-Krise verstanden es Vermögensverwalter, einen ausgewogenen Anlagevorschlag für die Verwaltung eines Stiftungsvermögens vorzulegen. Allerdings ist das Angebot für Stiftungen mit einem kleineren Anlagevolumen begrenzt. Die Banken und Vermögensverwalter scheuen den Aufwand, für Stiftungen mit weniger als einer Million Euro Anlagekapital ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Das ist das Ergebnis des aktuellen Markttests der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ in Zusammenarbeit mit dem Risikomessspezialisten Quanvest in Bad Homburg. „Die besten Anbieter stellten ihren Vorschlag am 27. und 28. Februar 2020 vor, als die Verwerfungen an den Kapitalmärkten bereits ihren Anfang genommen hatten“, so Ralf Vielhaber, Geschäftsführer von Fuchsbriefe in Berlin.
56 Banken und Vermögensverwalter und Banken waren angeschrieben worden, darunter auch 12 Anbieter aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz. Aber nur die Hälfte der angefragten Dienstleister, nämlich 28, reichten einen Anlagevorschlag ein. Die Anbieter sollten ein Vermögenskonzept auf Grundlage einer Anlagesumme von 350.000 Euro erstellen. Diese Summe war für viele Anbieter offensichtlich zu gering. Bei der Anlage sollten nachhaltige Investments berücksichtigt werden und eine transparente Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt werden. Zusätzlich wurden ein konkretes Honorarangebot und eine Übersicht der Gesamtkosten angefordert und um einen Hinweis zur Anpassung der Stiftungssatzung gebeten.
„Wer hierzulande eine Stiftung gründen möchte, hat im Prinzip gute Karten."
FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ kommen dennoch insgesamt zu einer positiven Erkenntnis: „Wer hierzulande eine Stiftung gründen möchte, hat im Prinzip gute Karten. Es gibt genügend Anbieter, die bei der Gründung, der Administration und dem Vermögensmanagement viel Kompetenz mitbringen und dies auch kleineren Stiftungen zugute kommen lassen. Kleine Stiftungen bis zu einer Million Euro Anlagevermögen machen schließlich nach Anzahl zwei Drittel des Marktes aus“, erläutert Ralf Vielhaber.
Das Bewertungssystem bestand aus fünf Kriterien. Im Zentrum der Betrachtung stand der eigentliche Anlagevorschlag, der mit 45% in die Gesamtwertung einfloss. Aus dem Anlagevorschlag sollte hervorgehen, wie die Experten den Vermögensstock erhalten wollen und zugleich regelmäßige Erträge erwirtschaften wollen, mit denen die Stiftung arbeiten kann. Die Investmentkompetenz geht mit 15% in die Wertung ein. Hier wird das Angebot unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten untersucht. Die Transparenz wird mit 14% gewichtet, das Serviceangebot der Dienstleister mit 6%. Die besten Dienstleister wurden zum abschließenden Beauty Contest eingeladen, der mit 20% das Ergebnis beeinflusste. Er war sozusagen die „mündliche Prüfung“ für die Kandidaten. Hier müssen die Banken ihren Vorschlag in einer Präsentation überzeugend darlegen.
Anlagevorschlag überzeugte nicht immer
Der Anlagevorschlag der Vermögensverwalter überzeugte nicht immer. „Manche Häuser zeigten wenig Engagement, einen positiven Eindruck zu hinterlassen“, erläutert Dr. Jörg Richter von FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ. „Es wurden nur Foliensammlungen versendet, die zwar von der Marketingabteilung schön gestylt waren, deren Inhalt aber oft trivial war und letztendlich langweilte“, so Richter.
Zwei Top-Anbieter
Wie schon im Vorjahr befinden sich unter den besten Stiftungsmanagern ausschließlich deutsche Anbieter. Zwei Anbieter erhielten das Prädikat „Top-Anbieter“, einmal wurde die Note sehr gut und dreimal die Note gut vergeben. An der Spitze findet sich mit großem Abstand die BW-Bank, die 84,3 von 100 möglichen Punkten erzielte und damit ihre Spitzenposition aus dem Vorjahr souverän verteidigt. Top-Anbieter müssen mindestens 95 % der Punkte des Erstplatzierten erzielen, außerdem dürfen sie in keiner Wertungskategorie schlechter als mit der Note „gut“ abschließen. Die Bank für Kirche und Caritas EG landet mit der Note „sehr gut“ auf Platz zwei, auf Platz drei kommt die Bethmann Bank und erhält ebenfalls das Prädikat „Top-Anbieter“. Der Abstand im Gesamtfeld war relativ groß. Den Erst- und den Neunt-Platzierten trennen fast 20 Punkte.
Die FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ wurde 2003 gegründet und ist ein Zusammenschluss zwischen dem Verlag FUCHSBRIEFE, Berlin und dem Institut DR. RICHTER | IQF, Hannover, ein Geschäftsbereich des Dr. Richter | Kompetenzzentrum Vermögen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht die Qualität im Private Banking zu untersuchen und transparent zu machen. Ihre Prüffelder sind die Beratung Vermögender, das Management von Stiftungsvermögen, die Vermögensverwaltung und die Vertrauenswürdigkeit der Anbieter von Vermögensdienstleistungen.
Die QUANVEST GmbH wurde von Christian Libor gegründet. Das Unternehmen betreibt das seit 2008 bei der Deutschen Börse AG entwickelte Datenprodukt SENSIS® und darauf aufbauend Services für Benchmark- und Trendanalysen, Risiko- und Investment-Controlling. Zielsetzung von QUANVEST ist es, alle Fragen von Investoren zu Kapitalmärkten und Produkten bestmöglich beantwortbar zu machen. QUANVEST betreibt dazu eigene F&E und ist regelmäßig Partner renommierter unabhängiger Institutionen und Redaktionen.