Individuell, nachhaltig und transparent mit kleinen Abstrichen
Die Bank im Bistum Essen gibt sich enthusiastisch und erklärt bereits in ihrer ersten Reaktion, dass sie an einer Zusammenarbeit sehr interessiert sei, denn: Man betreue bundesweit Stiftungsmandate und stehe gern auch bei Beratungsgesprächen vor Ort zur Verfügung. Vorab möchte die Bank einen Telefontermin vereinbaren, um noch ein paar Einzelheiten abzustimmen. Sie erklärt aber bereits an dieser Stelle, dass sie gern einen individuellen Anlagevorschlag erstellen wird.
Die Mitteilung der Weiss-Jänicke-Stiftung, dass sie aufgrund ihres begrenzten Zeitkontingents auf ein telefonisches oder persönliches Erstgespräch verzichten und eine Vorauswahl auf Basis schriftlicher Angebote treffen möchte stellt hier, anders als in manch anderem Fall, nicht das Ende der Kommunikation dar. Die Bank zeigt Verständnis und liefert innerhalb der gesetzten Frist den gewünschten Anlagevorschlag inklusive ausführlicher Produktinformationen.
Kurzpräsentation des Hauses
Der individuelle Anlagevorschlag umfasst 33 Seiten und ist unterteilt in eine Kurzvorstellung des Hauses, das Thema Nachhaltigkeit und den eigentlichen Anlagevorschlag. Gut! Die Bank hat zugehört und verstanden, dass der Stiftungsvorstand dem Bereich Nachhaltigkeit große Bedeutung beimisst.
Über die Bank erfährt der Leser, dass sie 15.500 Kunden betreut und viele davon kirchliche Einrichtungen, Stiftungen und andere gemeinnützige Organisationen sind. Sie agiert weltweit in über 50 Ländern und erklärt Nachhaltigkeit und Fairness zur Unternehmensphilosophie.
Nachhaltigkeit im eigenen Haus
Die Bank begreift Nachhaltigkeit im Sinn der katholischen Soziallehre ökonomisch, sozial und ökologisch und hat ein eigenes Nachhaltigkeitsteam mit dem Monitoring ihrer Kriterien betraut. Als “Fair Banking” will sie die eigene Unternehmenskultur verstanden wissen. Innerhalb der eigenen Unternehmensstrategie legt sie besonderes Gewicht auf ökologische Aspekte und informiert in einer Auflistung über ihre diesbezüglichen Maßnahmen seit 2006. Dazu zählen der Einsatz von Ökostrom im eigenen Haus und der klimaneutrale Geschäftsbetrieb seit 2015.
Auf den folgenden Seiten erfährt der Kunde zwar noch etwas mehr über das Nachhaltigkeitsteam und (in einer Grafik) den Nachhaltigkeitsaspekt in Geschäftspolitik, -betrieb und Produkten. Über Nachhaltigkeit im Anlageprozess wie etwa den Einsatz von Filtern oder die Anwendung der ESG-Kriterien – den Punkt, der potenzielle Anleger eigentlich interessiert – verliert die Bank aber zumindest an dieser Stelle kein Wort. So liest sich das Nachhaltigkeits”kapitel” der Präsentation eher wie ein Marketingprospekt.
Finanzinstrumente im Portfolio
Im Anlagevorschlag sieht der Kunde vier verschiedene Fonds sowie einen Posten “Genossenschaftsanteile BIB”. Daraus geht hervor, dass die Bank das Vermögen der Stiftung zu 37,5% in Anleihen und zu 22,5% in Aktien investieren möchte. Auf Immobilien entfallen 20%, auf Mikrofinanz 11,4% und auf die genannten Genossenschaftsanteile 8,6%. Die Anleiheseite will die Bank über einen Mischfonds (KCD-Union Nachhaltig MIX I) abbilden, der global zu 75% in Renten und zu 25% in Anleihen und dabei schwerpunktmäßig in Euro-Wertpapiere investiert. Mit dem BIB Nachhaltigkeit Aktien Global stellt sie auch einen hundertprozentigen Aktienfonds in den Raum. Die Anlageklassen Immobilien und Mikrofinanz sind über entsprechende Fonds dargestellt.
Einer sehr übersichtlichen tabellarischen Darstellung sind die wichtigsten Eckdaten der vier Fonds und der Anteile auf einen Blick zu entnehmen. Neben den Anteilen in Euro und Prozent des Anlagevolumens sind die laufenden Kosten p.a. und die Ausgabeaufschläge der Fonds sowie für alle fünf Produkte die Wertentwicklung seit Auflage und die Ausschüttung in Euro pro Anteil ausgewiesen. Gut – es handelt sich um eine leicht verständliche Darstellung, an die sich zu jedem Produkt eine Auflistung der wichtigsten Stichpunkte anschließt. Die ausführlicheren Beschreibungen kann der Kunde in den separat mitgelieferten Produktinformationen lesen. So bekommt der Leser rasch einen Überblick und muss die wichtigsten Eckdaten nicht aus einer überwältigenden Informationsfülle herauslesen.
Nachhaltigkeitstransparenz erfüllt
Das Haus verweist darauf, dass es sich bei allen vier Fonds, wie die Fondsnamen bereits nahelegen, um ethisch-nachhaltige Anlagelösungen handelt. Für den Mischfonds und den Aktienfonds zeigt die Bank den Auswahlprozess nach ethischen und nachhaltigen Kriterien auf. Damit hat sie das Kriterium eines entsprechenden Transparenzbeispiels erfüllt.
Zum Thema Mikrofinanz liefert die Bank auch eine Übersicht unter der Überschrift “Warum in Mikrofinanz investieren?”, in der sie die wirtschaftlichen und ethischen Vorteile der möglicherweise nicht jedem Anleger bekannten Anlageklasse darstellt. Auch das ist gut gemacht und transparent.
Bewertung Anlagevorschlag
Die BIB erfasst die Wünsche und Eckdaten des Stiftungskunden korrekt und liefert einen übersichtlichen Anlagevorschlag inklusive der ausdrücklich gewünschten Transparenzdarstellung zum Thema Nachhaltigkeit. Dass sie sich im Anlagevorschlag als Hauptdokument vergleichsweise kurz fasst und die Detailinformationen zu den eingesetzten Fonds in separate Dateien packt erlaubt es auch Laien, das Wichtigste schnell zu erfassen. Die Bank hat sich den Hinweis auf das knappe Zeitkontingent des Entscheiders scheinbar zu Herzen genommen. Leider hat sie es dabei an einigen Stellen etwas übertrieben: Die geografische und die Währungsallokation der verschiedenen Fonds ist nur in den Einzelproduktbeschreibungen zu finden. Das macht es für den Laien nicht unbedingt einfach, eine Einschätzung zur Diversifikation zu treffen.
Auch sonst fehlt einiges, dass für die Entscheidungsfindung des Kunden wichtig wäre, beispielsweise eine Gesamtdarstellung der Rendite- und Ausschüttungserwartung und der Kosten. Zwar finden sich in der tabellarischen Übersicht Wertentwicklung, Ausschüttung pro Anteil und Kosten der genannten Produkte. Wenn der Kunde diese Zahlen aber für das von ihm eingesetzte Vermögen erfahren möchte, muss er selbst rechnen. Klarer Minuspunkt: Die Kosten für das Mandat sind nicht angegeben. Und auch einen Stresstest sucht der Leser vergebens.
Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung |
Unterstützung während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden ... bei der Auswahl des Stiftungszweckes ... bei der Konzeption einer Stiftungslösung ... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung mit den Mitarbeitern der Bank |
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung |
Unterstützung ...bei der Koordinierung von Bankverbindungen ...bei Strategiegesprächen Über Netzwerke können Angebote dargestellt werden Durchführung mit externen Kooperationspartnern (vor allem bei rechtlichen Fragen) |
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung |
Unterstützung bei ...Rechnungslegung ...Jahresabschluss bei eigenen Treuhandstiftungen Durchführung mit Mitarbeitern der Bank |
Mitarbeit in Stiftungsgremien |
Ja, im Beirat oder Kuratorium Durchführung mit eigenen Mitarbeitern |
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung |
Ja, mit eigenen Mitarbeitern |
Angebot von Treuhandstiftungen |
Ja, mit eigener Treuhänderin. Zur BIB FAIRBANKING Stiftung gehören 26 Treuhandstiftungen. |
Weitere Services für Stiftungen |
Fachvorträge |
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz? |
Seit 2004 |
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie? |
354 mit einem Stiftungsvermögen von 250 Millionen Euro. |
Haben Sie eine eigene Stiftung? |
Ja, seit 2004. |
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen? |
kirchliche und staatliche Stiftungsaufsichtsbehörden |
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz? |
Nur in Essen, da es keine weiteren Filialen gibt. |
Adresse
BANK IM BISTUM ESSEN eG
Gildehofstr. 2
45127 Essen
Deutschland
Website: https://www.bibessen.de
Ansprechpartner zum Thema Stiftungen
Ralf Sandkühler
Financial Consultant / Zertifizierter Stiftungsberater
Telefon: +49 201 2209-416
Mailadresse: ralf.sandkuehler(at)bibessen.de
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Die Bank geht auf die Stiftung ein und holt sie beim Thema “Nachhaltigkeit” ab. Sie liefert einen nicht zu voluminösen und übersichtlichen Anlagevorschlag, den sie um Details ergänzt. Das ist mehr, als von vielen Wettbewerbern kommt, so dass sie auch aufgrund ihrer ausgewiesenen Erfahrung mit caritativen Einrichtungen in die engere Wahl kommt. Einige Abstriche gibt es dennoch, denn Kostenübersicht, Renditeerwartung und Stresstest sollten auch in einer ersten Ausarbeitung nicht fehlen.
Empfehlung: Die BiB qualifiziert sich trotz mancher Schwachstelle im Wettbewerbsvergleich für die Endauswahl, den Beauty-Contest".