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Donner & Reuschel, Stiftungsmanagement 2020: Qualifikation

Gute Ansätze, aber zu wenig Orientierungshilfe

Donner & Reuschel geben ein Angebot ab. Reicht es zur Qualifikation? © Grafik: Verlag FUCHSBRIEFE
Donner & Reuschel verbindet Elemente eines individuellen Anlagevorschlags mit verschiedenen Fondskonzepten. Das ist gut gedacht, und auch Grundlagen werden gut und verständlich erklärt. Andere Teile sind nicht einfach einzuschätzen.

Der Ansprechpartner bei Donner & Reuschel stellt sich in seiner Antwort auf unsere Anfrage auch persönlich kurz vor: Aus eigener Erfahrung mit der Arbeit als Kirchenpfleger seien ihm die Herausforderungen der Vermögensanlage vertraut. Wie viele andere Banken und Vermögensverwalter rät er zu einem Vorab-Telefonat, teilt aber mit, man werde gern im vorgegebenen Zeitrahmen “Informationen im Rahmen des beratungsfreien Geschäfts” übermitteln. Das Haus gibt sich also ein wenig bedeckt, geht aber auf den Wunsch der Weiss-Jänicke-Stiftung nach schriftlichem Material ein.

Das fällt dann recht umfangreich aus. Donner & Reuschel liefert fristgerecht grundlegende Informationen zur Vermögensanlage, Factsheets zu ausgewählten Investmentfonds, ein  Musterreporting – also einen beispielhaften Kundenreport zu einem Wertpapierportfolio – und das PSP Webinar Vermögensanlage, in dem aus Sicht einer Kanzlei aktuelle Themen der Vermögensanlage für Stiftungen besprochen werden. Zum letzten Dokument verweist das Haus auf die Seiten mit “Lösungsansätzen, die ggf. auch für Ihre Stiftung von Vorteil sein könnten.” Es steht also einiges an Sichtungsarbeit bevor.

Eine Art Konzept

Allein das als “Persönliche Informationen” für die Stiftung betitelte Dokument ist 40 Seiten stark. Entgegen der verhaltenen Bezeichnung entpuppt es sich aber dann doch als eine Art Anlagekonzept mit mehreren Vorschlägen für stiftungsgeeignete Fonds.

Im vorangestellten Teil zu Haus und Investmentprozess erfährt der Kunde zunächst etwas zur über 200-jährigen Geschichte von Donner & Reuschel. Auch die wichtigsten Kennzahlen, und Kernkompetenzen sind auf jeweils einer Seite zusammengestellt. Non-Profit-Organisationen unterstütze man “umfänglich” bei der Verwaltung ihres Vermögens und biete neben der individuellen „klassischen“ Vermögensverwaltung auch die Umsetzung mittels Spezialfonds an. Auf die ausgewiesene Stiftungskompetenz ist man augenscheinlich stolz, denn mehrere Seiten sind der Aufstellung von Mitgliedschaften in Stiftungsnetzwerken und den erhaltenen Auszeichnungen im Bereich Stiftungsvermögen gewidmet. Eine Kurzbiographie des Beraters rundet diesen Teil ab.

Vorgaben erfasst

Auf Seite 13 findet sich der entscheidende Ausgangspunkt eines ordentlichen Anlgekonzepts: Die Erfassung der Rahmenbedingungen. Diese sind korrekt und auf den Punkt erfasst. Die wichtigsten Ziele (Vermögenserhalt, Ausschüttungen, Nachhaltigkeit) sind darin aufgelistet, und auch der Hinweis, dass die Stiftung (noch) nicht über Anlagerichtlinien verfügt, fehlt nicht.

Mit einigen Grafiken leitet Donner & Reuschel zu den Portfolioideen über. Der Kunde sieht Illustrationen, die helfen sollen, die eigene Anlage- und Risikomentalität einzuschätzen, und eine Erläuterung zum Thema Aktien, die in Zeiten historisch niedriger Zinsen gerade über längere Zeiträume “erhebliche Mehrerträge” generieren könnten, aber eben auch schwankungsanfällig sind.

Nachhaltigkeitsansatz

Donner & Reuschel wartet mit dem “magischen Dreieck” auf: “Werden zusätzlich (zu Sicherheit, Liquidität und Rendite) die nicht-ökonomischen Ziele Ethik und Nachhaltigkeit verfolgt, wird das sogenannte “Magische Dreieck der Geldanlage” zum “Ethisch-nachhaltigen Anlage-Dreieck” erweitert.”

Neben dieser gern herangezogenen Grafik gibt das Haus noch einige sehr allgemeine Informationen: “An den Geld- und Kapitalmärkten” hätten sich verschiedene Instrumente zur Berücksichtigung ethisch-nachhaltiger Aspekte entwickelt. Dazu zählten u.a. Ausschlusskriterien, Positivkriterien, Impact Investing oder die Unterzeichnung von Initiativen und Richtlinien. Wie das Haus selbst mit dem Thema umgeht bzw. es in Portfolios umsetzt, wird hier allerdings mit keinem Wort erwähnt.

Beratung vs. Vermögensverwaltung vs. Fondslösung

Donner & Reuschel stellen fest, dass die Stiftung ihr Vermögen bislang im Rahmen der Anlageberatung weitgehend selbst verwaltet habe und ein Wechsel in eine Vermögensverwaltung mit kompletter Delegation des Portfoliomanagements möglich sei. Diese sei jedoch, stellt das Haus treffend fest, deutlich kostenintensiver.

Unter anderem deshalb böten sich Stiftungen so genannte “vermögensverwaltende Fonds” an. Hierbei könnten zudem nachhaltige Aspekte berücksichtigt werden. Scheinbar hält Donner & Reuschel eine solche Lösung für die geeignetste, denn derartige Lösungen möchte man im nächsten Kapitel vorstellen.

Portfolioideen

Ab jetzt allerdings wird es ein wenig unübersichtlich. In einer Darstellung mit dem Titel “Beispielhafte Berechnung für ein stiftungsgeeignetes Portfolio” sieht der Kunde Minimal- und Maximalquoten für Aktien, Anleihen und Liquidität und darauf basierend Rendite- sowie Verlusterwartungen. Das ist aber allgemein gehalten, und die Weiss-Jänicke-Stiftung ist darin nicht “einsortiert” – eine Einordnung muss der Stiftungsvorstand auf Basis der Hinweise zur Anlegermentalität selbst vornehmen.

Donner & Reuschel zeigt zwei Möglichkeiten eines “beispielhaften” Portfolioaufbaus. Die eine besteht aus zwei Stiftungsfonds, dem Vermögenspooling-Fonds 3 und dem Flossbach von Storch – Stiftung SR zu jeweils 50%. Die zweite Variante enthält sieben Einzelfonds, wobei fünf Rentenfonds 60% des Portfolios stellen und die 40-prozentige Aktienquote über zwei weitere Fonds – einen ETF und einen Investmentfonds – abgebildet wird.

Fondsdetails, aber keine Portfolioübersicht

Zu allen neun Fonds gibt es einen jeweils einseitigen Steckbrief, genauere Informationen sind den jeweiligen Factsheets zu entnehmen. Das ist natürlich interessant, aber jeder Laienkunde dürfte damit überfordert sein, selbstständig auf Basis dieser Informationen Rendite- und Risikozahlen sowie Ausschüttungen der Gesamtportfolios zu ermitteln, ohne längere Berechnungen anzustellen. Hier fehlt ganz klar eine Überblicksdarstellung, und der Leser würde mehr von einer solchen Darstellung für eines der beiden vorgeschlagenen Portfolios profitieren.

Auch die Nachhaltigkeitsdaten sind nicht unbedingt aufschlussreich. Bei den beiden Stiftungsfonds heißt es zum Vermögenspooling-Fonds 3 kurz und bündig, Nachhaltigkeit spiele “keine zentrale Rolle”, beim Flossbach von Storch-Fonds wird sie immerhin “berücksichtigt”. Letzteres gilt nur für einen der Anleihefonds im zweiten Vorschlag, und natürlich für die beiden Aktienfonds. Gut: Am Ende dieses Kapitels liefert das Haus einige Ideen zur gewünschten Weiterentwicklung der Anlagerichtlinie, etwa die Bildung einer Umschichtungsrücklage (eine solche kann auch zur Erfüllung des Stiftungszwecks genutzt werden) und die Festschreibung des realen Vermögenserhalts. Das ist an dieser Stelle zwar etwas zusammenhanglos, aber willkommen.

Gebühren: Auch hier fehlt die Übersicht

Auch die Gebühren”übersicht” ist nicht sehr aussagekräftig. Anstelle einer Kostenangabe für die beiden Beispielportfolios sieht der Kunde folgende Informationen: Tätigkeit der Bank ausschließlich im Rahmen des beratungsfreien Geschäfts, kostenfreie Führung eines Abrechnungskontos (ohne Zahlungsverkehr), Depotpreis von 0,25% p.a. zzgl. USt., Transaktionskosten von 0,75% bei An- und Verkäufen “aller Wertpapiere” und keine Ausgabeaufschläge bei Investment-Fonds “sofern diese unser Bankhaus zum NAV erhält”.

Abgesehen davon, dass eine Abkürzungserklärung des Fonds-Nettovermögenswertes (NAV) angebracht wäre bleibt unklar, wie ein Kunde – zumal mit wenig Vorerfahrung – aus dieser kryptischen Darstellung die Kosten der beiden besprochenen Fondslösungen ersehen soll. Vor allem der Teil mit den Transaktionskosten sowie die Frage, welche der Investment-Fonds das Bankhaus zum NAV erhält bleiben ein Rätsel. Eventuell würde hier die Vertiefung in die ebenfalls knapp 40 Seiten Factsheets helfen – aber hatte die Stiftung nicht im Anschreiben auf das stark begrenzte Zeitkontingent des ehernamtlich tätigen Entscheiders hingewiesen?

Ergänzungen

Dem Konzept legt Donner & Reuschel die Factsheets zu den neun Fonds, ein Musterreporting, aus dem ersichtlich ist, wie so etwas für das Stiftungsportfolio aussehen wird (inklusive einer detaillierten Einzeltitel-Aufstellung) und das erwähnte PSP-Webinar “Alles unter Kontrolle? Stolpersteine bei der Vermögensanlage von Stiftungen” bei. Die beiden erwähnten Seiten mit Lösungsansätzen erweisen sich als Listenübersicht der zu beachtenden Aspekte wie Risikobereitschaft, Diversifikation, Verwalterauswahl usw. und bieten keinen echten Mehrwert.

Adresse

DONNER & REUSCHEL Aktiengesellschaft
Privatbank seit 1798
Friedrichstraße 18
80801 München

Deutschland

Website: https://www.donner-reuschel.de

Ansprechpartner zum Thema Stiftungen

Christian Opelt  
Bankdirektor Institutionelle Kunden – Kirchen und Stiftungen
Telefon: +49 89 2395 - 1787
Mailadresse: christian.opelt(at)donner-reuschel.de

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Donner & Reuschel liefert viel Material, überlässt dessen Einordnung aber weitgehend dem Leser. Vorgaben und Ziele sind dokumentiert, fließen jedoch nicht in eine Herleitung von Renditebedarf und Risikotoleranz ein. Bei der Nachhaltigkeit hält sich das Haus bedeckt, erklärt nur, was “am Markt” an ethisch-nachhaltigen Instrumenten zum Einsatz kommt. Die Kostendarstellung bleibt mysteriös. Das Interesse des Kunden ist geweckt, er bräuchte aber Hilfestellung vom Haus, um das Konzept einzuschätzen.

Empfehlung: Donner & Reuschel reicht eine Art Konzept ein und qualifiziert sich damit im Wettbewerbsvergleich damit für die Endauswahl, den Beauty-Contest".

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